Das Publikum voll im Griff
Gießen. Vor rund 30 Jahren verabschiedete sich Farrokh Bulsara - besser bekannt als Freddie Mercury - von der Bühne des Lebens. Am Donnerstagabend ließ »Break Free« den legendären Queen-Frontsänger und seine Band in der Gießener Kongresshalle wieder aufleben, wenn auch nur für zwei Stunden.
Mit ihrer selbstangekündigten »ultimativen Queen-Tribute-Show« lieferte die in Anlehnung an den aus dem Jahr 1984 stammenden Song »I want to break free« benannte Formation eine atemberaubende Show mit passenden Kostümen. Da war es auch nicht weiter schlimm, dass der sympathische Frontsänger nicht immer den richtigen Ton traf.
Vom ersten Lied an hatte die italienische Band ihre Fans voll im Griff. »Another one bites the dust«, »Kind of Magic« oder »Under Pressure« ließ das begeisterte Publikum schnell aufstehen, mitsingen und mitklatschen. Es herrschte beinahe eine familiäre Atmosphäre. Sogar im Gang wurde getanzt und das unvermeidliche Handy gezückt.
Dabei hatten die Bandmitglieder, die ihre gemeinsame Liebe zu Queen zusammenbrachte, größten Wert auf Ähnlichkeit mit ihren Idolen gelegt. Giuseppe Malinconico überzeugte mit enger Jeans, Turnschuhen, weißem Top und Nietengürtel aber auch in der für Mercury typischen extravaganten Kleidung, wie gelber Lederjacke oder rotem kurzem Sakko.
Große Ähnlichkeit mit Queen-Gitarrist Brian May wies Paolo Barbieri auf, der nicht nur mit seinen Soli überzeugte. Auch Schlagzeuger Kim Marino, der immer für einen Spaß zu haben war, und Basist Sebastiano Zanotto hatten sich ihren britischen Vorbildern - Roger Taylor und John Deacon - optisch angeglichen.
Natürlich durfte auch »I want to break free« nicht fehlen, das Malinconico, ebenso wie einst Freddie in Frauenkleidern und mit falschen Brüsten intonierte. Der Rest seiner Band verzichtete hier - im Gegensatz zur echten Formation - auf die Verkleidung.
Seine stärksten Momente hatte der Frontsänger, der schon rein äußerlich dem auf der Insel Sansibar geborenen Freddie Mercury glich, wenn er leisere Töne anschlug. So musste er etwa bei »Who wants to live forever« oder der wunderschönen Ballade »Love of my Live«, das er, von Paolo Barbieri auf der Gitarre begleitet, sang, nicht gegen die oftmals viel zu lauten Bässe ankämpfen.
Mitreißend war »Don’t stop me now«, das Mercury 1978 selbst komponierte. Hier schlug der Sänger selbst kraftvoll in die Tasten des Klaviers. Schwieriger wurde es für ihn bei der »Bohemian Rhapsody«, ebenfalls vom Queen-Sänger selbst verfasst. Das Stück wurde 1975 als Auskopplung aus dem Album »A Night at the Opera« veröffentlicht und der erste Nummer-eins-Hit von Queen.
Im Text werden Begriffe aus dem Koran, dem Arabischen und Hebräischen, wie »Bismillah«, zitiert. Weitere ohne textlichen Zusammenhang zitierte Worte sind das repetitiv vorgetragene »Galileo« oder »Figaro«. Die sechs Abschnitte des Songs sind stilistisch sehr unterschiedlich und lassen sich in Intro, Ballade, Gitarren-Solo, Opern-Parodie, Hard Rock und Outro unterteilen. Mutig also, sich an eines der schwersten Lieder des Rockgenres zu wagen. Malinconico sparte sich denn auch den Mittelteil des Liedes und ließ seine Musiker für sich arbeiten.
Überzeugender kamen da schon »Crazy little Thing called Love« aus dem Jahr 1979 oder das großartige »Radio Gaga«, das einen durch Fernsehen und Musikvideos bewirkten Wandel thematisiert, rüber. Der Song zählt zu den meistverkauften Singles der Band und ist die kommerziell erfolgreichste Komposition des Schlagzeugers Roger Taylor. Jahre später inspirierte dieses aus dem Jahr 1984 stammende Lied Lady Gaga zu ihrem Namen.
Mit den Zugaben »We will rock you«, dem von Brian May geschriebenen, wohl berühmtesten Rhythmus der Musikgeschichte, sowie »We are the Champions« verabschiedeten sich »Break Free« vom Gießener Publikum. Bei ersterem ließ es sich Giuseppe Malinconico nicht nehmen, sich ähnlich wie sein Idol in eine Fahne zu hüllen, nur dass diese nicht der Union Jack, sondern die Deutschlandfahne war.
»Most of all we love German People« schrie die Band in die Menge und dass diese sie auch trotz kleinerer Mängel auch liebte, war offensichtlich.