»Das wird sich alles einspielen«

Trotz einigen Unmuts über die Art der Einführung der Parkzone (der Anzeiger berichtete) überwog unter den rund 20 Anwohnern der Roonstraße, die am Spaziergang teilnahmen, die Zustimmung.
Gießen . Auch wenn schon seit Anfang des Jahres in der Roonstraße ein einseitiges absolutes Halteverbot gilt, was auch entsprechend ausgeschildert ist, haben das wohl noch nicht alle Zeitgenossen verinnerlicht. Just unter den Augen von mehreren Ordnungsamtsmitarbeitern, die Bürgermeister Alexander Wright auf einem Spaziergang mit den Anwohnern durch die neue »Bewohnerparkzone VI« begleiteten, parkte ein Kleinbus dort, um honorige Gäste abzuholen. Holger Hedrich, Leiter der städtischen Straßenverkehrsbehörde, beließ es bei einer Ermahnung, denn »der Prinz zeigte sich durchaus reumütig«. Und so konnten Prinz Maurice I. und Prinzessin Yulia I. unbehelligt die närrische Kampagne fortsetzen.
Viel Zustimmung
Trotz einigen Unmuts über die Art der Einführung der Parkzone (der Anzeiger berichtete) überwog unter den rund 20 Anwohnern, die bei Dauerregen an dem abendlichen Spaziergang teilnahmen, die Zustimmung zu der Änderung. Von der erhoffen nämlich auch sie sich eine deutliche Abnahme des Parksuchverkehrs zwischen Roonstraße, Großer Steinweg und vorderer Pestalozzistraße.
Auch wenn im Großen Steinweg und in der Roonstraße künftig nur noch auf einer Seite geparkt werden darf, würde sich durch Umwidmung die Zahl der Anwohnerparkplätze unterm Strich sogar erhöhen, erläuterte Wright. So seien beispielsweise in der vorderen Pestalozzistraße alle Parkplätze, von denen während des Spaziergangs auch etliche frei waren, fortan Anwohnern vorbehalten. Insgesamt sei man damit schon sehr dicht an den 50 Prozent Anwohnerparkplätzen, die die Straßenverkehrsordnung maximal erlaube.
Ob dies freilich eine optimale wohnortnahe Alternative für Bewohner von Großer Steinweg und Roonstraße sei, wurde von einer Teilnehmerin infrage gestellt: »Ich gehe jetzt schon ungern als Frau nachts alleine nach Hause. Da muss ich aus der Pestalozzistraße ja noch weiter laufen.«
Durch das einseitige absolute Halteverbot erhofft man sich seitens der Stadt auch ein Ende des leidigen Gehwegparkens, das die Bürgersteige oft für Kinderwagen oder Rollstühle unpassierbar macht. Alexander Wright kündigte an, dass man das Gehwegparken in der ganzen Stadt gemäß laufender Rechtsprechung sukzessive beenden werde. Andere Teilnehmer fragten, warum die Löberstraße nur bis zur Kreuzung Bismarckstraße in die Anwohnerparkzone aufgenommen worden sei. »Die Frage stellt sich immer, vor allem in den Randbereichen einer Parkzone«, antwortete Carsten Trittin, Abteilungsleiter der Ordnungspolizei. Man habe davon aber abgesehen, weil für die Anwohner der Löberstraße jetzt schon relativ wenige Parkplätze zur Verfügung stünden und eine weiterere Zunahme dieses Ungleichgewichts den Suchverkehr unnötig erhöhen würde.
Bei dem Spaziergang durch die neue Parkzone gab es auch Kuriositäten zu entdecken. So prangte an einem Zaun im Großen Steinweg ein Schild »Ausfahrt freihalten«, obwohl die dahinter liegende Zufahrt zu einer früheren Tiefgarage längst zugeschüttet und das Garagentor zugemauert ist. Ob man da jetzt trotzdem parken dürfe, sei eine schwierige Frage, die im Zweifel ein Gericht klären müsse, meinten die Experten vorsichtig.
Nun ist jede Regelung nur so gut wie ihre Kontrolle. Allein während des Spaziergangs versuchten gleich mehrere Fahrzeuge, verbotenerweise von der Roonstraße auf den Parkplatz in der Löberstraße zu fahren. Vielleicht hat es sich ja noch nicht bei allen Verkehrsteilnehmern herumgesprochen, dass diese Durchfahrt jetzt gesperrt und durch einen Poller versperrt ist, aber um den zu sehen, muss man zuvor schon zwei Sackgassen-Schilder ignoriert haben.
»Wenn das Auto schmal genug ist, kann man sich jetzt sogar noch über den Bürgersteig am Poller vorbeizwängen«, meinte Hedrich. Deshalb kündigte er das Aufstellen eines zweiten Pollers an.
Generell versprachen die Ordnungsamtsmitarbeiter eine Ausweitung der Kontrollen in den nächsten Wochen, auch an Wochenenden und in den Abendstunden. Zudem würde neben dem Ordnungsamt auch die Polizei regelmäßig die geparkten Fahrzeuge kontrollieren. »Es soll sich niemand sicher fühlen«, so Trittin, der sich aber sicher war, »dass sich das nach ein paar Wochen einspielen wird«.
Mehr Kontrollen
Durch die Ausweitung des Anwohnerparkens, aber auch der Parkraumbewirtschaftung müssen die Ordnungsamtsmitarbeiter mehr Straßen kontrollieren. Dem trage die Stadt bereits Rechnung, sagte der Bürgermeister. Neben der Besetzung bislang offener Stellen werden im Ordnungsamt auch zwei neue Stellen zur Kontrolle des ruhenden Verkehrs geschaffen.