Die Zukunft barrierefrei gestalten
Die Lebenshilfe Gießen hat anlässlich des Europäischen Protesttages zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung einen Aktionstag organisiert. Denn es gibt noch erhebliche Defizite.
Gießen (rsa). Um uneingeschränkt, gleichberechtigt und selbstbestimmt am Leben in der Gesellschaft teilhaben zu können, ist Barrierefreiheit eine wesentliche Voraussetzung. Doch hier gibt es noch immer in allen Lebensbereichen erhebliche Defizite. Auch daran wird am Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung erinnert. Aus diesem Anlass finden seit mehr als 30 Jahren an jedem 5. Mai bundesweit Aktionen statt. Die Lebenshilfe Gießen informierte nun ebenfalls am Kirchenplatz über ihre diversen Angebote. Unterstützung kam vom städtischen Behindertenbeauftragten Samuel Groß.
Aktuell steht Deutschland vor großen Herausforderungen: Klimawandel, Digitalisierung und Energiewende sind dabei nur drei Schlagworte. Da die Infrastruktur vielfach veraltet ist, muss oftmals neu gebaut und gedacht werden. Das sei zugleich eine Chance, die häufig vorhandenen Barrieren zu überwinden und einen wichtigen Beitrag zur Zukunftsfähigkeit einer vielfältigen Gesellschaft zu leisten. Der Protesttag versteht sich daher als Aufruf an alle Bürgerinnen und Bürger, aktiv zu werden und Menschen mit Behinderung dabei zu unterstützen, für ihre Rechte einzustehen.
Inklusionsräder
»Wir wollen die breite Öffentlichkeit für das wichtige Thema einer barrierefreien und klimaneutralen Mobilität empfänglich machen und uns für eine barrierefreie und inklusive Zukunft im Gießener Land einsetzen«, erklären Daniela Bauernfeind und Jörg Luckert vom Lebenshilfe-Projekt »Vereine werden inklusiv«. Das hat sich zur Aufgabe gemacht, Menschen mit und ohne Behinderung in Vereinen zusammenzuführen. Vorgestellt wurden etwa die barrierefreien Freizeit- und Vereinsangebote sowie verschiedene sogenannte »Inklusionsräder«. Dazu gehört auch eine kürzlich von der Lebenshilfe angeschaffte E-Bike-Rikscha, mit der auch Menschen mit erheblicher Mobilitätseinschränkung das Radfahren genießen können. Bei einer Schnupperfahrt zeigten sich Elisabeth Drolsbach und Tobias Reutter zunächst noch etwas skeptisch, doch dann waren sie so begeistert, dass sie am liebsten gar nicht mehr von der Inklusions-Rikscha abgestiegen wären.
Am Stand des Allmende-Lastenrad-Projektes »ALLrad« führte wiederum Fusel acht von neun verfügbaren Inklusionsrädern vor, die an Stationen in und um Gießen ausgeliehen werden können. Ein neues, demnächst erhältliches Modell kombiniert die Eigenschaften von Lasten- und Inklusionsrad (weitere Infos unter www.dasallrad.org).
Simulationsbrille
Vertreten war ebenfalls »Blickpunkt Auge«. Dabei handelt es sich um ein Angebot des Behinderten und Sehbehindertenbundes Hessen (BSBH). Wer Lust hatte, konnte mithilfe einer Simulations- und Dunkelbrille verstehen lernen, sich in blinde Menschen hineinzuversetzen oder mit dem Blindenstock Hindernisse im Alltag zu bewältigen. Diese Sensibilisierung soll dazu beitragen, Barrieren wahrzunehmen und abzubauen.