Barrierefreiheit verbessern

Verkehrskoordinator Patrik Jacob stellt im Behindertenbeirat der Stadt Gießen den Verkehrsversuch Anlagenring vor und Verbesserung der Barrierefreiheit in Aussicht.
Gießen. Der Verkehrsversuch am Anlagenring schürt Ängste. Diese zu nehmen, war die Intention von Patrik Jacob. Der städtische Verkehrskoordinator sprach vor den Mitgliedern des Beirates für die Belange von Menschen mit Behinderungen; kurz Behindertenbeirat genannt. Jacob ist seit Februar im Amt. »Es muss keiner Angst haben, dass der Rettungsdienst nicht mehr zu seiner Wohnung am Anlagenring kommen kann«, verkündete er.
Es sei nicht so, dass die Autos nur auf den beiden Außenspuren des Ringes auf einer Einbahnstraße entgegen dem Uhrzeigersinn fahren dürften. Und nur die Radfahrer im Gegenverkehr auf den beiden inneren Fahrspuren. So würden die Busse wie bisher im Uhrzeigersinn alle Haltestellen mit dem gewohnten Fahrplan anfahren, auf dem Innenring allerdings nur auf der rechten Fahrspur. Denn auf der bisherigen Überholspur gäbe es dann den Gegenverkehr mit Fahrrädern. Ebenso würde die Müllabfuhr wie gewohnt die Abfalltonnen auch auf dieser Häuserseite leeren. Ebenfalls dürfe der Rettungsdienst bei Noteinsätzen die Fahrradspur nutzen. Das gleiche gelte für die Autofahrer, die ihren Parkplatz an ihrem Wohngebäude direkt an der Ringinnenseite haben. Eine Sonderregelung würde zudem für die Parkhäuser getroffen, die sich an der Innenstadtseite befinden. Während man generell auf den Anlagenring stadteinwärts dann nur nach rechts auffahren kann, werde es in der Nähe der Parkhäuser jeweils eine Abbiegemöglichkeit nach links geben. So wie am Selterstor bis zum Karstadt-Parkhaus auch beim Neustädter von der Rodheimer Straße und bei der Tiefgarage Westanlage von der Gabelsbergerstraße aus.
»Nichts an der bisher bestehenden Barrierefreiheit soll verschlechtert werden«, beruhigte er die Behindertenvertreter. Im Gegenteil seien Verbesserungen geplant: »Das Fina-Parkhaus ist derzeit bezüglich Barrierefreiheit eine Katastrophe.« Hier soll eine »vernünftige Fußwegeregelung« geschaffen werden. Allerdings werde der gesamte Umbau für den Verkehrsversuch nicht reibungslos vonstattengehen. »An der einen oder anderen Stelle wird es auch mal knirschen.«
Martina Ertel, stellvertretende Vorsitzende des Behindertenbeirates, fragte: »Wie werden behinderte Menschen in die Planung des Verkehrsversuches mit einbezogen?« Die Pläne für die einzelnen Knoten würden demnächst im Internet dargestellt, antwortete Jacob. »Da haben Sie die Möglichkeit, sich das anzugucken und Hinweise zu geben.«
Vorsitzender Sven Germann erkundigte sich nach den Ampelschaltungen für Fußgänger. Jacob: »Auch für Mobilitätseingeschränkte soll der Übergang an der Fußgängerampel so verlängert werden, dass sie - ohne Zwischenhalt auf der Insel in der Mitte - von der einen auf die andere Straßenseite gelangen können.« Zur Erreichbarkeit der Innenstadtparkplätze: Dies sei »keine Sache des Verkehrsversuches«. Gestartet würde mit diesem im kommenden Juni.
Zu Beginn der Sitzung wurde des verstorbenen Heinrich Hainmüller gedacht. Er hatte seit den 80er Jahren aus dem Gießener Arbeitskreis für Behinderte heraus die städtischen Ämter in Fragen der Barrierefreiheit beraten. »In seiner Beratungsfunktion bei Baumaßnahmen hat er sich immer da engagiert eingemischt, wo Missstände bestanden«, hob Germann Hainmüllers jahrzehntelanges Wirken für die Allgemeinheit und speziell für Behinderte hervor.