Ein Jahrhundert Wiesecker Wehr

Der 8. März 1923 ist als Gründungsdatum in der Chronik vermerkt. Vorher löschte in Wieseck eine Pflichtfeuerwehr Brände und leistete Dienst an Bürgern in Notlagen.
Gießen . Ein Brand »Auf dem Kreuz« war der sprichwörtliche Funke, der die Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr in Gang setzte. Der 8. März 1923 ist als Gründungsdatum in der Chronik vermerkt. Vorher löschte in Wieseck eine Pflichtfeuerwehr Brände und leistete Dienst an Bürgern in Notlagen.
57 Männer schlossen sich im Gründungsjahr der Einsatzabteilung an. Ihre Unterkunft was das Spritzenhaus neben der Kirche, bestehend aus zwei Räumen - so groß wie eine Pkw-Garage. Nach dem Tod eines Feuerwehrkameraden durch einen Elektro-Unfall wurde ein Feuerwehrelektriker ausgebildet. 1932 entstand ein Trockenturm, die persönliche Schutzausrüstung wurde erweitert. Gurte aus Leder kosteten 9,75 und 11 Reichsmark. Wieseck erhielt wegen der Nähe zum Flughafen in Gießen eine Sirene. Um Brände in den Obergeschossen zu bekämpfen, beschaffte die Feuerwehr eine Zweiradleiter, Kostenpunkt 900 Reichsmark.
1938 bestand die Feuerwehr aus 86 Mitgliedern, 21 Parteigenossen und einem SA-Mann. Ein amerikanischer Bomber stürzte im Krieg auf die Schustergasse und äscherte fünf Häuser ein, weitere wurden schwer beschädigt. Nach dem Zweiten Weltkrieg mussten Einsatzkräfte geworben werden, die Feuerwehr war in einem alten Kohlenschuppen untergebracht. In Eigenleistung entstand ein Unterrichtsraum. Ein Spielmannszug aus 36 Musikern bestand zwei Jahre, wurde dann an den Sportverein übergeben.
Helmut Kreiling übernahm 1972 die Wehrführung, in seiner 25-jährigen Dienstzeit wurden alle Fahrzeuge komplett erneuert und ein neues Gerätehaus gebaut. Nach über zwölf Jahren mit Anträgen und Planungen erfolgte die Grundsteinlegung für das Feuerwehrgerätehaus in der Philosophenstraße. 1991 wurde es eingeweiht, viel Eigenleistung steckten die Freiwilligen in das Gebäude. 1994 wurde der Verein Freiwillige Feuerwehr Gießen-Wieseck beim Amtsgericht eingetragen.
200 Alarmierungen
2015 war mit über 200 Alarmierungen das einsatzreichste Jahr in der hundertjährigen Geschichte der Wiesecker Blauröcke. In ihrer langen Epoche wurde die Feuerwehr auch mit einer Situation konfrontiert, die es so noch nie gab: Corona bewirkte viele Einschränkungen und Veränderungen im Bereich der Ausbildung. Die Einsatzkräfte fuhren weiterhin zu Einsätzen, bargen, retteten und löschten. Doch eben unter erschwerten Bedingungen. Bei der Feuerwehr wurde Personal geschult, um gemeinsam mit dem Roten Kreuz ein Testzentrum aufzubauen.
Die Wehrführung besteht im Jubiläumsjahr aus Wehrführer Christopher Bellof und seinen Stellvertretern Sophie Wagner und Morris Holland. Der Förderverein der Freiwilligen Feuerwehr Wieseck hat in den vergangenen drei Jahren für die Einsatzabteilung Ausrüstungsgegenstände und Bekleidung finanziert. Die Jugendfeuerwehr erhielt neue Arbeitshandschuhe und der Verein ermöglichte dem Nachwuchs das Highlight des Jahres: Den Berufsfeuerwehrtag.
Am 10. März 1973 war die Gründung der Jugendfeuerwehr, Jugendfeuerwehrwart Hans Fritzius begrüßte zwölf Jungen im Alter von elf bis 15 Jahren als Gründungsmitglieder. 1991 tauchten zum ersten Mal zwei Mädchen in den Dienstbüchern auf. Heute besteht die Nachwuchsabteilung aus 14 Mitgliedern und wird von Sascha Bellof betreut. Die Minifeuerwehr gibt es seit 16 Jahren, aktiv sind elf Kinder, Betreuer ist Alexander Schulte.
Die Jubiläen werden mit einem internen Kommersabend mit befreundeten Wehren, Organisationen und weiteren Gästen am heutigen Samstag, 4. März, ab 19.30 Uhr im Bürgerhaus gefeiert. Im Sommer wird am Samstag, 17. Juni, ein Spiel- und Spaßwettkampf der Jugendfeuerwehren rund um das Gelände des Feuerwehrgerätehauses stattfinden.