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»Das UKGM mit Stolz nach außen vertreten«

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Von: Ingo Berghöfer

Gießen . Im Vorfeld der zuletzt auch von 4163 Mitarbeitern mit ihren Unterschriften geforderten Verhandlungen über einen Entlastungstarifvertrag hat sich das Universitätsklinikum Gießen und Marburg (UKGM) mit einem offenen Brief an seine Angestellten gewandt. Darin wird versichert, dass man bei den am 16. Februar beginnenden Verhandlungen auf die Gewerkschaft Verdi zugehen wolle.

»Wir wissen, welche herausragende Arbeit Sie alle in den letzten drei Jahren geleistet haben, aber auch, welche großen beruflichen und persönlichen Belastungen damit für Sie verbunden waren«, schreibt die Geschäftsleitung. Man sei überzeugt, dass eine echte Entlastung nur dann gelingen könne, wenn wieder mehr Kollegen gewonnen werden könnten oder wenn UKGM-Mitarbeiter in Teilzeit ihre Arbeitsverträge wieder aufstockten. Ziel sei es, dass Arbeitszeiten berechenbarer und planbarer werden und dass es eine »absolute Ausnahme« bleibe, jemanden »aus dem Frei« zu holen.

»Wir sind uns sicher, dass wir nach den vielen Tarifverträgen, die wir am UKGM schon mit unseren Partnern von Verdi erfolgreich verhandelt haben und die das UKGM zu einem der attraktivsten Arbeitgeber der Region machen, auch dieses Mal einen guten Kompromiss erreichen werden«, heißt es in dem Schreiben weiter.

Allerdings sei auch die wirtschaftliche Stabilität des UKGM ein hohes Gut, das man gemeinsam schützen müsse, denn anders als an den öffentlichen Universitätskliniken, bei denen negative Ergebnisse durch die jeweiligen Bundesländer oft in Millionenhöhe ausgeglichen würden, müsse man »für unser UKGM« allein einstehen.

Deshalb werden die Mitarbeiter gebeten, bei allen Diskussionen über den Entlastungstarifvertrag sowie einen von Verdi geforderten Beschäftigungstarifvertrag »unseren gemeinsamen Auftrag als Haus der universitätsmedizinischen Maximalversorgung mit Verantwortung für eine große Versorgungsregion immer vor Auge zu haben und unseren Stellenwert und unsere Attraktivität auch mit Stolz nach außen zu vertreten«.

Nur dann könne es gelingen, Menschen, die heute noch woanders tätig seien, einen Wechsel an das UKGM »schmackhaft zu machen«. Dies sei zugleich die wichtigste Basis für die Vermeidung einer zu hohen Arbeitsdichte am UKGM.

»Wir sollten alle bemüht sein, dass die Freude des gemeinsamen Arbeitens an einer großartigen Aufgabe, der Versorgung von Patienten auf höchstem universitätsmedizinischem Niveau, wieder sichtbarer wird und über diese Ausstrahlung auch neue Mitarbeiter zu einem Wechsel an unser Klinikum motiviert«, schließt der von allen fünf Mitgliedern der Geschäftsführung unterzeichnete Brief.

Verdi-Gewerkschaftssekretär Fabian Dzewas-Rehm wertet das Schreiben jenseits aller »üblichen Schwammigkeit« als ein gutes Zeichen. »Ich glaube, dass UKGM hat gar keine andere Wahl mehr, als sich endlich substanziell zu bewegen.« Ringsum in den Kliniken in Mainz, Frankfurt oder Köln gebe es bereits Entlastungstarifverträge. Die Klinikleitung habe erkannt, dass an einer solchen Regelung auch in Gießen kein Weg mehr vorbeiführe.

Für seine Gewerkschaft sei es die absolute Minimalforderung, dass es künftig feste Besetzungsregelungen für alle Stationen des Klinikums gebe und dass ein etwaiger Belastungsausgleich tatsächlich eingehalten werde, auch wenn dies dazu führen könne, die Kapazitäten zu senken. Andererseits habe eine Studie der (gewerkschaftsnahen) Hans-Böckler-Stiftung gezeigt, dass viele Mitarbeiter, die derzeit in Teilzeit arbeiten, unter vernünftigen Bedingungen wieder aufstocken würden. »Da ist viel Potenzial«.

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