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Eine Steigerung, die kaum mehr möglich scheint

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Das als Quintett angereiste Alighieri Quartett in der Schiffenberg-Basilika. Foto: Schultz © Schultz

Zum Start der Basilika-Konzerte spielte das brillante Alighieri Quartett Werke von Johannes Brahms in der herrlichen Kulisse der Klosterruine auf dem Schiffenberg. Das Publikum war begeistert.

Gießen . Einen hervorragenden Auftakt für die aktuelle Reihe der Basilika-Konzerte auf dem Schiffenberg bot jetzt das erweiterte Alighieri Quartett. Das Publikum in der gut besuchten Klosterruine auf dem Schiffenberg war nach den beiden vorgetragenen Streichkonzerten von Johannes Brahms vollkommen begeistert.

»Ich freue mich, dass es wieder losgeht,« begrüßte der Vorsitzende Dieter Lindheimer die Besucher und wies darauf hin, dass die Verbindung zu den Musikern bereits seit etwa 20 Jahren bestehe. Das Quintett ist damit auch im hiesigen Konzertgeschehen eine bekannte Größe. Lindheimer wies mit Dank an Oberbürgermeister Frank-Tilo Becher darauf hin, dass zu allen Konzerten der Reihe ein Stadtbus verkehrt.

Das Alighieri Quartett wurde 2010 von Musikerinnen und Musikern des in Frankfurt beheimateten hr-Sinfonieorchesters ins Leben gerufen, um sich verstärkt der traditionsreichen kleinen Form zu widmen. Das Quartett wurde für das aktuelle Programm erweitert. Es musizierten Stefano Succi, Wandi Xu (Violinen), Liisa Randalu, Dashiel Nesbitt (Bratschen), Ulrich Horn und Valentin Scharff (Violoncelli).

Los ging es mit Johannes Brahms‹ (1833-1897) hochkomplexem Streichquintett in G-Dur op. 111 in vier Sätzen. Mit fröhlichem Schwung und einem exzellenten Großklang eröffneten die Gäste; sie ließen die Musik wie eine große Welle durch den Saal fließen. Keine Nuance, kein Detail blieb unerwähnt, das Publikum konnte sich an eleganten Tempovariationen und einem subtilen Spannungsaufbau erfreuen. Kraftvolle Tutti setzten Akzente, die einen Zuhörer bereits nach dem ersten Satz zu einem begeisterten »Bravo!« hinrissen, ganz wie in Italien.

Im zweiten Satz dann ein zarter Ansatz. Ein zartes Wehen der Musik stieg zu einem fast flehentlichen Aufbäumen an, das in einem großartigen sanften Verklingen endete. Der dritte Satz bot ein etwas lebhafteres Geschehen, das sich schließlich zu einem prächtigen Klanggipfel auftürmte. Im Allegro assai schließlich ein lebhafter, vielfarbiger Auftakt, feinziselierter Klang und beste Transparenz - und ein reiner Gefühlsausbruch.

Eine Steigerung schien kaum mehr möglich, und doch kam es dazu: Nach dem so faszinierenden wie fordernden Quintett erwies sich Brahms’ Streichsextett in G-Dur op. 36 als etwas zugänglicher. Die Gäste hoben sachte schmachtend an, holten ganz langsam Schwung und gerieten in schwelgerische Stimmung. Geradezu schwebend ausdifferenziert erklang die Musik, gefolgt von einem beherzten Erkunden der inhaltlichen Umgebung. Wechselnde Kontraste lockerten das Geschehen auf. Die vom Quintett abweichende Atmosphäre wurde geradezu greifbar.

Natürliche Dynamikwechsel prägten den zweiten Satz. Die klare erzählerische Note wurde aufgelockert von herzhaften Tutti, es ging lebhaft zu. Der dritte Satz zeigte die Akteure im Fluss, man konnte ihr Engagement an der Körpersprache ablesen, ein mitreißendes Attribut. Dann wieder versenkten sie sich in träumerisches Gestalten und Abwechslung kündigte sich an. Ganz nebenbei nahm man eine perfekte Hifi-Stereophonie wahr, die in der überragenden Transparenz der Umsetzung zum Genuss beitrug. Im Schlusssatz gab es eine selige Wiederaufnahme des Themas und perfekt umgesetzte retardierende Momente.

Das Alighieri Quartett hat mit diesem Auftritt die Messlatte für die weiteren Basilika-Konzerte hoch gelegt.

Das nächste Basilika-Konzert findet am Sonntag, 11. Juni, um 11.30 Uhr mit dem Duo Amabile aus Hannover statt.

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