Ein Abend der Sanftheit

Gießen . Am einem neuen Ort trat jetzt das Andreas Müller-Nils Hartwig-Quartett auf Einladung der Jazzinitiative Gießen auf. Im Konzertsaal des Musikhauses Schoenau trafen sich Müller und Hartwig mit Georg Wolf und Johannes Langenbach zu einer gepflegten Jazz-Session. Ihr Repertoire bewegte sich im guten Sinne im Bereich der Standards, als interessant erwies sich die Auswahl, die auf hohem Niveau präsentiert wurden.
Das Publikum zeigte sich begeistert.
Wie aus den Reihen der Jazzinitiative zu hören war, werden ihre Konzerte in Zukunft regelmäßig im Konzertsaal bei Schoenau stattfinden; dies war die Premiere für das Format, die gut angenommen wurde.
Nils Hartwig (Saxofone), Andreas Müller (Klavier), Georg Wolf (Bass) und Johannes Langenbach (Schlagzeug) sind in der Jazzszene keine Unbekannten. Sie konnten es sich auf der geräumigen Bühne gemütlich machen, die Gastgeber hatten sich mit Erfolg bemüht, den Raum mit sanftem Rotlicht und ein paar Tischen für die Getränke etwas aufzuhübschen.
Das Quartett ist nach langjähriger Zusammenarbeit gut aufeinander eingespielt. Die Musiker eröffneten mit Tadd Demerons »The chase«, und man spürte sofort die ungewöhnliche Spielfreude des Ensembles. Mit lockerem, leichten Swing umgesetzt, nahm ihre Musik das Publikum sogleich für sich ein. Es gab Soli satt, wobei sich Müller und Hartwig als kreative Positionsleuchten erwiesen. Schwer hatten sie es mit einer solch souveränen Rhythmusgruppe nicht. Mit lässiger Präzision verströmten sie gemeinsam jede Menge Coolness.
Ein Glanzlicht war Fred Herschs »The lark«. Ein poetisches Klavierintro leitete das Stück ein, die Band agierte leichtfüßig und Hartwig träumte ein bisschen auf dem Saxofon dazu - reine Seelennahrung. Starker Beifall. Träumerisch ging’s weiter mit Müllers »Lovely«. Auch diese Komposition war träumerisch, Sanftheit war angesagt an diesem Abend. Hier kam eine große Stärke des Ensembles zum Tragen, eine unaufdringliche, konzentrierte Arbeitsweise.
Wie zu einer Neudefinition des Cool ging das Quartett dann an »The boy next door« (Hugh Martin, Ralph Blane) heran und agierte mit einem wunderschönen Flow. Fritz Wolf präsentierte an diesem Abend wieder narrative und originelle Soli, Langenbach ließ, wo es passte, elegante perkussive Elemente einfließen. Insgesamt eine auch inhaltlich sehr hörenswerte Band in einem angenehmen Ambiente.