»Ein Haus, in dem man sich geborgen fühlt«

Viele lobende Worte für Mechtild von Niebelschütz: Leiterin des integrativen Montessori-Kinderhauses in Gießen geht in den Ruhestand
Gießen . Was vor über 44 Jahren begann, endete jetzt mit einer Feierstunde beim Sozialdienst katholischer Frauen (SKF). Die langjährige Mitarbeiterin und Leiterin des integrativen Montessori-Kinderhauses und vom Familienzentrum St. Martin, Mechtild von Niebelschütz, wurde mit vielen lobenden und anerkennenden Grußworten in der Mehrzweckhalle der Einrichtung würdig verabschiedet.
»Durch Ihre integrierende Art haben Sie mit Ihrem Team ein Haus für Kinder und ihre Familien in einer Atmosphäre geschaffen, die langjährige Freundschaften zwischen den Eltern ermöglichte.« Auch die »hervorragende Innen- und Außenvertretung«, betonte die Vorstandsvorsitzende des SKF, Dr. Elisabeth Linn, die den Reigen der Grußworte eröffnete.
»Außerordentliches Engagement«
Stadträtin Gerda Weigel-Greilich dankte von Niebelschütz für ihr »außerordentliches Engagement« für Kinder und Familien in den vergangenen Jahrzehnten sowohl persönlich als auch für den Magistrat. Die gedeihliche Zusammenarbeit habe 2004 mit der Initiative »Lokales Bündnis für Familie« begonnen. »Ihr Kinderhaus war in jeder Hinsicht beispielhaft«, unterstrich die Kinder- und Jugenddezernentin. »Sie haben Integration, die Einbeziehung der Familie und ihrer Bedürfnisse schon gelebt, bevor es ein großes Thema war.« Weigel-Greilich bescheinigte ihr zudem, immer den Spagat hinbekommen zu haben zwischen den Bedürfnissen und Interessen der Kinder und denen der Eltern, was nicht immer dasselbe sei.
Die richtige Dosis und das Wissen, welche wissenschaftlichen Erkenntnisse man auch mal ignorieren sollte, ergebe sich aus der Erfahrung, Empathie und Zugewandtheit. Über all das verfüge Mechtild von Niebelschütz in großem Maße, so Weigel-Greilich. Über die eigene Kita und den Träger habe sie Erkenntnisse gewinnbringend auf städtischer und auf Landesebene eingebracht.
»Wir machen das gemeinsam«, sei das Motto der künftigen Ruheständlerin gewesen, blickte Brita Ratzel, Geschäftsführerin vom Verein »Eltern helfen Eltern«, dankbar zurück und erinnerte an das Jahr 2011: Damals kam es zu einem Stadtfest als Gegenentwurf zu einer Demonstration rechter Gruppierungen. Eine bunte Trägervielfalt der Kitas zeigte sich mit farbigen Wäscheklammern und Mechtild von Niebelschütz zählte mit zu den führenden Akteurinnen.
Das berufliche Leben sei eine Herzensangelegenheit der scheidenden Leiterin gewesen, sagte Martina Ertel, Bereichsleitung Frühförder- und Beratungsstelle der Lebenshilfe Gießen und merkte persönlich an: »Du siehst das Leben und die kleinen und großen Menschen!« Gemeinsam hätten beide viel unternommen, um das Leben von Menschen mit Behinderungen zu verbessern. Nicht nur in der Region wirkte von Niebelschütz, »das Hessenland füllte sie mit Ideen«.
»Das ist ein Haus, in dem man sich geborgen fühlt«, lobte Michaela Ward, Kita-Referentin des Bistums Mainz, das Montessori-Kinderhaus. Den Begriff »offizielles Arbeitsende« gebrauchte Gemeindereferentin Uta Kuttner. In 18 Jahren Zusammenarbeit habe die Scheidende stets eine wichtige Rolle bei den Projekten gespielt. Wie auch bei den übrigen Grußworten sprach Kuttner davon, dass die einstige Leiterin im Mittelpunkt ihrer Arbeit Kinder, Eltern und Familien sah und viele Menschen bewegt habe.
Mechtild von Niebelschütz habe immer dafür gesorgt, dass das möglich wurde, was andere nicht für möglich hielten, betonte der Leiter der Ludwig-Uhland-Schule, Dr. Jan Schneider, der mit Konrektorin Anke Fink ein Grußwort übermittelte und von einer fruchtbaren Zusammenarbeit sprach und auch die Erfolge bei der Inklusion erwähnte.
»Kinderhaus-Lied« zum Abschied
Während der Feierstunde öffnete sich plötzlich die Tür und die Kinder kamen und sangen das »Kinderhaus-Lied«. Vor ihrer Rede musste Mechtild von Niebelschütz ein paar Aufgaben lösen. Sie erhielt einen rosafarbenen Würfel, einen Kaffeebecher und eine Flöte, alles Dinge, die ihr Arbeitsleben begleiteten und symbolisch die Montessori-Pädagogik abbildeten.
»Dass die Kinder da waren, war für mich das Allerwichtigste«, sagte die Ruheständlerin am Ende ihrer Rede. Und sie machte ein Angebot: »Wenn Ihr Lust habt, mit mir etwas zu machen, bin ich da!« Wer Mechthild von Niebelschütz kennt, weiß: Das Versprechen löst sie bestimmt ein. Nachfolgerin wird ihre bisherige Stellvertreterin Silke Hähnlein.