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Autofahrer suchen Schlupflöcher

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Die Straße Sportfeld wird als Ausweichstrecke genutzt, obwohl sie nur für Anlieger frei ist. Foto: Jung © Jung

Anwohner am Sportfeld in Kleinlinden sind genervt, weil durch die Sperrung der Frankfurter Straße und der entsprechenden Umleitung immer mehr Autofahrer diese Abkürzung nehmen.

Gießen. Die Wetzlarer Straße in Kleinlinden ist im Teilstück von der Frankfurter Straße bis Zum Maiplatz wegen Bauarbeiten gesperrt, die Umleitungsstrecke ist gut ausgeschildert. Doch nicht alle motorisieren Verkehrsteilnehmer nutzen sie, wie es vorgeschrieben ist, und suchen Schlupflöcher. Eines ist die Straße Sportfeld, die eigentlich nur für Anlieger freigegeben ist. Das rief jetzt den Ortsbeirat auf den Plan, der von der Stadt Maßnahmen zum Schutz der Anwohner fordert. Es habe sogar schon eine Massenkarambolage gegeben, hätten Anwohner die Situation geschildert, berichtete Ortsvorsteher Klaus Dieter Greilich.

Tempo 30 überwachen

Tempo 30 müsse dort überwacht werden, fordern die Bürgervertreter bei Enthaltung von Günter Helmchen (FW). Kontrollen zum unzulässigen »Anliegerverkehr« durch die Polizei fänden statt, berichtete Ralf Sänger (Bündnisgrüne) und sprach sich dagegen aus, dass erneut mit einem Antrag polizeiliche Überwachung gefordert wurde. Doch FDP, CDU und SPD stimmten bei seiner Enthaltung und der von Günter Helmchen zu. Den von der FDP angeregten weiteren Maßnahmen, die gegebenenfalls notwendig werden auch im Blick auf die nun beginnende Freibadsaison, schlossen sich FDP, SPD und ein Bündnisgrüner an. Der Rest des Gremiums enthielt sich.

Eva Janzen (SPD) sah den FDP-Berichtsantrag zur Heide als »Auskunftsersuchen an die Straßenverkehrsbehörde oder das Hochbauamt« und »nicht als politischen Antrag«. Umfangreich war das Papier, das Auskunft verlangte über den Untergrund des Straßenzuges, des Baulastträgers, die Gründe für den Abriss eines einsturzgefährdeten Hauses. Es verbreitete etwas Panik, wie in der Diskussion deutlich wurde. Ein Wohnhaus musste abgerissen werden, weil es einsturzgefährdet war, informierte die FDP. Den Magistrat will jetzt das Gremium fragen, ob »weitere abrissreife Häuser« dort bekannt seien. Und ob als Vermeidung des Abrisses die Herausnahme des Linienbusverkehrs hilfreich sein könne. 100 Stadtbusse mit einem Gewicht von 18 Tonnen befahren täglich die Heide, obwohl das zulässige Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen dort festgelegt ist, trug Antragsteller Arne Sommerlad vor. »Der Gelenkbus hat dort nichts zu suchen«, verdeutlichte Günter Helmchen seine Position.

»Steter Tropfen höhlt den Stein«

Anja Helmchen (CDU) verdeutlichte nach der sich abzeichnenden ablehnenden Haltung, es sei guter Brauch in Gremien, Berichtsanträge zu unterstützen. Sie seien ein wichtiger Weg. »Steter Tropfen höhlt den Stein«, meinte sie zur Diskussion über die Heide, die schon 15 Jahre anhalten würde. Dr. Ralf Sänger nervte die Diskussion um die Gelenkbusse; im Nahverkehrsplan ist vorgesehen, dass nur noch Solobusse eingesetzt werden. Doch das dauert noch rund zwei Jahre. Der Ortsvorsteher verdeutlichte, die Sorgen und Nöte der Bewohner seien nach dem Abriss gewachsen.

Schließlich wurde der Antrag getrennt abgestimmt, Einstimmigkeit gab es nur zur Nachfrage, wann die grundhafte Sanierung in der Heide so durchgeführt wird, dass sie auch für das Durchfahren der Busse tatsächlich geeignet ist. Zustimmung für die restlichen sechs Fragen kam von FDP, FW, CDU, eine CDU-Enthaltung gab es bei Gegenstimmen von SPD und Grünen.

Nicht nur der »Arion« Männerchor möchte wieder andere Räumlichkeiten im Bürgerhaus - am liebsten den Saal - für seine Chorproben nutzen. Auch die Vertreterinnen vom Gesangverein Eintracht machten murmelnd deutlich, dass auch sie betroffen sind. Die FDP befürchtet, dass durch das Ausweichen wegen der Heizkosten in andere Räume die Vereinsarbeit massiv leide. Anja Helmchen war sich nicht sicher, ob der Ortsbeirat sich in das Spannungsfeld zwischen Arion und Stadthallen GmbH einmische sollte.

Dr. Ralf Sänger machte den Vorschlag, der Ortsbeirat solle an den Gesprächen teilnehmen. Günter Helmchen sprach von »dünnem Eis« und von »verhärteten Fronten«, die zwischen dem Männerchor und der Pächterin bestehen. Der FDP-Antrag wurde nach mehreren Anläufen umformuliert. Schließlich beschloss der Ortsbeirat, Gespräche mit der Stadthallen GmbH mit dem Ziel zu führen, dass den Kleinlindener Vereinen wie dem Arion Männerchor, Eintracht und weiteren, geeignete Räume zur Verfügung gestellt werden. Abstimmungsergebnis: Einstimmig.

Stefan Prange und Jürgen Sauer hatten die Gelegenheit, die Zukunftswerkstatt vorzustellen. Aus der Frage »Was soll mit Kleinlinden in den nächsten Jahren passieren?«, entwickelte sich 2019 eine Idee, um diese ins Leben zu rufen. Die Zukunftswerkstatt ist eine informelle Versammlung von am Thema interessierten Menschen und offen für weitere Teilnehmende, informierten die beiden Vertreter. Mit einem öffentlichen Workshop tritt die Zukunftswerkstatt zum ersten Mal in der Öffentlichkeit auf und sucht Mitwirkende für den 17. Juni. Beginn ist um 10 Uhr.

Öffentlicher Workshop

Prange machte deutlich, das solle »keine Versammlung der politischen Parteien« sein, sondern alle Bürger können gerne teilnehmen. Er sprach von einem »harten Kern«, der bislang zusammenarbeite.

Das soll sich nach seinem Wunsch ändern, doch ein wenig skeptisch blickt er in Bezug auf die Teilnahme in die weitere Arbeit. Auf jeden Fall bekommen die Stadtverwaltung und der Ortsbeirat die Ergebnisse des Workshops, versprach er. Wer mitmachen möchte, muss sich anmelden.

Informationen auf der Homepage www.kleinlinden.de.

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