Eine besondere Verbindung

Liebig, Gießen und die Universität: Kranzniederlegung zum 150. Todestag des Chemikers durch Oberbürgermeister Frank-Tilo Becher, Vertreter der JLU und Liebig-Gesellschaft.
Gießen (red). »Als Professor der Chemie hat er sich mit seiner Forschung, die unter anderem den Beginn der Agrochemie markiert, weltweit einen Namen gemacht. Sein Wirken in Gießen ist auch mit der bahnbrechenden Einführung des experimentellen Unterrichts verbunden, wovon das Liebig-Museum in unserer Stadt bis heute Zeugnis gibt. In Gießen hat er für seine Familie ein Haus gebaut, hat sich als Mitglied des Gesellschaftsvereins in die Stadtgesellschaft eingebracht und nicht zuletzt dem örtlichen Gewerbe Impulse zur Herstellung von präzisen Mess- und Wägeeinrichtungen gegeben. Justus Liebig erhielt für seine Verdienste 1840 die Ehrenbürgerwürde der Stadt Gießen.« Mir diesen Worten erinnerte Oberbürgermeister Frank-Tilo Becher anlässlich des 150. Todestages am 18. April an die besonders enge Verbindung zwischen Stadt und Universität, die sich im Wirken Liebigs zeige.
Zu Ehren von und in Erinnerung an Justus Liebig, den berühmten Naturwissenschaftler und ehemaligen Gießener, haben Becher und der Vizepräsident für Forschung und Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses der Justus-Liebig-Universität Gießen, Prof. Martin Kramer, zusammen mit Prof. Dr. Gerd Hamscher, Vorsitzender der Justus Liebig-Gesellschaft, einen Kranz am Liebig-Denkmal in der Gießener Ostanlage niedergelegt.
Justus Liebig (1803-1873) war von 1824 bis 1852 Professor in Gießen. An ihn erinnern in der Stadt mehrere Orte: 1890 entstand das erste Denkmal an der Ostanlage als Geschenk von Liebigs Schülern an die Stadt Gießen, 1920 öffnete das Liebig-Museum in seinem Labor und 1946 wurde die Gießener Universität nach ihrem bedeutendsten Wissenschaftler benannt.
»Wir gedenken unseres Namensgebers heute voller Dankbarkeit«, betonte Prof. Martin Kramer. »Liebigs Unterrichtsmethode, die die Einheit von Forschung und Lehre auf praktische Weise umsetzte, wurde zum Vorbild für die universitäre Ausbildung in den Naturwissenschaften weltweit. Sein unbändiger Wissensdurst, seine Anwendungsnähe und seine Fähigkeit, die Studierenden zu begeistern, haben Maßstäbe gesetzt, denen wir auch an der JLU immer wieder neu gerecht werden wollen.«
150 digitale Briefe
Das Universitätsarchiv der JLU hat gemeinsam mit der Liebig-Gesellschaft und der Universitätsbibliothek Gießen zum 150. Todestag von Justus Liebig die ersten 150 seiner Originalbriefe digital veröffentlicht. Sie wurden mit Inhaltsangaben des Universitätsarchivs angereichert und teilweise durch Transkriptionen, die seitens des Liebig-Museums vorlagen, ergänzt.
Die Briefe sind abzurufen unter https://digisam.ub.uni- giessen.de/ubg-ihd-nl-liebig.
Das Universitätsarchiv der JLU verwahrt neben den Verwaltungsunterlagen von Liebigs Chemischem Institut mit dem angeschlossenen Laboratorium ein umfangreiches Depositum der Liebig-Gesellschaft Gießen, das etwa 3800 Stücke zu Justus Liebig und seinem familiären sowie wissenschaftlichen Umfeld umfasst. Es wurde von verschiedenen Mitgliedern der Gesellschaft zusammengetragen und grob verzeichnet. Zum Depositum gehören 1780 Originalbriefe, darunter 1232 von Liebigs Hand. Die digitale Veröffentlichung weiterer Briefe ist in Vorbereitung.
Die Erstellung der Digitalisate wurde durch Spenden und Zuwendungen des Rotary Club Gießen-Altes Schloss und der Staatskanzlei Hessen an die Justus Liebig-Gesellschaft realisiert. Vom Universitätsarchiv wurden die vorhandenen Erschließungsinformationen in das Hessische Archivportal Arcinsys eingestellt. Diese Daten werden sukzessive von der Universitätsbibliothek Gießen übernommen und zusammen mit den Digitalisaten über die »Digitalen Gießener Sammlungen« (DIGISAM) präsentiert.
Neben der digitalen Veröffentlichung wird es in diesem Jahr auch die Möglichkeit geben, Justus Liebigs Briefe auf ganz anderem Wege zu erleben: Die JLU nimmt den Jahrestag zum Anlass, um in ihrer Reihe »Kunst im Garten« im Palmenhaus des Botanischen Gartens gemeinsam mit der Liebig-Gesellschaft eine Lesung aus den Originalbriefen zu veranstalten. Eine detaillierte Ankündigung der Veranstaltung, die für September vorgesehen ist, folgt zu gegebener Zeit.
Prof. Gerd Hamscher ist für die Zusammenarbeit sehr dankbar: »Die große Unterstützung des Liebig-Museums hier in der Stadt und in der Region ist deutlich spürbar. Die gemeinsame Kranziederlegung bedeutet uns viel und zeigt in beeindruckender Weise neben der hohen internationalen Reputation des Liebig-Laboratoriums, die durch den ersten europäischen Preis an eine historische Stätte der Chemie in Deutschland sichtbar geworden ist, die Verankerung vor Ort.« »Das Motto ›Liebig lebt‹ setzen wir auch in seinem 150. Todesjahr um«, erklärt Hamscher mit Hinweis auf viele Veranstaltungen. »Gemeinsam mit vielen Partnern können wir die Relevanz von Liebigs Forschungen bis zum heutigen Tage zeigen und die Erinnerung an diesen Wissenschaftler und seine Bedeutung auf besondere Weise pflegen«.
Dr. Eva-Marie Felschow hält im Netanya-Saal im Alten Schloss am 26. April ab 19 Uhr den Vortrag »Justus Liebig - Erinnerung an den berühmten Chemiker«.
Am 13. Mai soll es das erste Mal einen »Liebigbilder-Tag« im Museum geben.
Am 21. Mai öffnet das Labor zum Internationalen Museums- tag seine Türen für Führungen.
Bei der Kinderuni in der Uni-Aula am 20. Juni wird mit vielen Experimenten gezeigt, wie unsere Lebensmittel zusammengesetzt sind. (red)