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Ein langer Weg zur Regio-Tram

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Till Hentschel © Alice Volpe

Die Agenda-Gruppe »Nachhaltige Mobilität« Gießen will durch einen Antrag an den Magistrat eine Machbarkeitsstudie zur Auflage einer Regio-Tram erreichen.

Gießen. Noch vor 70 Jahren fuhr eine Straßenbahn auf zwei Linien durch Gießen und verband vom Bahnhof über den Marktplatz, die Walltorstraße, bis hin zum neuen Friedhof die zentralsten Orte der Stadt. Kurz nach dem zweiten Weltkrieg, in den späten 1940er und Anfang der 1950er Jahre, wurde sie allerdings stark beschädigt und in den folgenden Jahren stillgelegt und durch den Stadtbusverkehr ersetzt, den wir heute kennen.

Vorteile für Mensch und Umwelt

Die Forderung nach einer Straßenbahn ist allerdings keineswegs alt und verstaubt. Die Agendagruppe »Nachhaltige Mobilität« beschäftigt sich intensiv mit dem Thema; und forderte am vergangenen Dienstag durch einen Antrag den Magistrat auf, eine Machbarkeitsstudie auf den Weg zu bringen.

Jörg Bergstedt von der Verkehrswendeinitiative leitete den Abend mit einigen Worten darüber ein, welche Vorteile eine Straßenbahn für Gießen habe. Sie sei viel leistungsfähiger als Busse, betont er, zudem sei sie automatisch barrierefrei und könne sogar elektrisch betrieben werden. Die Forderung der Initiative sieht vor, das Hauptnetz des ÖPNV in Gießen mit Straßenbahnen zu gestalten.

Die erste Idee ist ein Bahnsystem, welches mit seinen Zügen sowohl auf den Bestandsstrecken der Deutschen Bahn, als auch als Straßenbahn innerhalb einer Stadt fahren kann - die sogenannte »Regio-Tram«. Eine Linienführung könnte beispielsweise von der Vogelsbergbahn kommend über eine innerstädtische Neubaustrecke zum Gießener Bahnhof führen. Hierbei orientiere man sich am aktuellen Verlauf der Buslinie 1.

Im Anschluss an Bergstedts Präsentation referierte der studierte Umweltmanager Till Hentschel. In seiner Bachelorarbeit erforschte er methodisch, ob und wie eine Regio-Tram in Gießen machbar sei. Das Ergebnis fiel weitgehend positiv aus, erklärte er. Auch seine dringende Handlungsempfehlung sei eine Machbarkeitsstudie. »Natürlich gibt es auch Risiken. Diese lassen sich allerdings durch eine hohe Bevölkerungsbeteiligung und eine transparente Planung deutlich minimieren.«

Laut seiner Schätzung belaufen sich die Kosten auf etwa 75 bis 90 Millionen Euro für ein Bahnnetz von fünf Kilometern. Um dieser Summe Herr zu werden, gäbe es jedoch einige Fördermöglichkeiten. Zudem betont er, dass eine Straßenbahn in Gießen einen bedeutsamen Beitrag für die gesetzten Klimaziele leisten könne. 30 Prozent der Emissionen in Gießen entstünden durch den Individualverkehr.

Im Rahmen seiner Thesis sprach Hentschel mit Experten der Stadt Gießen, unter anderem mit Vertretern der Fraktionen aus der Stadtverordnetenversammlung. Konkrete Gegner des Vorhabens habe er nicht identifizieren können.

Im Anschluss ergreift Gießens Nahverkehrskoordinator Patrik Jacob das Wort. Seiner Einschätzung nach sei es ein weiter Weg, bis eine »Regio-Tram« durch Gießen rollen kann. Der im Nahverkehrsplan erwähnte »hochwertigere Nahverkehr«, den die Stadt dringend brauche, könne auch anders aussehen, als an diesem Abend besprochen.

Impuls an die Stadtverordneten

»Antrag zur Erstellung einer Machbarkeitsstudie zur Einrichtung einer Regio-Tram in Gießen« lautet der Titel des Gesuchs. Die Mitglieder der Agendagruppe sind sich einig: Dies soll ein Impuls an die Stadtverordnetenversammlung sein, sich mit dem Thema zu befassen. Foto: Volpe

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