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Ein Fest für die Ohren

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Einen klug gesetzten und hochattraktiven Kontrast bildete in der mächtigen »Nacht der Klänge« am Samstag in der Bonifatiuskirche der Auftritt von Corin Hild und Markus Reich. Foto: Schultz © Schultz

Die »Nacht der Klänge« in St. Bonifatius Gießen begeistert das Publikum mit einem rauschenden Fest. Gleichzeitig hat der Förderkreis Neue Orgel sein 800 000 Euro Ziel erreicht und sich aufgelöst.

Gießen. Nach der Erreichung des Spendenziels von 800 000 Euro löst sich der Förderkreis Neue Orgel in St. Bonifatius Gießen auf. Er verabschiedete sich am Samstagabend mit einem rauschenden Fest: der »Nacht der Klänge.« Die voll besetzte Bonifatiuskirche wurde Schauplatz eines ebenso fulminanten wie abwechslungsreichen Konzerts, das mit barocken und modernen Klängen das Publikum in rechte Feierlaune brachte.

Schon der Ausklang des Festgottesdienstes ließ aufhorchen: Ralf Stiewe, ehemaliger Regionalkantor und Mitbegründer des Orgelprojekts, sowie Michael Gilles, jetziger Regionalkantor, spielten auf beiden Orgeln die Toccata aus der fünften Orgelsinfonie von Charles Marie Widor so klangprächtig, so transparent, dass es eine wahre Freude war.

Den Anfang des offiziellen Konzertprogramms machte Stiewe an der Euleorgel mit César Francks »Pièce heroique« in h-Moll. Beethoven notierte einmal in seinen Skizzenbüchern: »H-moll, schwarze Tonart« und entsprechend düster fällt auch der Beginn des Franckstücks aus. In avancierter Tristanharmonik gehalten kontrastiert das Werk leise Klänge mit Akkordballungen und melodischen Rufen. Charakteristisch ist dabei ein Wechsel von Klangmassierung und -auflichtung, den Stiewe meisterhaft gestaltete. Im weiteren Verlauf der Komposition löst der Autor spielerisch Melodisches ins Figurative auf - ein Effekt, den der Organist gekonnt herausarbeitete.

Im Folgenden präsentierte Stiewe dem andächtig lauschenden Publikum eine DurWendung, die wie ein heller Lichtstrahl im Kirchenraum wirkte. Von da an steigerte sich die Komposition dynamisch bis zur Schlussapotheose.

Die Orgelfassung des Andantes aus der fünften Sinfonie c-Moll von Ludwig van Beethoven besorgte Hermann Jimmerthal. Das Stück ist eine Doppelvariation über zwei kontrastierende Themen, eine kantable Melodie und ein marschhafter Gedanke. Dabei entstehen Echoeffekte, in denen sich die Musik quasi selber zuhört. Stiewe interpretierte das klangschöne Werk mit reicher Registrierungskunst. Edward Elgars Military March aus Pomp and Circum-stance wandelt die Marschmelodie im Ausdruck zum Triumphalen hin.

Markus Reich (Handpan und Percussion) und Corin Hild (Geige und Theremin) begeisterten das Publikum in der zweiten ihrer drei Improvisationen zum rhythmischem Mitklatschen und lautem Jubel. Michael Gilles (Euleorgel) und Christian Tolksdorff (Trompete) interpretierten die »Wassermusik« von Georg Friedrich Händel strahlend und klangschön.

Nach der Pause ertönten - gespielt von Nicolo Sokoli und dem Jugendstreichorchester Marburg&Musik - zwei Orgelkonzerte von Händel. Anschließend musizierten Michael Gilles und Markus Reich Mystisches für Orgel und Handpans. Dann ertönte noch mit der Sopranistin Natascha Jung der »Abendsegen« von Engelbert Humperdinck. Mit dem gemeinsamen Lied »Der Mond ist aufgegangen« endete die klangschöne und gelungene »Nacht der Klänge«.

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