Ein Musical-Ständchen zum Abschied

Gießen (hsch). Ein leidenschaftlicher, höchst vielseitiger Kulturaktivist und Theatermacher ist gestorben: Peter Merck, einer der ersten Darsteller und Regisseure des englischsprachigen Keller Theatre, Schulmusical-Produzent und Kunstliebhaber, starb nach langer Krankheit im Alter von 82 Jahren. Vor wenigen Tagen wurde er auf dem Alten Friedhof beerdigt.
Geboren wurde Merck am 20. April in Darmstadt, aufgewachsen ist er in Gießen, wo er Englisch, Französisch und Kunsttheorie für das Lehramt an Gymnasien studierte. An der Wetzlarer Goetheschule baute er 1979 eine Musicalgruppe auf, in der er bis 1993 als Leiter auch Regie führte. Seine Arbeit erhielt in Wetzlar und der Region große Anerkennung. Auch im dortigen Neuen Kellertheater führte er Regie und nahm auch nach seiner aktiven Zeit als regelmäßiger Zuschauer an den Produktionen teil.
2014 gab es ein Wiedersehen mit Merck in der Rolle des Dr. Chasuble auf der Bühne des Gießener Keller Theatres. Die hatte er dort bereits 1992 gespielt - es war sein 50-jähriges Bühnenjubiläum. Im Scheinwerferlicht debütiert hatte er 1964 als Student der Anglistik im ursprünglichen Keller Theatre in der Miller Hall, damals eine US-Militärliegenschaft. Er spielte dort zahllose Rollen und feierte große Erfolge, später auch im neuen Quartier des »Keller« in der Rödgener Straße.
Darüber hinaus war Merck 1971 bis 1975 Vorsitzender des Oberhessischen Künstlerbunds (OKB) und eröffnete zahlreiche Vernissagen. Nicht zuletzt war er viele Jahre freier Mitarbeiter des Gießener Anzeigers und berichtete über kulturelle Themen. Der erste Zeitungsartikel von ihm wurde im April 1950 veröffentlicht und erschien zum Osterfest auf der Kinderseite. Da war der Autor gerade einmal elf Jahre alt.
Merck war bekannt für seine unvoreingenommene und offene Art, die sich auch in Hemden in seiner Lieblingsfarbe Lila ausdrückte. »Das war in den 80ern für einen Mann in seinem Alter schon ungewöhnlich«, erinnert sich der künstlerische Leiter des Keller Theatre, Martin Koob, einst Schüler von Merck. Toleranz war eine seiner wichtigsten Eigenschaften. »Und er war sehr flexibel. Bei meiner ersten Regie im Keller, da war ich 17, hat er mich einfach machen lassen.« Merck führte auch Gastauftritte am Keller Theatre ein. Die englischsprachige Laienspielgruppe aus Wetzlar »The Eleven« und eine studentische Formation aus Gießen nutzten das Angebot.
Anerkennung von hoher Stelle erntete Merck für seine Musical-Arbeit in Wetzlar : Zur Premiere des von ihm angeschobenen Stücks »Joseph and the Amazing Technicolor Dreamcoat« 1981 erhielt er ein Glückwunschtelegramm von Komponist und Musicalfürst Andrew Lloyd Webber. Grund: Diese deutsche Erstaufführung war ihrer Zeit voraus; das Stück wurde erst zwei Jahre später am Broadway aufgeführt. Unter anderem in »Dreamcoat« sang er sogar, etwa »Those Canaan Days.« Und dieses Stück sang ihm die Trauergemeinde nun auch bei seiner Beerdigung zum Abschied. Auf dem Alten Friedhof fand Peter Merck nun seine letzte Ruhestätte.