»Bones muss cool sein«

Polizeihund Bones aus Gießen ist jetzt auch Drogenspürhund. Für Oberkommissar Hanno Kern ist er der »engste Kollege«.
Gießen. Bones nimmt es gelassen. Die Erwartungen der Zuschauer aus dem Kinder- und Familienzentrum Ludwigstraße ändern daran nichts. Geduldig wartet der Rauschgiftspür- und Schutzhund der Polizei bis Oberkommissar Hanno Kern das Signal gibt. Dann gibt es aber kein Halten mehr. Bones rennt los. Und zwar in Kreisen. Die werden immer enger - es dauert bloß Sekunden bis er das Päckchen mit Drogen auf dem Rasen vor dem Zeughaus entdeckt hat. »Bones findet alle Arten von Drogen und auch Bargeld. Jede Droge hat einen spezifischen Geruch. Man spricht auch von Mischstoffen, die aber meistens eine Grundsubstanz haben. Diese Substanz findet er, Bargeld dagegen über Druckerfarbe und Papier«, erklärt der »Schutzmann vor Ort«. Anfang des Jahres hat Bones die Ausbildung zum Drogensuchhund erfolgreich absolviert.
Arbeit nach Geruchsbild
Eine Kinderstimme schallt über den Kreuzplatz: »Der Polizist kommt!« Im Nu sind selbst die Wasserspiele am Kugelbrunnen vergessen. Kinder und Betreuer sitzen in Reih und Glied auf den Steinen am Brunnen und warten auf Kern und Polizeihund Bones, Beide sind in der Stadt längst bekannt - als Team. »Die Leute bleiben stehen. Und wenn ich Bones nicht dabei habe, werde ich angesprochen: Wo ist der Hund?«, berichtet Kern. Die Anwesenheit des Partners auf vier Pfoten eröffne sehr häufig die Gelegenheit, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen und Vertrauen aufzubauen. Dabei gehe es in der Regel nicht direkt um Angelegenheiten für die Polizei. »Aber wenn es später doch mal zu einer solchen Situation kommt, kennen die Menschen mich bereits«, erläutert der Oberkommissar. Und auch diesmal ziehen die beiden die Blicke auf sich. In Windeseile bildet sich eine Traube aus Passanten um das Team des mittelhessischen Präsidiums. Was ist wichtig bei der Polizeiarbeit? Wie sperrt man richtig ab? Wie sieht es in einem Einsatzfahrzeug aus? Das alles erfahren die Kleinen aus dem Kinder- und Familienzentrum an diesem Vormittag - zu Bones großem Auftritt bei der Drogensuche kommt es zum Ende des Besuchs vor dem Zeughaus. »Bones geht nur nach dem Geruchsbild. Es kann sein, dass wir mit dem bloßen Auge schon etwas sehen, der Hund aber an einer anderen Stelle anzeigt - dort, wo er den stärksten Geruch wahrnimmt. Deswegen sieht man manchmal, dass sich die Hunde in Zirkeln quasi einnorden. Schließlich legen sie sich flach ab und schauen in die Richtung, aus der der Geruch kommt«, führt Kern aus.
Die Ausbildung von Bones zum Drogensuchhund - vorher war er bereits Schutzhund - sei in einem dezentralen Seminar erfolgt. »Das waren zwei Module mit jeweils sechs Wochen. Anfang Januar sind wir gestartet. Nach dem ersten Modul gab es eine Unterbrechung von einer Woche, die die Tiere aber auch brauchen, um auszuruhen. Dann standen weitere sechs Wochen an«, berichtet der Gießener. Es sei ein anstrengender Lehrgang gewesen, auch für den Hund.
»Das ist wie ein Marathon«
»Die Tiere brauchen viel Energie. Sie brauchen nach zwei Suchen von je 15 Minuten eine Pause - für die Hunde ist das wie ein Marathon. Sie brauchen dann auch wirklich Ruhephasen.«
Für den Hundeführer sei der Hund der engste Kollege, den »du hast, weil du ja alles mit ihm machst. Es ist ja nicht vorbei, wenn der Dienst endet. Er ist bei Dir im Urlaub, er ist da, wenn du krank bist. Wenn es Dir gut geht, wenn es Dir schlecht geht. Bones ist immer da. Das ist schon eine enge Bindung«, beschreibt der Oberkommissar. Im Rahmen eines Welpenaufzuchtprogramms habe er Bones im Alter von zehn Wochen gekriegt und die Erziehung übernommen. »Er muss alle Umwelteinflüsse kennen: glatte Böden, Asphalt, Treppen. Er darf keine Angst vor einem Knall haben und muss relativ neutral gegenüber anderen Hunden und Menschen sein. Bones muss über die Maßen cool sein, um seine Aufgaben zu erfüllen«, hebt Kern hervor. An der Ausbildung ebenfalls teilgenommen habe beispielsweise ein Hund, der Probleme mit Pylonen habe. »Der hat immer in die Pylonen gebissen. Für den war das ein Spiel. Das hat der der Hundeführer nur durch intensiven Einsatz rausbekommen. Das ist wichtig, denn die Polizei sperrt beispielsweise Kontrollstellen mit Pylonen ab.« Neben der Gewöhnung an Umwelteinflüsse müssten diese Hunde einen starken Spieltrieb haben, den es zu fördern gelte. Bereits beim Erwerb der Tiere werde anhand der Stammbäume auf die Vererbung der Eigenschaft geachtet.
»Bones und ich haben eine ganz starke Bindung, weil ich ihn schon als Welpen kannte.« Mittlerweile verfüge der Hund über alles, was er für die Arbeit brauche: »Das ist mein vierter Diensthund. Da hast Du natürlich schon ein bisschen Erfahrung«, resümiert der Oberkommissar.