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Bürgerinitiative gegründet

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Gegen die Fällung einer dreistelligen Anzahl von Bäumen richtet sich die neu gegründete Initiative »Rettet die Bäume am Schwanenteich«. Foto: Schäfer © Schäfer

Gegen die Pläne der Stadt richtet sich eine neue Initiative »Rettet die Bäume am Schwanenteich«. Im Vorfeld der Gartenschau wollte im Jahr 2012 die Stadt schon einmal diesen Uferweg abreißen.

Gießen . Gegen die Pläne der Stadt, die die Fällung aller Bäume am nordwestlichen, 600 Meter langen Ufer des Schwanenteiches beinhaltet, richtet sich eine neu gegründete Initiative »Rettet die Bäume am Schwanenteich«. Das das Gießener Sommerloch füllende Gezeter um den wohl geplanten kompletten Abriss des 600 Meter langen Uferwegs nordwestlich am Schwanenteich zwischen See und Wieseck weckt Erinnerungen.

Und dieses erste Ereignis spielte sich vor genau einem Jahrzehnt ab. Im Vorfeld der Gartenschau wollte im Jahr 2012 die Stadt - an der Spitze die damalige Bürgermeisterin Gerda Weigel-Greilich - schon einmal diesen Uferweg abreißen und dann völlig ohne Bäume neu aufbauen. Argument für das Vorhaben war die Befürchtung, dass der Uferweg porös sei, so dass der Schwanenteich mit einem höheren Wasserniveau als die auf der anderen Seite fließende Wieseck alsbald in diese vollkommen auslaufen würde. Als Protest und zur Verhinderung dieses Vorhabens gründete sich daraufhin eine Bürgerinitiative, die unter dem Namen »Rettet den Schwanenteich« ein erfolgreiches Bürgerbegehren auf den Weg brachte, was letztlich zum Verzicht der städtischen Seite auf einen Bürgerentscheid führte. Damit war die Stadt verpflichtet, drei Jahre lang dieses Projekt nicht weiter zu verfolgen.

Kein weiterer Wasseraustritt

Auch nach diesem Zeitraum erfolgte diesbezüglich nichts. Man wollte so lange warten, bis das prognostizierte erste Loch durch den Uferweg sich auftun würde, so Weigel-Greilich. Diese geschah nach knapp zehn Jahren Anfang 2021, sogleich an zwei Stellen. Durch Sandsäcke abgedichtet, konnte der Wasserabfluss damit zwar nicht ganz verhindert, jedoch minimiert werden. Derzeitiger Stand ist, dass kein weiterer Wasseraustritt bei den Sandsäcken mehr zu erkennen ist. Zudem wurde vor anderthalb Jahren der untere Teil zwischen THM-Plattform und Schwanenteich-Brücke für den Durchgang komplett gesperrt.

Die Stadt befürchtete wohl bei weiterem Betreten Einsturzgefahr und damit Gefahr für Leib und Leben. Seitdem war die Stadt darüber hinaus nicht untätig und verfolgte - an der Spitze erneut Grünen-Dezernentin Weigel-Greilich - weiterhin die zehn Jahre alten Pläne »Pilotprojekt Bitterling« zur Erneuerung des Uferweges sowie die Wiederansiedlung von Bitterling und Teichmuscheln, die nur in Symbiose miteinander existieren können. Zudem wurde ein Planungsbüro beauftragt, verschiedene Varianten ohne Totalabriss des Uferweges zu untersuchen.

Genau wie vor zehn Jahren bildete sich in den letzten Wochen eine Initiative gegen die Fällung der Bäume, die bei ihrem zweiten Zusammentreffen am Dienstagabend beschloss, ein Bürgerbegehren gegen das Vorhaben zu starten. Eckart Schneider moderierte die Zusammenkunft. Als Name der Initiative wurde »Rettet die Bäume am Schwanenteich« beschlossen. Wieder soll es Info-Stände geben sowie eine Demonstration mit einer Menschenkette rund um den Schwanenteich.

Entgegen der Initiative bezeichnet die Stadt den Weg nicht als Damm, sondern als Uferweg, weil der Schwanenteich bei seiner Anlage in den 30er Jahren ausgehoben und nur etwa ein Drittel des Höhenniveaus aufgesetzt wurde.

Der langjährige frühere Stadtverordnete Michael Janitzki, einer der Initiatoren, gab zu Beginn des Treffens einen Sachstandsbericht. Auf seine Anfrage an den Magistrat hatte die Dezernentin Weigel-Greilich ihm geantwortet, dass mit dem »Pilotprojekt Bitterling« eine »Dammsanierung und gleichzeitige Aufwertung des Schwanenteichs verfolgt wird sowie die Anlage eines Nebengerinnes zum geradlinigen Wieseckverlauf und infolge der durch das Bürgerbegehren 2012 verhinderten Umgestaltung eine enorme Kostensteigerung eingetreten ist. Die ökologische Aufwertung und dauerhafte Sicherung der Anlage kann nunmehr bis zu 3,7 Millionen Euro betragen. Weitere Kostensteigerungen inflationsbedingt sind nicht auszuschließen.«

Janitzki rechnete vor, dass diese Kostensteigerung 64,1 Prozent beträgt. Damit würde allein das Vorhaben Erneuerung des Uferweges nunmehr 2,25 Millionen Euro kosten, die Maßnahme des Mäandrierens der Wieseck 1,45 Millionen Euro. Noch in der letzten Stadtverordnetensitzung am 14. Juli hatte es geheißen, dass die Erneuerung des Uferweges mit 1,3 Millionen Euro bei der Hessenkasse angemeldet sei. Tatsächlich klafft nach Janitzkis Berechnungen eine Lücke von etwa einer Million Euro.

»Nach meinem Telefonat mit dem Gartenamtsleiter Thomas Röhmel spricht alles dafür, dass das nicht ergebnisoffen ist.« Diplom-Biologe Dietmar Jürgens monierte: »Jetzt wird eine Nebelkerze nach der anderen gezündet, um davon abzulenken.« Dr. Hans-Joachim Grommelt, der ehemalige Leiter des Amtes für Umwelt und Natur, gab Hinweise bezüglich des anstehenden Genehmigungsverfahrens. Behandelt in der Bauausschusssitzung wird das Vorhaben am 20. September. Danach sollen die Bürger informiert werden. Am 6. Oktober wird die Stadtverordnetenversammlung darüber beschließen. Kritisiert wurde, dass eine Bürgerbeteiligung übergangen wird.

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