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Besonders wichtig: gut kochen

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Von: Benjamin Lemper

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Albrecht Beutelspacher Archivfoto: Czernek © Red

Werfen, titschen, kullern: Es gibt viele Wettbewerbe rund ums Osterei. Prof. Albrecht Beutelspacher vom Mathematikum Gießen erklärt, worauf dabei zu achten ist, um erfolgreich abzuschneiden.

Gießen. Das Ei gehört für uns zu Ostern wie der Hase und die mit Moos ausgepolsterten Nester, in denen allerlei Geschenke und Leckereien versteckt werden können. Es steht symbolisch unter anderem für Fruchtbarkeit, neues Leben und die Auferstehung Christi. Vielerorts wird aber noch mehr mit den Eiern angestellt, als sie nur zu färben, zu verzieren und zu verzehren. So gibt es zum Beispiel auch den Brauch, sie möglichst weit und unbeschadet durch die Gegend zu werfen oder Hügel hinunterkullern zu lassen. Um dabei erfolgreich abzuschneiden, erklärt der Leiter des Mathematikums Gießen, Prof. Albrecht Beutelspacher, im Interview mit dem Anzeiger, worauf zu achten ist.

Wie faszinierend ist das Ei eigentlich aus mathematischer Sicht?

Das Ei fasziniert durch seine runde Form - die aber nicht gleichmäßig ist, denn das Ei hat ein spitzes und ein stumpfes Ende. Daher ist es mathematisch nur näherungsweise beschreibbar und behält immer ein kleines Geheimnis.

In vielen Region werden sogar richtige Wettbewerbe im Ostereier-Weitwurf ausgetragen. Welche Eigenschaften braucht denn ein Ei, um besonders weit zu fliegen?

Das Wichtigste ist, dass das Ei gut gekocht ist, damit in seinem Innern nichts hin- und herschwappt.

Und welcher Abwurfwinkel ist für eine große Reichweite am geeignetsten?

Die Physik sagt, dass der ideale Winkel 45 Grad beträgt - das ist steiler als man zunächst denkt.

Mancherorts ist auch das Eiertrudeln, -schieben oder -rollen eine spaßige Tradition. Dabei werden die Eier mit einem kräftigen Schubs einen Hügel hinuntergerollt. Welche Herangehensweise verspricht hier den meisten Erfolg?

Auch dabei ist es wichtig, dass das Ei gekocht ist. Man kann den Unterschied zwischen den Bewegungen eines rohen und eines gekochten Eis deutlich sehen, wenn man die Eier in eine Drehbewegung versetzt: Das gekochte Ei dreht sich gleichmäßig und lange, während das rohe nach ein paar Torkelbewegungen zum Stillstand kommt. Außerdem rollt ein Ei umso besser, je mehr es eine Kugel ist, das heißt je ähnlicher das stumpfe und das spitze Ende sind.

Beliebt ist zudem das Ostereier-Titschen. Zwei Kontrahenten versuchen, die Schale des jeweils anderen zu zerbrechen. Gibt es einen Trick, wie das eigene Ei unversehrt bleibt?

Mein Trick ist, mit dem spitzen Ende zu titschen und das Ei des Kontrahenten möglichst an einer flachen Stelle zu treffen. Außerdem: Eier von jungen Hühnern, die eine glatte und gleichmäßige Oberfläche haben, sind viel stabiler als die von alten Hennen, deren Eier eine ungleichmäßige Schale haben.

Und warum geht oft nur ein Ei kaputt? Liegt es an der Kochzeit? Der Kraft? Den Hühnern?

Das ist eine schwierige Frage, denn wenn zwei Autos zusammenstoßen, gehen beide kaputt. Auch bei den Eiern ist es so, dass auf beide die gleiche Kraft wirkt. Aber während ein Ei stabil ist, diese Kraft gut kompensieren kann und seine Form behält, ist das andere ein bisschen schwächer gebaut und zerbricht unter dem Stoß.

Noch eine persönliche Frage: Wie mögen Sie selbst Ihr Frühstücks- oder Osterei am liebsten?

Eier gehören seit meiner Kindheit zu meinen absoluten Lieblingsspeisen, egal ob weich oder hart oder als Spiegelei. Ein weiches Ei mag ich am liebsten so, dass das Eiklar fest gekocht, das Eigelb aber immer noch flüssig ist - eine Herausforderung, der ich mich an jedem Wochenende stelle.

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