Ein Schwarzer unterwegs in Nazi-Deutschland
Der schwarze US-Amerikaner W.E.B. Du Bois (1868 bis 1963) war Schriftsteller, Journalist, Wissenschaftler - und er pflegte eine gewisse Zuneigung zu Deutschland. Als vielgereister Weltbürger machte er sich daher, rund 40 Jahre nach seiner Studienzeit bei Max Weber, anlässlich der Berliner Olympiade 1936 erneut auf den weiten Weg, um als Zeitungs-Kolumnist aus Hitlers Nazi-Reich zu berichten.
Diese Beiträge sind nun - erstmals auf Deutsch - in einem lesenswerten Band zusammengefasst. Denn Du Bois besaß einen geschärften Blick für die Situation entrechteter Minderheiten. Für ihn selbst erwies sich Deutschland als überraschend komfortabel, während er zugleich feststellen musste, dass die Verfolgung der Juden »an rachsüchtiger Grausamkeit und öffentlicher Herabwürdigung alles übertrifft, was ich jemals erlebt habe«. So bietet dieses Buch eine lohnende Lektüre, die den bevorstehenden Zivilisationsbruch bereits erkennen lässt. ( bj)
W.E.B. Du Bois: »Along the color line. Eine Reise durch Deutschland 1936. 168 Seiten. 20 Euro. C.H.Beck.