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»Die Stadt soll schön aussehen«

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Gärtnerin Jessica Rahn im Einsatz vor dem Stadttheater. Foto: Schwaeppe © Schwaeppe

Mitarbeiter des Gartenamtes gießen sorgen für blühende Beete in der Stadt. Aber es gibt Ärger wegen zunehmender Vermüllung und Diebstahl.

Gießen. Die Arbeit läuft schnell und routiniert. Die Handgriffe sitzen. Mit der Pflanzkelle in der rechten Hand gräbt Jessica Rahn ein Pflanzloch auf dem Blumenbeet vor dem Stadttheater, mit der anderen Hand setzt die 29-jährige Gärtnerin eine kleine Viola, zu Deutsch Stiefmütterchen, in den so geschaffenen Platz. Flugs bereitet sie das nächste Pflanzloch vor und setzt eine weitere Viola. In nur wenigen Minuten haben Rahn und drei ihrer Kollegen vom städtischen Gartenamt das gesamte Beet fix und fertig bepflanzt.

Die Stiefmütterchen leuchten nun vor dem ehrwürdigen Theaterbau in Weiß und verschiedenen Violett-Tönen. Zwischen den Violen lugen bereits Blätter von Hyazinthen und Tulpen hervor. In einigen Tagen sollen die Beete dann in voller Pracht erstrahlen und die Passanten erfreuen.

Die Mitarbeiter des Gartenamtes sind derzeit unterwegs, um alle städtischen Beete mit Frühlingsblumen zu bestücken. Nicht mehr bestückt werden allerdings die Beete auf dem Schiffenberg. »Die vier kleineren Beete haben wir schon im vergangenen Jahr nicht bepflanzt und auch das Große werden wir nicht mehr neu mit Pflanzen besetzen«, erklärt Rahns Kollegin Alexandra Schwender. Grund ist der Kultursommer. »Bühne und Beete vertragen sich nicht.«

Die stadteigenen Kübel wurden bereits vor zwei Wochen bestückt. »Innerhalb von drei Wochen wollen wir alles fertig haben, damit alles bis Ostern bereit ist«, sagt Schwender: »Die Stadt soll dann schön aussehen - zumindest wir haben unseren Teil dazu beigetragen«, so die 50-jährige Gärtnerin, die gemeinsam mit Rahn sowie Jens-Stephan Schuller und Alexander Paul eine sogenannte Kolonne bildet.

Im Herbst haben die Gartenamtsmitarbeiter allein 50 000 Blumenzwiebeln gesetzt. Nun kommen noch einige Tausend Jungpflanzen hinzu, darunter rund 20 000 Violen. Diese Pflanze setzen die Gärtner gerne ein, weil sie in vielen Farbvarianten blüht.

Doch für die Frühlingspracht muss der Boden zunächst vorbereitet werden. Die Ballen der Herbststauden wurden entfernt, die Beete gefräst, sauber gemacht und Dünger eingesetzt. Gegossen werden müssen die Pflanzen natürlich auch. »Dafür sorgen die Gießwagen-Kollegen«, erzählt Kolonnen-Leiter Jens-Stephan Schuller. Der vergangene Sommer mit seiner langen Dürreperiode sei hart gewesen. »Es war ein Wahnsinn, was die Kollegen im Sommer leisten mussten«, meint der 52-Jährige.

Dreimal im Jahr sorgen die Gärtner für neue Blütenpracht. »Die Bepflanzung hält sechs bis acht Wochen«, erzählt Schwender. In der Sommerzeit sind verschiedene Dahlien, Fuchsien und Pelargonien dran. Für Herbst und Winter werden in die Kübel winterharte Stauden gesetzt. Leer stehen sollen diese auf keinen Fall. »Das sähe einfach nicht schön aus.«

Mit Traumnote abgeschlossen

Während Schuller und Schwender schon alte Hasen im Beruf sind, ist die 29-jährige Rahn noch ein Küken. Im August 2021 hat sie ihre Lehre zur Landschaftsgärtnerin bei der Stadt begonnen und nach eineinhalb Jahren abgeschlossen. Mit der Traumnote eins, wie man hinzufügen darf.

Bei verschiedenen städtischen Baumaßnahmen war sie schon dabei. Der praktische Umgang mit Pflanzen und Baumaterialien gehörte ebenso zur Ausbildung wie die Koordinierung des Bauablaufs. »Ich war bei der Umgestaltung des Spielplatzes im Theaterpark und bei der Gestaltung der Außenanlage des Jokus dabei«, erzählt die 29-Jährige. Eine besondere Vorliebe hat sie für Staudenpflanzen. So hat sie die Pflanzungen am neuen Jugendamt, an der Ostanlage oder im Eingangsbereich des Gartenamtes mit viel Herzblut gestaltet.

Herzblut ist es, was auch die anderen Gärtner mit ihrer Arbeit verbindet. Umso ärgerlicher ist für sie, wenn manche Zeitgenossen den betriebenen Aufwand nicht zu schätzen wissen. »Müll«, meint Schuller dazu lakonisch. »Wir haben im Gartenamt allein sechs Mitarbeiter, die sich nur mit der Vermüllung der Beete auseinandersetzen müssen. Das ist doch ärgerlich.«

Hinzukommen Hinterlassenschaften von Hunden, selbst in Hochbeeten und Kübeln. »Handschuhe tragen ist echt wichtig«, meint er dazu. Manchmal würden auch Pflanzen geklaut. »Wir haben schon erlebt, dass Leute mit Schubkarre oder gar Lkw vorgefahren sind, um Pflanzen im großen Stil mitgehen zu lassen.«

Doch die meisten Gießener erfreuen sich glücklicherweise an der Blütenpracht, für die die Gartenamtsmitarbeiter jedes Jahr aufs Neue sorgen - mit Herz und grünem Daumen.

Seit August 2020 bildet das Gartenamt Landschaftsgärtner aus, aktuell sind es sechs Personen. Zwei neue Azubis kommen im August. Mit der Ausbildung zum Landschaftsgärtner wird das Gartenamt auf mehreren Ebenen verstärkt. So können Baumaßnahmen in Eigenregie durchgeführt und abgewickelt werden. Daneben profitiert das Gartenamt von dem Mitarbeiternachwuchs, der sich im Anschluss unter anderem um die Spielplätze, Sportanlagen, Grünzüge oder Parks kümmert. (red)

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