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Der kleine, aber feine Unterschied

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Von: Thomas Wißner

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Darum geht es beim Benefiz-Fußballturnier des Bayern-Fanclubs: Spenden zu sammeln. Ganz fleißig zeigten sich dabei die »Glasbier Rangers« aus Hungen, die den »Gießen Bulls« 1000 Euro überreichten. Foto: Wißner © Wißner

Weil die Jugend in Wieseck kicken durfte, die Gießen Bulls für ihr Benefizturnier aber keine städtische Halle nutzen durften, sind die Bayern-Fans sauer auf die Stadt. Die bezieht Stellung.

Gießen. Die »Gießen Bulls« sind so richtig sauer auf die Stadt. Der Grund: Im Sportteil des Anzeigers lasen die Mitglieder des heimischen Fan-Clubs des FC Bayern München unter der Überschrift »Tiki-Taka selbst auf TikTok« vom zehntägigen Wiesecker Hallenmasters. Das Jugendfußball-Spektakel dauerte vom 30. Dezember bis zum 8. Januar. Ihr Ärger richtete sich dabei freilich nicht gegen die Veranstaltung an sich, sondern hängt damit zusammen, dass das Turnier in der Sporthalle »Am Ried« in Wieseck zu einem Zeitpunkt stattfinden durfte, da andere Sporthallen in der Stadt aus Energiespargründen geschlossen blieben. Leidtragende waren unter anderem die »Gießen Bulls«.

Wie die TSG Wieseck, die seit 15 Jahren dieses Jugendfußballturnier organisiert, richtet auch der Bayern-Fan-Club seit gut einem Jahrzehnt seinen »Bulls-Cup« für Freizeitmannschaften aus - in Zusammenarbeit mit dem TSV 2006 Lützellinden in der Sporthalle Lützellinden. Beide Veranstaltungen durften zwei Jahre lang wegen der Corona-Pandemie nicht ausgetragen werden. Doch während nun die Sporthalle »Am Ried« der TSG Wieseck überlassen wurde, hatte die Stadt dem TSV Lützellinden eine Nutzung der Halle verweigert und dies eben mit der Notwendigkeit von Energiesparmaßnahmen begründet (der Anzeiger berichtete).

Der Unterschied: Bei den Wieseckern handelt es sich um ein Jugendfußballturnier, bei den Bayern-Fans um ein Benefiz-Fußballturnier. Was der Fan-Club an diesem Tag einnimmt, fließt in eine Kasse und bildet den Grundstock für die alljährlich zum Ende eines Jahres erfolgende Spende.

Insgesamt 24 200 Euro konnte der Fan-Club so in den vergangenen zehn Jahren für die gute Sache investieren - und zwar ausnahmslos an Einrichtungen in Gießen. Begünstigt wurde einerseits die »Station Pfaundler« der Gießener Kinderklinik mit 15 900 Euro für die Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit neurologischen Erkrankungen wie Epilepsien, Entwicklungsverzögerungen, entzündlichen Erkrankungen des zentralen Nervensystems, Muskelerkrankungen und seltene Stoffwechselerkrankungen. Andererseits erhielt das Hospiz »Haus Samaria« 8300 Euro. Die »Gießen Bulls« vermissen daher im Rathaus den Respekt für diese ehrenamtlichen Aktivitäten.

Lediglich zwei Tage früher als vorgesehen hätte die Sporthalle in Lützellinden geöffnet werden müssen. Weil die Stadtverwaltung dies jedoch untersagte, musste sich der Fanclub nach einer Alternative umsehen und wurde mit offenen Armen in Lollar aufgenommen, wo die Stadt die Sporthalle-Süd zur Verfügung stellte. »Wir sind hier herzlich aufgenommen worden und haben Lob von allen Teilnehmern erhalten. Die Atmosphäre in der Halle war super. Auch wenn das letzte Wort noch nicht gesprochen ist, wird es erst einmal für uns keine Rückkehr mehr nach Gießen geben, wo wir uns einfach nicht geschätzt fühlen und man die von uns geleistete Arbeit wohl auch nicht erkennt«, so ein frustrierter Vorsitzender Marco Usener. Immerhin helfe der Fan-Club dort, wo sich der Staat aus seiner Verantwortung zurückziehe.

Warum aber konnte für die TSG Wieseck eine Ausnahme gemacht werden? »Die Situation ist schon eine andere: In Wieseck musste eine der angekündigten Ausnahmen gemacht werden, da es sich bei der Veranstaltung um ein überregionales Jugendfußballturnier handelte, auf dessen Terminierung in Gießen kein Einfluss genommen werden konnte«, erklärt Stadtsprecherin Claudia Boje auf Anfrage des Anzeigers. Der Veranstalter sei auf die Winterferien angewiesen, da nur in der Zeit der Schulferien der vereinseigene Indoor-Kunstrasen in der Sporthalle Wieseck ausgelegt werden könne.

»Der Termin stand auch bereits vor der Entscheidung der Stadt zur Schließung der Hallen fest. Das war in Lützellinden anders.«

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