1. Startseite
  2. Stadt Gießen

Diskussion um Abwasserprobleme

Erstellt:

giloka_1307_jcs_Ortsbeir_4c
Kritik an Mittelhessischen Wasserbetrieben: Über 40 Interessierte stellen Fragen bei der Sondersitzung des Rödgener Ortsbeirats. Foto: Jung © Jung

Die Rödgener Bevölkerung hat einige Fragen zu den Kanaluntersuchungen durch die Mittelhessischen Wasserbetriebe. Aus diesem Grund hatte der Ortsbeirat eine Sondersitzung einberufen.

Gießen . Der Ortsbeirat Rödgen hatte sich entschieden, die Fragen der Bevölkerung zu den Kanaluntersuchungen durch die Mittelhessischen Wasserbetriebe (MWB) zu sammeln und zu einem Fragenkatalog zusammenzustellen. Denn es rumort im Stadtteil schon seit einiger Zeit zu diesem Thema und die Bürgervertretung will jetzt Aufklärung betreiben. Ein erster Schritt: Die Sondersitzung des Gremiums am Dienstagabend, zu der im Bürgerhaus über 40 Teilnehmende erschienen.

»Sie können uns Ihre Situation schildern«, bot Ortsvorsteherin Elke Victor den Anwesenden an und sechs bis acht Beteiligte nahmen es an. Trotz des ernsten Themas, das bei vielen Betroffenen für Ärger sorgt, gab es auch einige erheiternde Einlagen an dem warmen Sommerabend.

4000 Euro für drei Objekte

Zunächst fragte der Ortsbeirat - drei Mitglieder fehlten - nach den Kosten, die für die Untersuchungen bezahlt wurden und den Fristen zur Vorlage der Untersuchungsergebnisse bei den MWB. Hier ist die Rede von sechs, aber auch von zwölf Monaten, eine Erklärung zur unterschiedlichen Handhabung wird der Ortsbeirat erfragen. Eine Anwohnerin zahlte für drei Objekte den stolzen Betrag von 4000 Euro, unterschiedlich fielen die Rechnungsbeträge bei anderen aus, von 250 Euro über 800 Euro bis zu 1176 Euro bewegten sich die Summen.

Inspektionsschlitten laut MWB zu groß

Im Fokus der Beschwerden der Grundstückseigentümer stand die Aussage in den Informationsschreiben der MWB, eine vollständige optische Inspektion der Abwassereinleitungen sei den Wasserbetrieben aus technischen Gründen vom öffentlichen Kanal aus nicht möglich. Nach der aktuellen Abwassersatzung der Stadt ist die Inspektion aller erdverlegten Abwasserleitungen notwendig. Um diese Anforderung zu erfüllen, seien ergänzende Untersuchungen, die nur vom Gebäude aus erfolgen können und daher von den Grundstückseigentümern zu veranlassen sind, erforderlich, schrieben die MWB den Betroffenen. Das muss durch private Unternehmen erfolgen, eine Firmenliste, wer das kann, stellen die Betriebe auf Anforderung zur Verfügung. Innerhalb der nächsten sechs oder zwölf Monate, wie an diesem Abend deutlich wurde, sind die Untersuchungsergebnisse den MWB vorzulegen. »Geldmacherei« entfuhr es einem Rödgener, nachdem in der Diskussion bekannt wurde, der Untersuchungsschlitten des Eigenbetriebes der Stadt sei zu groß, um beispielsweise ein Rohr mit dem Durchmesser Nennweite 125 auf 100 mit leichter Biegung zu untersuchen.

Der Ortsbeirat erwartet bei den Kanaluntersuchungen den Einsatz von Geräten nach dem Stand der Technik und verlangt »bestmöglichste Untersuchungsmethoden«. Der eigentliche Grund für die genannten »technischen Gründe« soll offengelegt werden. Diskutiert wurde auch über das Betretungsrecht durch MWB-Mitarbeiter, das Eigentümer ihnen gegenüber einräumen, sie aber keinen Gebrauch davon machen wollen. »Man blickt da nicht durch, schließlich ist man Laie«, erhob ein Besucher Vorwürfe auf die unterschiedlichen Darstellungen bei der technischen Abwicklung und den Fristen. Eine Betroffene empfahl ein Erstgespräch durch die MWB.

Bürger äußern ihre Zweifel

Auch die Drainage müsse man ansprechen, forderte eine Bewohnerin. »Wird bei den Fristen mit zweierlei Maß gemessen?«, so eine Kritik. Ein Rödgener schilderte seine Erfahrungen: Die MWB untersuchten sein Grundstück, wo alles in Ordnung war. Doch just an der Grenze zum Neubau auf der gleichen Parzelle hätte das Prozedere geendet mit der Begründung, man käme nicht weiter. »Ich frage mich, wie weit soll eine Fremdfirma kommen, wenn die MWB aufhören.« Er weiß, dass der Kanal geradeaus weitergeht und keine Hindernisse vorhanden sind. Und empörte sich: »Es ist eine Frechheit, die Kosten, die dort entstehen, einfach auf den Bürger umzulegen«. Beifall brandete auch nach seinem Gleichnis auf: »Wenn ich in der Uni bei einer Darmspiegelung untersucht werde und der Arzt hört nach der Hälfte auf und sagt, ich solle nach Pohlheim in das Ärztezentrum gehen und den Rest machen, ist das genau dieser Fall.« Für ihn sei es selbstverständlich, dass bei einem Defekt repariert werden muss. Allerdings, was hier den Betroffenen mit dem »Amtsschimmel« aufgedrückt werde, könne man so nicht hinnehmen. Dafür erhielt er erneut Zustimmung.

Hilflos zeigte sich auch ein weiterer Bürger: Zwei Mal sei untersucht worden und die MWB seien immer noch nicht einverstanden gewesen, das sorgte für Verwirrung. Und Unterschiede bei den Untersuchungen wurden auch genannt. Ein Versatz bei den Gummidichtungen an den Rohren von 18 Millimetern wurde nicht beanstandet, zwölf Millimeter erforderten Abhilfe und auch bei 20 Millimetern muss gehandelt werden. Ratlosigkeit, denn auch das Internet gebe keine Auskunft. Willkür, so die Erklärung. Gelächter im Saal zur Anordnung einer Rückstauklappe: Wenn das Wasser am höchsten Punkt der Straße bei ihm auf einer Höhe von 169 Meter NN ankomme, sei das gesamte Gießener Becken schon überflutet, gab der Rödgener zum Besten.

MWB habe auch kleinere Geräte für Kanaluntersuchungen, wusste ein Anwesender, der auch aus einer Broschüre des Eigenbetriebs zitierte. Er schlug dem Ortsbeirat vor, nachzufragen, welches Equipment die MWB denn vorhielten, wenn sie »so großartig Werbung damit machen«. Seit 2015 ende die Zuständigkeit nicht mehr an der Grundstücksgrenze, sondern am Hauptkanal, klärte er auf.

Weitere Sitzung

Wenn man von dem, was seitens der MWB geschickt wurde, nicht überzeugt ist, sollte man dem widersprechen, empfahl Ortsbeirat Christoph Thiel. Er erläuterte auch, durch die Abwassersatzung gebe es die Möglichkeit, die Grundstückseigentümer zu veranlassen, wenn sie ihren Verpflichtungen nicht nachkommen, dies mittels Zwangsandrohung durchzusetzen. Am 13. September ist eine weitere Ortsbeiratssitzung zu diesem Thema geplant.

Auch interessant