Bibliothek: Wieder mehr los
Gießen (ebp). »Ein Jahr der ›langsamen Erholung‹« - so beschreibt Manuela Gries, stellvertretende Leiterin der Stadtbibliothek, das zurückliegende Jahr. Denn nach den coronabedingten Schließungen in 2020 und 2021 konnten Leseratten erst 2022 das Angebot wieder ganzjährig und zu den vollen Öffnungszeiten nutzen. Das macht sich auch bei den Ausleihzahlen bemerkbar:
Mit 372 844 Ausleihen waren es nicht nur 27 Prozent mehr als in 2021, sondern es wurde auch beinahe wieder der Stand von vor der Pandemie erreicht. Den gesamten Jahresbericht 2022 stellte Leiter Guido Leyener-Rupp am Mittwochabend in der Sitzung des Ausschusses für Schule, Bildung, Demokratieförderung, Kultur und Sport vor.
Mittlerweile haben 47 459 Menschen ein Benutzerkonto für die Gießener Stadtbibliothek. 7118 davon waren im vergangenen Jahr aktiv - etwa durch eine Ausleihe oder einen Login. 2021 hatte es lediglich 5992 aktive Konten gegeben. Um vier Prozent zurückgegangen ist allerdings der physische Bestand: 123 299 Medien gab es in 2022. Hinzu kommt der virtuelle Bestand von 335 230, ein Plus von 4,1 Prozent. Die Schließungen habe man genutzt, um die Bestände aufzuräumen, erläuterte Leyener-Rupp. »Wir machen normalerweise keine Inventur, denn dafür müssten wir längere Zeit schließen.«
Digitale Nachfrage stagniert
Auffällig ist die Stagnation bei der Nutzung der »Onleihe«. Mit dem Angebot, an dem sich 164 Bibliotheken in Hessen beteiligen, können angemeldete Nutzer eBooks, aber auch digital Musik oder Zeitschriften ausleihen. Der Gang in die Bibliothek entfällt hier. »Die ›Onleihe‹ hat sich auf ein Niveau eingependelt.« Mit 166 422 Ausleihen gab es in 2022 nur ein minimales Plus (0,4 Prozent) im Vergleich zum Vorjahr. Woran das liegt? Darüber können auch die Bibliotheksmitarbeiter nur spekulieren: Möglich sei, »dass insbesondere durch die beiden Vorjahre die Zielgruppe für das Angebot allmählich weitgehend deckend abgeholt« wurde. Zudem gebe es ein Überangebot an digitalen Formaten und dadurch möglicherweise eine Ermüdung gegenüber virtuellen Medien in der Bevölkerung.
In der »Corona-Inventur« angepasst wurde laut dem Bibliotheksleiter unter anderem der Bestand an Videospielen. Ganz neu habe man hier »Nintendo Switch« im Angebot: »Das ist der absolute Renner.« Mit den digitalen Spielefans hole man neue, jüngere Besucher in die Bibliothek. Die Mitarbeitenden hatten zuvor eine Umfrage gestartet, welche Spiele besonders gewünscht werden.
Und auch abseits der Freizeit haben offenbar vermehrt Jüngere die Bibliothek für sich entdeckt - und zwar als Lernraum. Wie Leyerner-Rupp berichtete, würden die Räume sowohl von Studierenden als auch Abiturienten genutzt.