»Ein großer Wurf fehlt«

Die Fraktion der Freien Wähler in Gießen stellt sich neu auf. Günter Helmchen übernimmt den Fraktionsvorsitz.
Gießen (olz). Frischer Wind in der Stadtverordnetenfraktion der Freien Wähler: Günter Helmchen übernimmt den Fraktionsvorsitz. Er folgt auf Heiner Geißler, der in den Magistrat gewechselt ist. Neu in der Fraktion ist Andreas Lenzer. »Ich will nicht zu denen gehören, die immer nur schimpfen. Wenn ich die Chance habe, mitzugestalten, will ich sie ergreifen«, führt der Banker aus.
Bürger in den Mittelpunkt
Helmchen hat eine klare Agenda: Er will den Bürger stärker in den Fokus der Politik rücken. »Der Gießener Bürger steht in der Mitte, aber da stört er viele Politiker«, ironisiert der Vorsitzende. Als Beispiel nennt er die Bürgerfragestunde. »Der Bürger kann gern kommen und darf seine Frage stellen. Mit Politikern ins Gespräch kommen kann er nicht«, kritisiert der neue Fraktionsvorsitzende aus seiner Wahrnehmung die aktuell geübte Praxis. Den Wünschen des Bürgers nachkommen: Das hat Helmchen sich und seiner Fraktion auf die Fahnen geschrieben. Und er hofft darauf, dass Parteigrenzen in den Hintergrund treten. »Jeder, der mit einer guten Idee kommt, kann erleben, dass sie die Gegenpartei übernimmt und so verändert, dass am Schluss nicht viel davon übrig bleibt.« Dabei fehle der Stadt seit vielen Jahren ein großer Wurf.
ÖPNV kostenlos anbieten
Der Verkehrsversuch auf dem Anlagenring, der im Frühsommer beginnen soll, ist es aus Sicht des Gießeners nicht. Kostenloser Öffentlicher Personennahverkehr könne es aber beispielsweise sein. Helmchen: »Das wäre ein Wurf, über den man in Deutschland reden würde.« Die Finanzierung hält der Fraktionsvorsitzende nicht für so problematisch, weil angesichts von Job- und Studententickets ohnehin nicht viele ÖPNV-Einnahmen blieben. Ein Versuch mit dem kostenlosen Nahverkehr samt anschließender Auswertung könne etwa beim Stadtfest durchgeführt werden. Finanzieller Spielraum eröffne sich auch, würde die Stadt auf die jährliche Ausschüttung von den Stadtwerken verzichten, ergänzt der ehemalige Stadtrat Johannes Zippel. Der große Wurf könne aber auch »etwas ganz anderes sein«, resümiert der neue FW-Fraktionsvorsitzende.