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»Dummheit stößt an Grenzen«

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Von: Karsten Zipp

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»Es wäre doch schön, wenn in irgendwelchen Hinterzimmern auch mal positive Dinge ausgeklüngelt würden«, sagt Kabarettist Dietrich Faber. Archivfoto: Waldschmidt © Red

Der Gießener Kabarettist Dietrich Faber glaubt an »sehr schlaue Menschen, die sehr schlaue Sachen erfinden«. Aber nicht nur daraus schöpft er Mut, wie er zum Abschluss der Anzeiger-Serie betont.

Gießen. »Kannst Du mir etwas sagen, was irgendwie Mut macht?« Was für eine Frage! Was für eine Frage nach einem Jahr, das von Ukraine-Krieg, Corona-Pandemie und Klimakatastrophe geprägt war. Was für eine gute, schwere, ja schier nicht zu beantwortende Frage, die mir vor ein paar Wochen eine gute Freundin stellte. Und ich muss gestehen, mir fiel außer einem Blick auf längst vergangene Zeiten, als die Menschen noch dachten, ihre Welt würde untergehen, tatsächlich nichts ein. Nichts, was Mut macht, dass all die Probleme der Menschheit sich lösen lassen. Also haben wir bei Experten nachgefragt und um Hilfe gebeten. Schreiben Sie uns etwas, was Mut für die Zukunft macht! Und tatsächlich haben sich mehrere heimische Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Politik und Kultur an diesem - nennen wir es - Gedankenexperiment beteiligt. Unsere Serie »Was uns Mut macht« beenden wir heute mit dem Beitrag des Gießener Kabarettisten und Schriftstellers Dietrich Faber.

1. Warum endet der Ukraine-Krieg nicht in einer Katastrophe?

Mir macht Hoffnung, dass »der Westen« bisher auf Russlands Aggressionen und Provokationen eher besonnen reagiert hat. Tatsächlich hat es ein Zusammenrücken der Staatengemeinschaft gegeben, das bis heute im Großen und Ganzen anhält. Auch dass derzeit der gemäßigte, erfahrene und abgeklärte Joe Biden das US-Präsidentenamt innehat und nicht mehr der wirre und fürchterliche Donald Trump lässt mich einfach mal optimistisch in die Zukunft blicken. Dann möchte ich meine vielleicht auch etwas naive Hoffnung nicht ganz aufgeben, dass hinter den Kulissen irgendwelche Menschen ein friedliches Ende des Kriegs aushandeln, von deren Gesprächen die Öffentlichkeit nichts mitbekommt. Es wäre doch schön, wenn in irgendwelchen Hinterzimmern auch mal positive Dinge ausgeklüngelt würden.

2. Warum wird Putin insgesamt politisch scheitern?

Nach und nach durchschauen immer mehr Russinnen und Russen trotz aller Propaganda Putins Lügen, seinen Wahn und seine Aggression. Seine Beliebtheit wird nach und nach, und je länger dieser Krieg dauert, nachlassen. Und vielleicht fühlt sich dann irgendeine gemäßigte Gruppierung aus der zweiten Reihe berufen, einen Putsch zu organisieren…

3. Warum wird die Ära der Rechtspopulisten in aller Welt nur von kurzer Dauer sein?

Weil Dummheit irgendwann an natürliche Grenzen stößt.

4. Warum hat die Demokratie eine Zukunft?

Weil es trotz all ihrer Mängel und Schwierigkeiten keine bessere Staatsform gibt. Und weil es zum Glück immer noch sehr viele, auch junge Menschen gibt, die sich für sie einsetzen.

5. Was werden die Menschen Hilfreiches aus der Corona-Zeit lernen?

Dass positiv-Sein nicht immer positiv sein muss. Oder etwas pathetischer: dass man mit Rücksicht, Vorsicht und Solidarität so eine Krise besser meistern kann als ohne. Aber auch: dass es viele tolle Serien im Netz gibt.

6. Warum werden wir die Klimakatastrophe abwenden?

Weil wir es müssen! Und weil ich daran glaube, dass aus diesem Gefühl heraus sehr schlaue Menschen noch sehr schlaue Sachen erfinden werden, von denen wir heute noch gar nichts wissen. Und…weil ich einfach Optimist bin.

Dietrich Faber wurde am 2. Dezember 1969 in Gießen geboren. Er ist Kabarettist, Autor und Verfasser von Regionalkrimis. Seit dem Jahr 1996 arbeitet er hauptberuflich als Kabarettist und trat bis 2013 gemeinsam mit Martin Guth als Duo »FaberhaftGuth« auf. Seit Beginn der Krimireihe um den Vogelsberger Kommissar Henning Bröhmann ist er mit seiner kabarettistischen und musikalischen »Show zum Buch« auf Tour.

Darüber hinaus ist Dietrich Faber Botschafter der Regionen Oberhessen und Mittelhessen sowie Gewinner des Wetterauer Kulturpreises 2015. Am Samstag, 11. März, stellt er in der Gießener Kongresshalle sein neues Programm vor.

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