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Ein Künstler und Möglichmacher

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Von: Ursula Hahn-Grimm

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Berichte und Kataloge aus 40 Jahren künstlerischen Schaffens: Dieter Hoffmeister beim Blättern in seiner Wohnung im Unteren Hardthof. Fotos: Hahn-Grimm © Hahn-Grimm

Der Gießener Dieter Hoffmeister ist leidenschaftlicher Künstler wie engagierter Kunst-Organisator. Anlässlich seines 70. Geburtstags wird eine Retrospektive gezeigt - an einem Ort, der naheliegt.

Gießen. Er ist ein echter »Allrounder«: Dieter Hoffmeister kann zeichnen, malen, fotografieren, organisieren und Menschen zusammenbringen. Und das ist nur ein Teil seiner umfassenden Fähigkeiten. Handwerkliches Geschick beweist er rund um Wohnung und Werkstatt im Unteren Hardthof jeden Tag aufs Neue. Zu seinem 70. Geburtstag ist jetzt vom Freitag, 31. März, bis zum 16. April eine Retrospektive zu entdecken.

In der Galerie am Unteren Hardthof sind 40 Arbeiten aus über 40 Jahren ausgestellt, großformatige, kleinformatige, in den unterschiedlichsten Techniken angefertigt. Im Eiskeller sind zusätzlich sechs Installationen von ihm zu sehen. Das älteste der Werke ist das Ölbild »Das Foto« von 1977, das jüngste die Installation »after the storm« von 2021.

Ein Teil der Werke ist auf der Einladungskarte abgebildet: Pasolini (Radierung), Laubhütte (Radierung), Eiger. Mönch, Jungfrau (Öl, Acryl auf Leinwand), zwei Waldbilder (Öl, Acryl auf Leinwand) und die zwei Installationen »marrygoround« und »Blacklight«.

Eigenes Atelier im Unteren Hardthof

Soweit ein Blick auf Hoffmeisters eigene Arbeiten, aber das ist bei Weitem nicht alles, woran mit dieser Retrospektive erinnert werden soll. Dieter Hoffmeister wurde 1953 in Idar-Oberstein geboren und machte nach einem Umzug der Familie 1972 in Leverkusen sein Abitur. Anschließend kam er zum Studium der Kunsterziehung an die Justus-Liebig-Universität Gießen. Parallel dazu studierte er 1974 bis 1976 am Uni-Atelier bei Walter Kröll Radierung und Gegenständliches Zeichnen. Im »Brotberuf«, wie es Hoffmeister selbst bezeichnet, arbeitete er von 1980 bis 2003 als Sozialarbeiter in der Hessischen Flüchtlingsverwaltung mit DDR-Aussiedlern und Asylbewerbern. 2003 kam er als Seiteneinsteiger ins Staatliche Schulamt Frankfurt, wo er bis 2013 beschäftigt war.

Doch soweit es seine Zeit zuließ, befasste er sich mit der Kunst: Mit eigenen Arbeiten oder mit der Organisation von Ausstellungen. Seit 1988 hat er sein eigenes Atelier im Unteren Hardthof. 1998 heiratete er die Kunstprofessorin Adelheid Sievert, die auch einige seiner Ausstellungen eröffnete.

Einen Namen gemacht hat sich Hoffmeister auch als langjähriger Vorsitzender des Oberhessischen Künstlerbundes (OKB). Bereits seit 1986 ist er Mitglied in der wichtigen regionalen Künstlervereinigung, den Vorsitz hat er 2003 übernommen und die Vereinigung gleich von einigen überkommenen Traditionen befreit. Die Gruppenausstellungen, an denen er beteiligt war, lässt sich nach über 40 Jahren künstlerischer Tätigkeit kaum noch nachzählen, doch anlässlich der Retrospektive hat Hoffmeister eine Liste zusammengestellt. Start war demnach im Jahr 1982 bei der 8. Arnsburger Gemäldeausstellung.

Gern verweist Hoffmeister auf die Ausstellung »Nackte«, die er 1986 zusammen mit Bodo Klös und Josef Krahforst in der Produzentengalerie 42 in Gießen zeigte, später auch an anderen Orten. Manch einer regte sich damals über die Freizügigkeit der Kunst auf, doch für die meisten Betrachter war die Befreiung der Kunst von festgefahrenen Vorstellungen längst überfällig.

Ein Sprung ins Jahr 2012: »Liebe!Tod!Revolution! Georg Büchner und kein Ende« lautete der Titel einer OKB-Ausstellung zu den Hessischen Büchner-Gedenkjahren 2012/13. Hoffmeisters Foto eines toten Fuchses wurde zum Titelbild der Schau gewählt, da der Tod eine zentrale Rolle in Büchners Werk spielt. Als Medizinstudent hatte der Schriftsteller zudem viel mit dem Sezieren toter Tiere zu tun.

Der Oberhessische Künstlerbund organisierte viele Ausstellungen nicht nur in Gießen, sondern auch in umliegenden Städten und Gemeinden. An erster Stelle sei Wetzlar genannt, im Stadthaus am Dom waren im Lauf der Jahre viele bemerkenswerte Präsentationen unter Mitwirkung von Hoffmeisters zu besichtigen.

Aber der Künstler zog den Radius seines Wirkungskreises gern auch über die Landesgrenzen hinaus. Das zeigte sich bereits 1976, als er sich am »Salon International« Junge Kunst in Gießen, Versailles und Winchester beteiligte. In der englischen Stadt war er dann 1998 in der Guildhall Gallery mit der Produzentengalerie 42 noch einmal vertreten. Etwas ganz besonderes war 2013 eine Gruppenausstellung im Bronx Art Space in New York.

Ein weitere Auslandsaufenthalt liegt erst ein Jahr zurück: Der Gießener war an der Kunstausstellung »Times of Transition« in der Europäischen Akademie für Musik und Darstellende Kunst im Palazzo Ricci in Montepulciano (Italien) beteiligt.

Dieter Hoffmeister ist nicht nur im OKB stark engagiert, sondern seit 1995 auch im Verein Unterer Hardthof als stellvertretender Vorsitzender tätig. Er hat viel Arbeit in den Ausbau der Galerie und der umliegender Wohngebäude gesteckt, die Ende der 1970er Jahre noch als Stallungen dienten.

Zur Ausstellungseröffnung der Retrospektive von Dieter Hoffmeister am Freitag, 31. März, um 18 Uhr in der Galerie und dem Brauereikeller des Unteren Hardthofs wird der Vorsitzende des Vereins Unterer Hardthof, Rainer Gläsel, die Begrüßungsworte sprechen. Die Einführung hält die Künstlerin und Kunstwissenschaftlerin Line Krom. Öffnungszeiten sind Freitag, Samstag und Sonntag jeweils von 16 bis 19 Uhr oder nach Vereinbarung. Die Schau ist bis zum 16. April zu sehen. (uhg)

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