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Bachchoräle und Aschenbrödel

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Ein breites musikalisches Spektrum auf hohem Niveau erlebten die Besucher beim zweiten Aventskonzert der Liebigschule Gießen in der Bonifatiuskirche.

Gießen. Auch das zweite Adventskonzert der Liebigschule, diesmal in der Bonifatiuskirche, war ein niveauvolles Ereignis. Die jungen Musiker zeigten höchst ansprechende Leistungen und nicht zuletzt großes, spürbares Engagement bei ihrem Tun. Das gemeinschaftliche »Macht hoch die Tür« zum Finale bekräftigte, dass man einem angenehm bewegenden Konzert beigewohnt hatte.

Schon der Auftakt, Thomas Dubois‹ Toccata, wurde von Jonathan Pilatz in ein markantes Erlebnis verwandelt. Er musizierte flott, transparent und mit sehr guter Dynamikdifferenzierung. Fast tänzerisch, dann geradezu lyrisch und angenehm erzählerisch,entfaltete er schließlich den Klang klug ins Große; ein Glanzlicht.

Leitender Pfarrer Erik Wehner begrüßte die Gäste wohltuend natürlich und verbindlich zugleich. Und bekannte, dass er zwar auf dem Landgraf-Ludwigs-Gymnasium Abitur gemacht habe, aber an der Liebigschule im Musikleistungskurs gewesen sei.

Das Vororchester unter Carolin Ratz lieferte den kurzen »Hanukka-Song« prägnant und sicher ab. Unter Sabine Schuppe musizierte das junge Ensemble dann mit dem dritten Satz aus der Symphonie Nr. 75 von Haydn sauber, recht fest, differenziert und schön. Das Publikum ließ sich an diesem Abend nicht lumpen - es gab Riesenbeifall.

Runder Klang

Ratz dirigierte das Ensemble weiter. Das unter dem erkrankten Michael Zarniko offenkundig bestens eingeprobte »Drei Haselnüsse für Aschenbrödel« wies einen schönen runden Klang auf, gutes Tempo und Transparenz und vor allem eine spürbar festliche Stimmung bei sehr guter Geschlossenheit.

Einen aparten Akzent setzte das Harfenensemble unter Cordula Poos. Der fragile Klang setzte sich sehr gut gegen den enormen Hall des Hauses (Spitzname »Hallig Gießen«) durch, was für alle Darbietungen des Abends galt.

Große Sicherheit bewies Thomas Bernsdorffs Gitarrenspielkreis. Auffällig konzentriert und stimmungssicher lieferten sie das Evergreen »Rudolph the red nosed reindeer« mit einem charmanten Älpler-Groove ab und machten im Duo mit den Bearbeitungen zweier Bach-Choräle eine prima Figur: ganz geschlossen und wirklich schön.

Die Junior-Band unter Carolin Ratz erhöhte sodann das Tempo. Mit drei Pop- und Swingtiteln, im ersten minimal unsicher, ging es fetzig weiter. Im dritten Teil, sehr differenziert musiziert, entstand teilweise ein leicht weihnachtliches Flair.

Der Rest des Abends gehörte dem Chorgesang, Leitung Herrmann Wilhelmi, Peter Schmitt und Florian Ilge. Im ersten Block mit Chor 6 gab es schöne, warme Harmonien sowie Popelemente, insgesamt war das konzentrierte Arbeit mit spürbarem Engagement. Und »Santa Claus is coming« kam richtig flott und emotional.

Chor 5 und 6 gemeinsam erweiterten stark und fröhlich das Klangspektrum mit großem Charme und agierten knackig mit ansteckendem Klatschen auf die Zwei, das Publikum zog mit - das Ganze mit religiösen Texten und weltlicher Fröhlichkeit. Chor 7 und 8 legten mit Abbas »Does your mother know« noch einen Zahn zu, jetzt kam wirklich Bewegung ins Haus. Sie erreichten bei tadelloser Leistung allerdings nicht die explosive Frische der Vorgänger, hatten aber viele Überraschungen im Gepäck.

Das Finale bestand im gemeinsamen Singen von »Macht hoch die Tür« zur bewährten Begleitung von Jonathan Pilatz an der Orgel. Groß im Klang und schön; ein verbindender Abschluss. Direktor Dirk Hölscher dankte allen Beteiligten herzlich für ihren besonderen Einsatz und das gute Gelingen des Konzerts.

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Ob mit religiösen Texten oder weltlichen Liedern - das Lio-Adventskonzert brachte weihnachtliche Stimmung. Fotos: Schultz © Schultz

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