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Differenzierten Ausblick gewagt

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Bilanzvorstellung der Stadtwerke Gießen (v.l.): Aufsichtsratsvorsitzender Alexander Wright, seine Vorgängerin Astrid Eibelshäuser sowie die Stadtwerke-Vorstände Jens Schmidt und Matthias Funk. Foto: Ewert © Ewert

Der von den Gießener Stadtwerken erwirtschaftete Gewinn von 5,5 Millionen Euro liegt gegenüber 2020 um die Hälfte niedriger, was durch gestiegene Preise im letzten Quartal 2021 erklärbar ist.

Gießen . Selten wohl war die Vorstellung einer Jahresbilanz der Stadtwerke Gießen von derart unterschiedlichen Einschätzungen geprägt wie die gestrige Präsentation. Die beiden SWG-Vorstände Matthias Funk und Jens Schmidt erläuterten in Anwesenheit der Aufsichtsratsvorsitzenden Astrid Eibelshäuser und ihres Nachfolgers Alexander Wright das zufriedenstellende Ergebnis.

24,5 Millionen Euro haben die SWG »sinnvoll investiert«. Zum Beispiel in die Reparatur der Trinkwassertransportleitung im Ortskern von Reiskirchen oder auch für acht moderne Busse mit MILD-Hybridtechnik bei der Nahverkehrstochter MIT.BUS. Dass die SWG in Sachen Energiewende weit fortgeschritten sind, zeige sich auch an dem mittlerweile zehnjährigen Betrieb der Biogasanlage Großen-Buseck.

Gewinn um die Hälfte reduziert

Der erwirtschaftete Gewinn von 5,5 Millionen Euro liegt gegenüber 2020 um die Hälfte niedriger, was aber laut Schmidt und Funk mit den »dramatisch gestiegenen Preisen für Strom und Erdgas an den Energiebörsen« im letzten Quartal 2021 erklärbar ist. 2,5 Millionen Euro davon schütteten die Stadtwerke als Dividende an die Stadt Gießen aus, die restlichen drei Millionen des Gewinns wandern in die Rücklage. Die weiter gestärkte Eigenkapitalquote von nunmehr 38,6 Prozent macht die Stadtwerke laut Wright zu einem »grundsoliden Unternehmen, das gut für die kommenden Aufgaben gerüstet ist«.

Energiekrise

Die schnelle wirtschaftliche Erholung schon innerhalb des Corona-Krisenjahres 2021, ein relativ kalter Winter mit folgender Hitzewelle vor allem in Südeuropa sorgten laut Schmidt dafür, dass die Füllstände der Erdgasspeicher auf historische Tiefs absanken. Zugleich verknappte sich wegen des Streits um »Nordstream 2« das Erdgasangebot.

»In dieser ausgewachsenen Energiekrise haben wir uns als sicherer Hafen erwiesen«, so Jens Schmidt, der auf die Insolvenz mehrerer Energiediscounter und darauf verwies, dass andere sogenannte Billig-anbieter schon im Oktober 2021 ihre Preise verdoppeln mussten.

Der Ukraine-Krieg treibe die Preise weiter, so Funk und Schmidt. »Jede diesbezügliche Prognose ist reine Spekulation«, so Schmidt. Aber gerade wegen der herrschenden Unsicherheit würden die SWG »alles in ihrer Macht stehende tun, um ihre Kunden zuverlässig mit Strom, Erdgas und Erdwärme zu versorgen«.

Die Preissteigerungen am Spotmarkt - hier kostet die Megawatt-Stunde derzeit 160 Euro und damit sechs bis sieben Mal mehr als »normal« - werden laut Jens Schmidt erst in vielleicht drei Jahren zu Ende gehen, wenn neue Lieferbeziehungen dauerhaft aufgebaut seien. Dann sieht der SWG-Vorstand das »neue Normal« bei eventuell 60 Euro anstatt wie vor der Krise bei 30 Euro. Die hohen Gaspreise wirkten sich auch auf die Strompreise aus, da in Deutschland viel Strom aus Gas hergestellt werde.

Viele Anträge auf Wärmepumpen

Erste Sparmaßnahmen der SWG sind beispielsweise die Schließung des Hallenbades Ringallee für die Öffentlichkeit bis zum Ende der Sommersaison und das Abstellen der Warmwasserversorgung in den SWG-Liegenschaften in der Lahnstraße bis auf Weiteres. Kunden helfen die SWG beim Reduzieren des Energieverbrauchs mit Tipps unter www.stadtwerke-giessen.de/spartipps. Auffallend ist laut Funk und Schmidt ein signifikanter Rückgang der Anträge auf Gasanschlüsse, gleichzeitig sind Anträge der Verbraucher auf Wärmepumpen stark gestiegen. Insgesamt gehen die SWG davon aus, dass die Belieferung privater Kunden mit Gas nicht gekürzt werde: »Der Haushaltskunde ist geschützt.«

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