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Eierleger auf Zeit

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Von: Eva Pfeiffer

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Hannes Grutzeck mit den familieneigenen Hühnern. Seine »Federbande« ist dagegen selten in Petersweiher. Foto: Pfeiffer © Pfeiffer

Hannes Grutzeck aus Petersweiher in Gießen geht nicht nur zur Liebigschule, sondern hat auch bereits eine ganz besondere Firma gegründet. Der 18-Jährige vermietet Hühner.

Gießen . Eigentlich hat Hannes Grutzeck bereits einen Vollzeitjob. Der 18-Jährige besucht die 12. Klasse der Liebigschule und bereitet sich auf sein Abitur vor. Der junge Mann aus Petersweiher ist aber nicht nur Schüler, sondern nebenbei auch Inhaber einer ganz besonderen Firma: Einer Hühnervermietung. Neben den familieneigenen Hühnern, die munter im Garten gackern, hat er sich fünf Hennen angeschafft, die meist ganz woanders leben. Regelmäßige Standortänderungen seien für die Tiere kein Problem, sagt Hannes Grutzeck. Damit sich die Tiere wohlfühlen, bringt er sie mitsamt dem bekannten Stall und einem Auslauf in ihr Zuhause auf Zeit.

Wie kommt man auf so eine Idee? »Ich wollte schon immer etwas mit Hühnern machen.« In der Region gebe es jedoch bereits viele kleinere Betriebe, die Eier anbieten. »Die Hühnervermietung war in Gießen aber noch eine Marktlücke.« Doch um als Minderjähriger eine Firma zu gründen, braucht es nicht nur das Einverständnis der Eltern, sondern auch des Familiengerichts, außerdem stand ein Gründerkurs bei der IHK für ihn auf dem Plan. Erst danach konnte der Schüler sein Unternehmen »Hannes’ Federbande« starten. Die Tiere müssen zudem beim Veterinäramt und bei der Hessischen Tierseuchenkasse angemeldet werden.

Altenheim als Langzeitmieter

Gerade erst waren die fünf Hennen drei Wochen lang im Kinderladen in der Rodheimer Straße zu Gast. Danach ging es weiter zu einer Familie und nun steht ein längerer Aufenthalt in einem Altenheim im Marburger Raum an. Bis Oktober sollen die Tiere hier bleiben. »Viele ältere Menschen hatten früher selbst Hühner und freuen sich, wenn sie sich wieder um die Tiere kümmern können.« Gleichzeitig sei die tägliche Versorgung der Tiere für manche Ältere der einzige Grund, nach draußen zu gehen.

Altenheime und Kindertagesstätten seien seine häufigsten Mieter. Aber auch Privatpersonen, die die Hühnerhaltung erstmal ausprobieren wollen, kämen auf ihn zu. Dem 18-Jährigen ist es wichtig, mit seinen Miethühnern auch die Vielfalt der Tiere zu zeigen, seine fünfköpfige Gruppe ist bunt gemischt. Egal ob Bielefelder Kennhühner, Antwerpener Bartzwerge oder Zwerg-Niederrheiner - jedes Huhn sieht anders aus, auch die Größen unterscheiden sich teils deutlich. Er habe sich bewusst für reinrassige Hühner entschieden, da Legehybriden überzüchtet seien, damit sie besonders viele Eier legen. Mit den Tierwohlmaßstäben der Familie sei das nicht vereinbar. Seine Hühner sollen »zeigen, dass Eier nicht aus dem Supermarkt kommen«.

Für die Hühnervermietung sei ihm auch wichtig gewesen, dass die Tiere menschenbezogen sind. Dass das klappt, war bei dem dreiwöchigen Aufenthalt im Kinderladen gut zu beobachten: Schon nach kurzer Zeit hatte die »Federbande« ihre Scheu abgelegt und ließ sich auch von Kindergeschrei nicht aus der Ruhe bringen.

Damit es den Miethühnern auch in ihrem vorübergehenden Zuhause gut geht, weist Hannes Grutzeck die neuen Halter vor Ort ein: Was dürfen die Tiere fressen, wie oft muss der Stall sauber gemacht werden? Für Notfälle ist seine Handynummer direkt an der Tür zum Gehege angebracht, auch für Fragen während der Mietzeit steht er bereit. Die gelegten Eier sind übrigens im Mietpreis inbegriffen.

Wer Hühner für seinen Garten mieten will, sollte mindestens 25 Quadratmeter nicht versiegelte Fläche bereitstellen können. Die Mindestmietdauer beträgt eine Woche. Neben Hühnern, Stall und Gehege bringt Hannes Grutzeck auch Futter und anderes Zubehör für seine »Federbande« mit. Und weil das Angebot gut angenommen wird, ist bereits die zweite Hühner-Gruppe in Planung, die im Sommer einziehen soll.

Wenn eine neue Vermietung ansteht, wird der 18-Jährige beim Transport und dem Auf- und Abbau von seinem Vater unterstützt. Den Stall haben beide zusammen selbst gebaut - aus einer faltbaren Palettenbox, die mit Fenster und Inneneinrichtung ergänzt wurde. Auch bei den familieneigenen Hühnern tüfteln Vater und Sohn gerne, zuletzt wurde eine automatische Fütterung entwickelt.

Für sein Unternehmen hat Hannes Grutzeck zudem eine eigene Webseite erstellt. Wer sich vorab ein Bild von den Hühnern machen will, der wird auch auf seinem Account @hannesfederbande auf der Videoplattform YouTube fündig. Hier postet der Schüler regelmäßig kurze Videos und zeigt etwa, wie der Transport der »Federbande« zum Kunden abläuft. Der 18-Jährige kann sich übrigens gut vorstellen, mit der Hühnervermietung ein dauerhaftes Standbein zu haben. Nach seinem Abitur will er Agrarwissenschaften studieren - und die Hühner könnten ein Teil eines späteren landwirtschaftlichen Betriebs sein.

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