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Autobatterie aus der Wieseck geholt

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Von: Rüdiger Schäfer

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Im und am Gewässer wird die Wieseck gesäubert. Dabei kommt so mancher Unrat zum Vorschein. Foto: Schäfer © Schäfer

»Clean Up Walk«, »Sauberkeitspaten«, »Geocaching« und Agenda21-Gruppe haben sich in Gießen zu einer Aufräumaktion getroffen. Wie so oft ist dabei einiges an Müll zusammengekommen.

Gießen . Kopfschütteln bei Passanten: Gerade wird aus dem Wasser der Wieseck an der Brücke der Bahnhofstraße eine Autobatterie über das Brückengeländer hochgezogen. Die »Sauberkeitspaten« vom Verein Ehrenamt Gießen befreiten gemeinsam mit der Initiative »Clean Up Walk Gießen« sowie Aktiven von »Geocaching« am Wochenende die Wieseck und ihr Ufer von der Frankfurter Straße über die Bahnhofstraße vom Müll. Um im Flusswasser waten zu können, wurden über die Bürgerstiftung der Sparkasse Gießen Anglerhosen mit integrierten Gummistiefeln, dornensichere und stichfeste Handschuhe und Seile für die Müllsäcke beschafft.

Alle Teilnehmer vorher geschult

Die »Sauberkeitspaten« wurden angeführt von der Geschäftsführerin des Vereins, Angelika Nailor. Als Vorsitzender des Ehrenamtes und stellvertretender Vorsitzender des Gartenamtes packte Luwig Wiemer tatkräftig mit an. Im Vorfeld hatte es ein gemeinsames Treffen mit dem Amtsleiter des Stadtreinigungs- und Fuhramts, Ralf Pausch, gegeben, um die mit Garten- und Umweltamt abgestimmte Aktion und Einzelheiten zu erörtern. Wiemer zu den Belangen des Vogelschutzes bei dieser Aktion: »Alle Leute hier wurden geschult, nicht in die Büsche zu gehen, wo Brüter sein könnten.« Bereits am Vormittag war die Agenda21-Gruppe »Urbane Gewässer« mit zehn Leuten an der Bleichstraße aktiv, um Unrat zu bergen.

Für die vor drei Jahren in Gießen ins Leben gerufene Initiative »Clean Up Walk«, der 70 Studenten und vor allem jüngere Werktätige derzeit angehören, sei es das erste »Clean Up Dive« - das Säubern im und am Gewässer - erzählt Kevin Serdal Altuntas, der als Feinmechaniker im Bereich Physik der JLU arbeitet. Der Clean Up Walk ist zumeist zweiwöchentlich in der Stadt unterwegs, um sie von achtlos weggeworfenem Unrat zu befreien.

So auch am Ende des Zuges der Nachttanzdemo. »3350 Flaschen und Dosen haben wir im Nachgang eingesammelt. Die erhaltenen 489 Euro Pfand haben wir in Ausrüstung investiert«, so Altuntas. Dass zumeist jüngere Leute zum Müllsammeln inspiriert werden, liegt an der lauten Technomusik, die die Aktionen begleiten. Dabei geht es einerseits um Spaßhaben, andererseits darum, Aufmerksamkeit zu erzeugen.

So auch diesmal, als sich ein Dutzend Aktive bei Technoklängen die etwas unwegsamen Treppenstufen an der Brücke der Frankfurter Straße hinab zur Wieseck begeben. Ein Seil ist als Handlauf zur Sicherung gespannt. Während sechs Aktive mit Anglerhosen im Wasser waten, sind andere dabei, den Uferstreifen zu säubern und das aus dem Wasser Herausgefischte sicher nach ober zu bugsieren. Kleinigkeiten wie Schuhe, Taschen, Krücken, Deckenlampen werden in Müllsäcke gestopft und diese an Seilen geknotet über das Brückengeländer nach oben gezogen. Zwei wohl abmontierte Verkehrsschilder bedeuten den ersten Fund, gefolgt von einem mobilen Verkehrsschild mit Stange, auf der die Sperrung der Alicenstraße im Vorjahr angekündigt wurde. Der Standfuß ist so schwer, dass er separat nach oben gehievt werden muss.

Geocaching, im deutschsprachigen Raum auch GPS-Schnitzeljagd genannt, ist eine Art Schatzsuche. Die Verstecke (Caches) werden anhand geografischer Koordinaten im Internet veröffentlicht. Diese können anschließend mithilfe eines GPS-Empfängers gesucht werden. Die Mitglieder engagieren sich auch für den Umweltschutz.

So waren am Vormittag einige im Busecker Waldgelände zugange, um bei Baumpflanzungen mitzuhelfen. Andere sind am Nachmittag an der Wieseckbrücke Bahnhofstraße, wo es keinen Abstieg gibt. Gesichert seilen sich mehrere hinunter zur Wieseck, um Unrat aus dem Wasser zu bergen. Als schlimmsten Umweltfrevel finden sie eine Autobatterie, deren Gehäuse teils beschädigt ist. Da drängt sich die Frage auf: Wenn ich die Batterie schon nicht fachgerecht entsorge, wieso dann nicht einfach am Brückengeländer abstellen, anstatt das Wasser zu verseuchen? Wer begeht solchen Umweltfrevel und wieso?

Stunden später, nach Ende der Aktion, stapeln sich zwei riesige Haufen, darunter 30 Müllsäcke. Auch zwei Fahrräder, ein Stuhl und großflächige Folien befinden sich beim sonstigen Sperrmüll.

Wiemer bemerkt abschließend: »Wichtig ist, dass wir nicht nur Müllquantität sammeln. Die vielen kleinen Zigarettenstummel, die man überall sieht, verseuchen sieben Jahre lang den Untergrund.«

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