Die Entstehung der Kunst

In einer neuen Ausstellung in der Gießener Sparkassen-Zentrale widmen sich Kunststudierende der Uni Gießen dem Entstehungsprozess ihrer Kunst.
Gießen . Eine Ausstellung, die nicht die Werke selbst - sondern ihre Entstehung zeigt: Darum geht es nun in der Gießener Sparkassen-Zentrale unter dem Titel »Unseen« (ungesehen). Zu sehen sind Arbeiten von zehn jungen Studierenden, die Einblick in ihr kreatives Schaffen geben und sich damit eine Grundlage zur öffentlichen Präsentation schufen. Die Werke selbst sind über einen aus Holz gefertigten QR-Code zugänglich.
»Ich freue mich sehr, dass wir aktuell jungen studierenden Künstlerinnen eine Plattform für ihre Kunst bieten können«, sagte Ilona Roth, Vorstandsmitglied der Sparkasse Gießen. »Mit dieser besonderen Ausstellung möchten wir allen Interessierten die Möglichkeit geben, sich dem Entstehungsprozess der Kunst zu widmen. Ich nehme mit dieser Ausstellung eine positive Energie wahr, die visionären Gedanken und Ziele der jungen Studierenden für ihre Zukunft sind sehr beeindruckend«, schloss Roth.
Die im Untertitel »The underdog exhibition« genannte Schau ist ein Projekt der Kuratorin Annika Müller. Die Gießenerin ist Initiatorin der Künstlerplattform »Unseen«. Müller studierte bis Anfang des Jahres Medien- und Literaturwissenschaft und arbeitet zugleich seit zehn Jahren nebenher in der Eventfotografie.
»Es gibt viele Studierende, die während Corona angefangen haben, bald fertig sind und in der ganzen Zeit nicht einmal ausstellen konnten. Die jungen Künstlerinnen und Künstler meiner Generation leiden sehr unter der Digitalisierung ihres Alltags. Niemand hat die Chance oder die Plattform, seine Werke der Öffentlichkeit zu präsentieren,« sagte sie in ihrer Eröffnung. Um die grassierende kulturelle Corona-Trägheit zu überwinden, habe sie sich mit der Gruppe von Kunststudierenden der Universität Gießen zusammengeschlossen.
An der Schau in der Sparkasse beteiligt sind Rosemarie Fischer, Helena Steffes, Elina Gross, Ceren Eda Neccar, Julian Fuchs, Helena Semmler, Anna Seibel, Flávia Grilo Coelho, Helena Clara Semmler, Lea Melchior und Ramsheke Thillainathan. Sie studieren Kunst oder Kunstpädagogik an der Justus-Liebig-Universität.
Ein origineller Ansatz: Die Schau führt die Entstehung und die Resultate zusammen, ein gelungener Versuch, die Schranken der Pandemie zu überwinden. Müllers eigene Fotos zeigen einerseits eine Reihe von Umgebungen, in denen die jungen Künstler an ihren Bildern arbeiten. Mal ist es eine idyllische Gartenecke, mal ein Atelier. Die Fotos variieren zwischen einem eher dokumentarischen Ansatz und fast impressionistischen Motiven. Inhaltlich reichen sie von dramatischer Abstraktion bis zu meditativ versenkter Selbstbetrachtung und floral verträumter Naturschwelgerei. Die Unterschiede sind beträchtlich.
Hinweise auf die malerischen Ergebnisse finden sich im Sparkassen-Foyer nur selten, darunter im Arbeitsporträt von Elina Gross. In der Online-Ausstellung sind die Bezüge deutlich gemacht worden und leicht nachvollziehbar. Ein Grund mehr, um einmal vorbeizuschauen.
Die Ausstellung läuft noch bis Mitte Januar im Foyer der Gießener Sparkassen-Zentrale (Johannesstraße 3) zu den üblichen Öffnungszeiten. Die fertigen Arbeiten sind in einer digitalen Schau unter www.kunstmatrix.com/de/ sparkasse-giessen zu sehen.
