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Eine Bahnverbindung für Rödgen

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Von: Björn Gauges

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Wünschen sich einen Haltepunkt der Vogelsbergbahn an der Kreuzung Burgwiesenweg: die Mitglieder der Bürgerinitiative »Verkehrswende Rödgen«. Ganz links Gießens Bürgermeister Alexander Wright. Foto: Gauges © Gauges

Die Bürgerinitiative »Verkehswende für Rödgen« fordert eine Haltestelle am Gleis der Vogelsbergbahn.

Gießen. Konstantin Becker von der Bürgerinitiative »Verkehrswende in Rödgen« hatte beim Pressetermin schon einmal Fahrkarten aus Papier für die Runde vorbereitet. Da durfte jeder ein persönliches Lieblingsziel eintragen, das von dem Gießener Stadtteil aus mit der Bahn zu erreichen sein soll - bis Ende 2025 wohlgemerkt. Marburg, Wetzlar oder die Uni in der Ludwigstraße wurden genannt. Hehre Wünsche. Denn seit rund fünf Jahrzehnten hält kein einziger Zug der Vogelsbergbahn mehr in Rödgen. Das Dorf wurde quasi im Wortsinn abgehängt.

Zweites Gleis noch zu erkennen

Doch das soll sich so bald wie möglich wieder ändern. Beim Pressetermin trugen die Mitglieder der Bürgerinitiative ihre Forderungen vor. An einem Ort, der sich gut für einen solchen Bahnhof eignen würde: auf einem Schotterplatz am Burgwiesenweg, der die Bahnlinie kreuzt. Dort gibt es viel Raum für ein zweites Gleis, an dem Nahverkehrszüge Richtung Gießen oder Fulda künftig haltmachen könnten. Und sogar Spuren eines zweiten Gleises sind noch zu erkennen, das hier einst in Benutzung war und irgendwann überbaut wurde.

Denn, wie Aktivist Jörg Bergstedt erinnerte: »Hier hielten einmal die Regionalbahnen.« Letztmals allerdings in den 1970er Jahren. Seitdem wurde die Verbindung von Gießen nach Fulda an vielen Stellen zurückgebaut. »Die Vogelsbergbahn wurde ruiniert. Das fällt uns heute auf die Füße.« Doch ein zweites Ausweichgleis sei nötig, erinnerte Gießens Bürgermeister Alexander Wright (Grüne). Schließlich sei es für die Pendler aus dem Vogelsberg wichtig, zügig an Gießens Bahnhof zu gelangen. Sie dürfte kaum begeistern, dass ihre Regionalbahnen an zusätzlichen Haltepunkten Zeit verlieren. Außerdem sei die Strecke eingleisig nicht wirtschaftlich zu betreiben.

Es geht also darum, den Takt zu verdichten und zusätzliche Möglichkeiten zu schaffen, den Öffentlichen Nahverkehr zu stärken, betont Wright. Schließlich sei es das Ziel der Stadt, bis 2035 klimaneutral zu sein. »Dafür brauchen wir den ÖPNV als Rückgrat.« Und der Umstieg vom Auto auf die Bahn gelinge nur, wenn den Bürgern attraktive Verbindungen geboten würden.

Monika Lux von der Bürgerinitiative Rödgen arbeitet im Gießener Uniklinikum und nutzt dafür seit vielen Jahren den Bus. Die 26 Minuten Dauer, die der Fahrplan für ihre Strecke anzeigt, seien allerdings nur eine theoretische Angabe. Tatsächlich sei er häufig überfüllt, verspäteten die Busse sich immer wieder und auch der Takt sei nicht sonderlich attraktiv. Das alles könne sich mit einem Bahnhalt ändern, hofft die Initiative.

Der grüne Bürgermeister gibt den Mitgliedern recht. »Die Busse kommen an ihr Limit. Die Bahnstrecke kann für Entlastung sorgen.« Und zugleich viele Pendler, die ins Rhein-Main-Gebiet wollen, dazu animieren, das Auto künftig stehen zu lassen. Jörg Bergstedt ist sich jedenfalls sicher, dass das verdichtete Angebot an vielen Orten dazu führen werde, dass die Leute umsteigen. In Trohe, Alten-Buseck und Lindenstruth gebe es etwa Potenzial.

Alexander Wright berichtete, dass derzeit an einer Machbarkeitsstudie gearbeitet werde. Denn auf der gesamten, knapp 106 Kilometer langen Vogelsbergbahn gebe es mehrere Orte, an denen wie in Rödgen weitere Haltestellen eingerichtet werden sollen. Alleine die Stadt Fulda habe fünf davon benannt. In Gießen könnten etwa das ehemalige US-Depot, die Marshallsiedlung und die Uni Höhe Ludwigstraße dazukommen. Zumindest für das US-Depot und den Unistandort gebe es gute Chancen auf Verwirklichung. Und auch für Rödgen sehe es gut aus. Die Ergebnisse sollen im Frühjahr 2023 veröffentlicht werden, schätzt Wright. Die Bürgerinitiative »Verkehrswende in Rödgen« wünscht sich, dass dieses Projekt jetzt richtig Fahrt aufnimmt.

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