1. Startseite
  2. Stadt Gießen

»Der geilste Beruf der Welt«

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Emma Kremer

Tiermedizin-Studierende der JLU Gießen feiern ihr Staatsexamen und nehmen die Approbationsurkunden entgegen.

Gießen. Fünfeinhalb Jahre, ungefähr so lange braucht ein junger Elefant, bis er sich das erste Mal von seiner Mutter trennt. »Jetzt sind wir die kleinen Elefanten«, lachen Leo Kremer und Johanna Haog, Absolventen und Redner des diesjährigen Abschlussjahrgangs Tiermedizin. Nach fünfeinhalb Jahren Studium konnten die angehenden Tierärztinnen und Tierärzte am Mittwoch endlich ihr letztes Staatsexamen feiern und ihre Approbationsurkunden entgegen nehmen. Musikalisch wurde die Veranstaltung von Paul Mike Adjemian am Saxophon begleitet, der in diesem Jahr ebenfalls seine Urkunde zum bestandenen Studium erhält.

Professor Stefan Arnhold, Dekan des Fachbereichs Veterinärmedizin an der Justus-Liebig-Universität (JLU), freute sich über »die erste Feier seit 2019, die wieder in Präsenz stattfindet« und gratuliert neben den Studierenden auch den Eltern, die an dem Tag zahlreich anwesend waren, und ihre Kinder über Jahre hinweg »finanziell, ideell und moralisch« unterstützt haben.

Besonders stolz zeigte er sich auch darüber, dass 95 der diesjährigen Absolventen ihr Studium mit Prädikatsexamen abschließen konnten. Die drei Jahrgangsbesten der tierärztlichen Vorprüfung sowie die drei Jahrgangsbesten der tierärztlichen Prüfung erhielten noch eine besondere Ehrung und Auszeichnung.

Phasenweise sei das Studium für diesen Jahrgang »besonders hart« gewesen, da Pandemie-bedingt viele Feiern und zwischenmenschliche Kontakte, sowohl unter den Studierenden als auch mit den Lehrenden, ausfallen mussten. Umso mehr freue es ihn, dass nach der Studienbefragung der Zufriedenheitsindex bei den Studenten weiterhin über 80 Prozent liege und man das Feiern nun hoffentlich gemeinsam nachholen könne. Die Veterinärmedizin habe für die JLU eine besondere Bedeutung. Nach dem Zweiten Weltkrieg war unter anderem diese Fakultät Grund für den Wiederaufbau der Universität, merkte Professor Martin Kramer an, der sich in seinen Rollen als Vizepräsident der JLU und als Präsident der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft gleich zwei Mal an die ehemaligen Studierenden wenden durfte. »Als Tierarzt ist es mir natürlich eine besondere Ehre«, so Kramer und wies darauf hin, dass neben der Verantwortung für das Tier auch der Mensch und die Gesellschaft Teil des Berufslebens eines Tiermediziners sind. Das habe sich nicht zuletzt während der Corona-Pandemie gezeigt, als die Veterinärmedizin wichtige Beiträge zur Erforschung der Infektionsketten zwischen Mensch und Tier leisten und somit noch schlimmere Ausbreitungen verhindern konnte. »Unter uns: Das ist der geilste Beruf der Welt«, lachte er und wünscht seinen zukünftigen Kollegen nur das Beste.

»Was kann es Schöneres geben, als für das Allgemeinwohl zu arbeiten?«, stimmt ihm auch Prof. Sabine Tacke, Präsidentin der Landestierärztekammer Hessen, zu und betont: »Sie werden händeringend gesucht!« Die Jobchancen im Bereich Veterinärmedizin stehen gut, im Moment gebe es mehr Angebote als Arbeitsuchende. »Haben Sie Mut wie James Herriot«, zieht sie eine Parallele zu der bekannten Fernsehserie »Der Doktor und das liebe Vieh« und erntete damit unter den Tiermedizinern viel Lachen.

Neben Mut und Spaß am Beruf sei aber auch die Teamfähigkeit unerlässlich, weiß Dr. Holger Vogel, Präsident des Bundesverbandes der beamteten Tierärzte, der anlässlich der Feierlichkeiten extra einen weiten Weg auf sich genommen hat, um den Studierenden zu gratulieren: »Erhalten Sie sich bitte die Gemeinsamkeiten: die Liebe zum Beruf, zu den Tieren, zu den Menschen, zum Kollektiv.« Wer erfolgreich sein will, der müsse in der Kollegenschaft Konsens finden, gaber ihnen mit auf den Weg. Stellvertretend für die Lehrenden spricht PD Dr. Rainer Hospes seinen »größten Respekt und Dank« an die Absolventen aus. »Es ist nicht nur Tiere reparieren«, auch Engagement sowie politische und soziale Positionierung seien in dem Beruf des Tiermediziners ausgesprochen wichtig, denn: »Es ist Ihr Beruf, also auch Ihre Berufung.«

Auch interessant