Bessere Anbindung und Taktung

Der Fahrgastbeirat Gießen hat einige Anregungen zum Nahverkehrsplan. Unter anderem soll ein »Kurzstreckentarif« geprüft werden.
Gießen. Ohne einen Co-Leiter aus der Stadt musste der Fahrgastbeirat Stadt und Kreis Gießen in der vergangenen Sitzungsperiode auskommen. Niemand aus der Stadt wollte die Position. Sie blieb neben dem Kreissprecher Friedhelm Sames (Dorf-Güll) fünf Jahre lang vakant. Für die aktuelle Sitzungsperiode ließ sich neben dem Kreisvertreter Karl-Heinz Funck (Biebertal), Patrik Jacob als Stadtvertreter wählen. Als nun in der jüngsten Sitzung des Fahrgastbeirates Jacob sein Amt zur Verfügung stellte, weil er ab dem kommenden Monat als Verkehrskoordinator in die Dienste der Stadt eintritt, gab es gleich zwei Kandidaten, die gerne seine Nachfolge antreten wollten. Beide sitzen nicht als Vertreter einer Organisation im Beirat, sondern als Bürger der Stadt. In geheimer Wahl setzte sich Walter Bien knapp vor Jakob Lucifero durch.
Zwei Kandidaten
Ausführlich behandelt wurden die Forderungen des Fahrgastbeirates für die Fortschreibung des Nahverkehrsplanes (NVP). Bezüglich des Liniennetzes wurde gefordert, zu prüfen, ob eine direkte Anbindung aus den Bereichen Schlangenzahl und dem Musikerviertel an das Landgraf-Ludwigs-Gymnasium während der Schulzeit möglich ist. Desgleichen, ob die Linien 4 und 14 über den Marktplatz geführt werden können. Vorgeschlagen wird, südlich der Haltestelle Petruskirche, die Äste der Linien 10 und 13 zu tauschen. Vom Unterhof gebe es so eine Verbindung zum Bahnhof (Linie 13) und zum Berliner Platz (Linie 8).
Bei den Taktverbesserungen sollte die Anbindung des Philosophikums mindestens auf dem aktuellen Niveau erfolgen, insbesondere während den Vorlesungszeiten. An Wochenenden und Feiertagen wird eine durchgängige Erreichbarkeit aller Wohngebiete auch in Schwachverkehrszeiten (SVZ) im 30-Minuten-Takt gewünscht - insbesondere für Margaretenhütte und Petersweiher (Linie 6), Eichgärtenallee/Philosophenwald (Linie 7) und Sandfeld (Linie 14).
Gerade in Schwachverkehrszeiten sei es wichtig, Umsteigeanschlüsse zu gewährleisten. Es fehle in den Ausführungen des NVP-Entwurfes, welche Linien an welchen Haltestellen systematische Anschlüsse erhalten sollen. Um diese Anschlüsse auch in der Praxis für Fahrgäste zu sichern, sollte eine Anschlusssicherung eingeführt werden. In die sollten nach Möglichkeit auch Regional- und Bahnverkehre einbezogen werden. Um eine stärkere Vernetzung des Stadtverkehrs mit dem Regionalverkehr zu erreichen, seien Verknüpfungen und Synergien zwischen beiden im vorliegenden Entwurf nicht ausreichend untersucht und weiterentwickelt. Es sei zu definieren, wo angemessene Anschlüsse systematisch hergestellt werden sollen.
Bei einer Linienüberlagerung sei zwingend auf zeitliche Versetzung zu achten, sodass sich für die Fahrgäste eine bessere Taktung ergebe. Mehrmals meldete sich Bürgermeister Alexander Wright, der als Verkehrsdezernent der Sitzung beiwohnte, mit Erläuterungen zu Wort.
Neubürgerticket
Kommentare gab es auch zu der Haltestellenausstattung sowie deren Barrierefreiheit. Nicht ausdiskutiert wurde, welche der Außenanzeigen an den Bussen besser lesbar ist. Die Busse, die in Gießen und ins Umland verkehren, zeigen ihre Fahrtziele mit oranger Schrift auf schwarzem Hintergrund an. Anderenorts sind sie mit weiß auf schwarz beschriftet. Kritisiert wird ferner das Fehlen jeglicher Aussage zur Weiterentwicklung der Tarifstruktur. So möchte der Beirat die Einführung eines Kurzstreckentarifs sowie der Verankerung eines Sozialtarifes (Gießen-Pass) im NVP geprüft haben. Vorgeschlagen wird ein Neubürgerticket, um die Attraktivität zu erhöhen sowie den Autoverkehr zu reduzieren.
Nach dem Vorbild zahlreicher umliegender Städte sollen Aktionsvergünstigungen wie ein kostenloses Adventsticket oder ein Stadtfestticket umgesetzt werden.
Für den nächsten NVP wird ein Gesamtplan für Stadt- und Umlandverkehr vorgeschlagen, der von den Aufgabenträgern Stadt Gießen und dem Zweckverband Oberhessischer Versorgungsbetriebe (OVG) für den Landkreis aufzustellen sei. Schon die mangelhafte Vernetzung des Stadtverkehrs mit dem Verkehr aus dem Umland sei eine Folge der getrennten Aufstellung von zwei NVP für die Stadt und das Umland. Die Optimierung des Nahverkehrs in der Stadt schaffe allein noch keinen leistungsfähigen Stadt-Umland-Verkehr.