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Bedrohlich faszinierende Maschinen

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Der Bühnenbildner Ulrich Rasche wird am 7. Mai in Gießen ausgezeichnet. Foto: Kruse © Kruse

Wiesbaden/Gießen (red). Der Hein-Heckroth-Bühnenbildpreis 2023 geht an den Berliner Bühnenbildner und Regisseur Ulrich Rasche. Der Preis wird alle zwei Jahre vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst und der Hein-Heckroth-Gesellschaft Gießen vergeben und ist mit 10000 Euro dotiert.

Laut Pressemitteilung des Ministeriums wurde Rasche nach den Regeln des Preises vom vorherigen Preisträger vorgeschlagen, Olaf Altmann. Er würdigt seinen Kollegen: »Ulrich Rasche hat eine vollkommen neue, tiefgründige, intensive und zugleich spektakulär überwältigende Theatersprache erschaffen.« Unabdingbar für diese Theatererfindung seien seine Räume, zwingend dem Geschehen auf der Bühne zugeeignet und durch kein anderes Bühnenbild ersetzbar. Diese gewaltigen, in ihrer unerbittlichen Mechanik bedrohlich faszinierenden Maschinen stünden bereits als Kunstwerke für sich selbst und ermöglichten zugleich das die Darsteller zu Höchstleistungen herausfordernde Bühnengeschehen. Nicht zuletzt begeistere die Überzeugungskraft, mit der Ulrich Rasche dem oft allzu routinierten Theaterbetrieb seine technisch und finanziell rahmensprengenden Bühneninstallationen abringe. »Ulrich Rasches Bühnenbilder sind unbequem - für die Darstellenden, weil sie oft gehen, rennen, in Bewegung bleiben müssen, um auf ihnen zu bestehen; und für das Publikum, weil es eben nicht abgeholt wird, sondern sich erschließen muss, was da auf der Bühne passiert«, erklärte Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn. Rasche beeindrucke mit seinen riesigen, raumfüllenden Maschinen und lenke trotzdem unseren Blick auf den Theatertext. Technik sei für ihn nur ein Mittel zum Zweck - um uns mit Haut und Haar eintauchen zu lassen ins Bühnengeschehen.

Ulrich Rasche, geboren 1969, sammelte nach einem Studium der Kunstgeschichte in Bochum und Berlin erste Theatererfahrungen. 2002 führte er zum ersten Mal Regie (»Betrogen« von Harold Pinter, Sophiensäle, Berlin). Es folgten Inszenierungen unter anderem in Wien, Berlin, Frankfurt, München, Basel und Dresden. Mit seinen maschinengetriebenen Inszenierungen »Die Räuber« (Residenztheater München), »Woyzeck« (Theater Basel) und »Das große Heft« (Staatsschauspiel Dresden) wurde er 2017, 2018 und 2019 jeweils zum Berliner Theatertreffen eingeladen.

Für den mit 5.000 Euro dotierten Hein-Heckroth-Förderpreis, den die Stadt Gießen stiftet, hat Rasche die Bühnen- und Kostümbildnerin Stella Lennert ausgewählt, die auch als Videodesignerin arbeitet. Lennert, geboren 1990, studierte Bühnenbild an der Kunstakademie Düsseldorf und arbeitete bereits in ihrer Studienzeit als Bühnenbildassistentin am Berliner Ensemble. Nach ihrem Diplomabschluss war Lennert fest an den Bühnen der Stadt Köln engagiert.

Der Hein-Heckroth-Bühnenbildpreis und der dazugehörige Förderpreis werden seit 2003 alle zwei Jahre verliehen. Ausgezeichnet werden Bühnenbildnerinnen und Bühnenbildner, die in ihre Arbeiten die Auseinandersetzung mit der bildenden Kunst kreativ einfließen lassen - ganz im Sinn des aus Gießen stammenden Malers, Bühnenbildners und Oscar-Preisträgers Hein Heckroth (1901-1970). Überreicht wird der elfte Hein-Heckroth-Bühnenbildpreis am 7. Mai bei einem Festakt im Stadttheater Gießen . Ausführliche Informationen zu den Ausgezeichneten gibt es auf kunst.hessen.de. (red)

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