Die Sonne machte sich rar

Der Monat Januar bot in Gießen viel Grau, ein wenig Weiß und wieder einmal viel zu milde Temperaturen.
Gießen. Der erste Monat im neuen Jahr endete so, wie der letzte im alten zu Ende ging: Der Neujahrstag startete mit der für diesen Zeitraum ungewöhnlich hohen Temperatur von 13,9 Grad. Das Tief »Liddy« trieb mit einer kräftigen Südwestströmung außergewöhnlich milde Luftmassen von Marokko und der Iberischen Halbinsel zu uns. Und damit war es zunächst viel zu warm. Die ersten zwei Wochen zeigten sich dann zwar nicht mit ganz so warmen Temperaturgraden, doch die Werte blieben deutlich zu mild.
Vom neuen Zeitabschnitt 2023 wollte offenbar die Sonne nichts wissen. Nach den Aufzeichnungen des Wetterdienstes Qmet an der Station Gießen ließ sie sich am Neujahrstag hier überhaupt nicht blicken. Und sie zog es vor, an weiteren 17 Tagen im Wintermonat Januar nicht zu erscheinen. An vier Tagen waren es nur wenige Minuten, wo sich der Himmel kurz erhellte. Mit 22,3 Stunden Sonnenscheindauer geht der erste Monat im Jahr in die Statistik ein, weniger als im vieljährigen Mittel, das den Zeitraum von 1961 bis 1990 umfasst. Dort sind es 35 Stunden - und somit 63,7 Prozent des Normalwertes.
Weit unten in der Ländertabelle
Hessen war zu Jahresbeginn das an Sonnenschein zweit-ärmste Bundesland. Dass wir noch Winter haben, liest sich an den Tiefsttemperaturen ab: Minus 10,1 Grad wurden am 21. Januar registriert, das war der Extremwert, einige kalte Tage folgten. Bei den Niederschlägen übertraf der erste Monat im Jahr das vieljährige Mittel, 75,8 Liter Niederschlag fielen in den 31 Tagen, 59 Liter ist der Mittelwert, das sind 128,5 Prozent des Normalwertes. Ein kleinräumiges Schneetief bescherte uns am 21. Januar ein wenig Winterfeeling, doch das schmolz schnell wieder dahin. Schwere Winterstürme, wie sie zu üblicherweise Jahresbeginn auftreten, blieben zum Glück aus. Kräftig blies ein Sturm am 13. Januar mit 19,1 Metern pro Sekunde als höchste Windspitze über Stadt und Land, das entsprach rund 70 Kilometern pro Stunde. Die stramme westliche Strömung, verursacht von den Tiefs »Egbert« und »Frederic« war verantwortlich für den Höchstwert.
Im gesamten Monat war es windig bis stürmisch, ausgehend von den sich immer wieder bildenden Tiefdruckgebieten. In diesem Jahr werden die Tiefdruckgebiete übrigens wieder mit männlichen Vornamen bezeichnet.
Die Meteorologen berichten, die Häufung viel zu milder Januarmonate halte ununterbrochen an, wie auch das Jahr 2023 bestätigt. Der ursprüngliche Eismonat hat seinen Ruf als solcher verloren und erreichte auch in diesem Jahr wieder einen Platz auf der Liste der zehn wärmsten Januarmonate seit 1881. Den dafür entscheidenden Anstoß lieferten die frühlingshaften Rekordtemperaturen am Neujahrstag sowie die teils rekordmilde und auch niederschlagsreiche erste Monatshälfte. Laut Deutscher Wetterdienst hat nach der ersten Auswertung der Ergebnisse seiner rund 2000 Messstationen der Januar 2023 nur ein kraftloses Gastspiel an den Tag gelegt.
Zu Ende ging der ursprüngliche Eismonat, wie der Januar auch bezeichnet wird, mit sehr milden 4,4, Grad tagsüber und minus 2,1 Minimum an Boden. Die Mitteltemperatur vom ersten Zeitabschnitt betrug 4,1 Grad, der Referenzzeitraum zeigt einen Wert von minus 0,2 Grad auf, die Abweichung liegt somit bei 4,3 Kelvin.
Statt Winterwetter sorgte auftretender Haselpollenflug für laufende Nasen. Für die Experten gehören solche Höchstwerte klimatologisch gesehen eher in einen März.

