Bioaktive Substanzen im Fokus
Gießen/Sydney (red). Bioaktive Substanzen können das Immunsystem stärken und die Gesundheit fördern; sie spielen eine wichtige Rolle bei der Vorbeugung von Krankheiten, etwa Allergien, chronischen Entzündungen oder bestimmten Krebserkrankungen.
Chemiker erforschen in internationaler Zusammenarbeit die Potenziale solcher Stoffe, damit das wissenschaftliche Know-how langfristig auch in die industrielle Herstellung neuer bioaktiver Produkte münden kann. Um den wissenschaftlichen Nachwuchs frühzeitig in diese Arbeiten einzubinden, ist an der Macquarie University Sydney (MQU) ein vom Australian Research Council (ARC) gefördertes Trainings Centre gegründet worden. Beteiligt ist das Institut für Organische Chemie der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU). Beide Universitäten pflegen seit mehr als zwei Jahrzehnten intensive Kontakte in den Wirtschafts-, Sozial- und Sprachwissenschaften sowie in der Psychologie, der Chemie und der Insektenbiotechnologie, heißt es in der Pressemitteilung weiter.
Ein entsprechendes Kooperationsabkommen mit der führenden australischen Forschungsuniversität Macquarie wurde im Jahr 2020 erweitert; seither sind die MQU und die JLU auch offiziell im Rahmen einer Universitätspartnerschaft verbunden.
»Information Point« an der JLU
Die Macquarie University ist seit April 2020 mit einem Information Point an der JLU vertreten. Umgekehrt präsentiert die Universität Gießen ihr Studienangebot und ihre Forschungsmöglichkeiten in einem Außenbüro in Sydney.
Im »ARC Training Centre for Facilitated Advancement of Australia’s Bioactives« (FAAB) der Macquarie University Sydney (MQU) soll künftig die gemeinsame Ausbildung von Promovierenden auf beiden Kontinenten möglich sein. Ein entsprechender Kooperationsvertrag wurde im Februar 2022 von MQU und JLU unterschrieben.
Die Federführung aufseiten der JLU liegt bei Prof. Peter R. Schreiner, PhD, Institut für Organische Chemie. Seine Kooperationspartnerin an der MQU ist Prof. Alison Rodger, Fellow der Australischen Akademie der Wissenschaften und Direktorin des neuen Zentrums.
Das Training Centre for Facilitated Advancement of Australia’s Bioactives wird vom ARC über einen Zeitraum von fünf Jahren mit knapp fünf Millionen australischen Dollar unterstützt. Eingebunden sind ferner die Deakin University, die University of South Australia und die Western Sydney University mit Forschungspartnerinnen und -partnern in Großbritannien, Deutschland und Brasilien. Darüber hinaus arbeitet das Ausbildungszentrum mit 14 angesehenen australischen Industriepartnern zusammen, um Produkte hoher molekularer Komplexität zu entwickeln, die chronische und akute Gesundheitsprobleme lindern sollen.
Herstellung von Photokatalysatoren
Der Beitrag der Gießener Arbeitsgruppe von Prof. Schreiner liegt in der Herstellung neuer Photokatalysatoren, die energiesparende und ressourcenschonende Syntheseverfahren für die nachhaltige Produktion von Wirkstoffen ermöglichen sollen. Hierbei kommen insbesondere die von der AG Schreiner erforschten, sogenannten »Dispersionswechselwirkungen« gezielt zum Einsatz, um neue Katalysatormotive mit höherer Effizienz zu ermöglichen.
Institutionell eingebettet ist das Vorhaben durch Prof. Schreiners Anbindung mittels einer Honorarprofessur an der Macquarie Universität einerseits und den gegenseitigen Austausch von co-betreuten Promovierenden (Co-Tutelle), die ihre Dissertationsprojekte jeweils etwa zur Hälfte in der Partnerinstitution anfertigen. Nach einer zeitlichen Verzögerung durch die Corona-Pandemie wird sich ein erster Mitarbeiter im Juli in Richtung Sydney aufmachen, um seine an der JLU begonnenen Arbeiten fortzuführen und einen Doppelabschluss zu erhalten.
Die gemeinsamen Aktivitäten im ARC Training Centre sind zugleich ein weiterer Beleg für die engen Verbindungen der JLU zur MQU.