Eine Verbindung mit der Ewigkeit

Gießen (hsch). Ungewöhnliche Ansichten, die auf ungewöhnliche Weise zustande kamen, sind jetzt in der Galerie im Hardthof zu entdecken. Selina Steih zeigt unter dem Titel »Solid fluids« großformatige Bilder, die Examensarbeit der Studentin der Kunstpädagogik. Diese Werke haben sich auffallend harmonisch in die Galerie eingefügt.
Selina Steih, Jahrgang 1997, stammt aus Gießen, wuchs in Herborn auf und studierte nach dem Abitur Kunst und Biologie fürs Lehramt an der Justus-Liebig-Universität (JLU), das sie in diesen Wochen abschließt.
»Die Wellenbewegungen auf dem Meer haben mich interessiert,« sagt Steih. »Sie laufen so schnell ab, dass man die einzelnen Formen gar nicht erfassen kann.« So entstand ihr Wunsch, die Flüchtigkeit des Moments festzuhalten, ohne ihr damit die Faszination zu nehmen. Dazu erwähnte sie die Vergleichbarkeit mit Standfotos aus Filmen.
Sie platzierte in der Dunkelkammer Fotopapier in ein Wasserbad, erzeugte dann Wellen und belichtete das Ganze sehr kurz mit einem Blitz. Es entstand ein fokussiertes Fotogramm, das die Schatten der Wellenbewegungen zeigt. So entstanden Bilder wie das große Transparent, das an der Hauptwand der Hardthof-Galerie den Haupteindruck der Ausstellung erzeugt, das wiederum schwer zu fotografieren ist. Die eingezeichneten Farbveränderungen des Schwarzweiß-Papiers entstanden durch Hinzufügen von Säure. Selina Steih sorgte durch das Hinzufügen von Tageslicht dafür, dass die Farbigkeit und die Struktur der Bilder »mehr zusammenging«. Als ihr das Ergebnis gefiel, ließ sie die Fotos in der Dunkelkammer antrocknen und scannte sie gleichsam »nass« ein. »Durch die Wellenbewegung hatte ich schon so einen zufälligen Aspekt drin und wollte doch mehr in Komposition und Farbigkeit eingreifen.«
Ihr Hauptinteresse galt stets der Flüchtigkeit und ihrer Verknüpfung mit der Zeit, die sich durch das Meer mit der Ewigkeit verbindet, »dadurch, dass immer wieder etwas Neues kommt«. Die Arbeiten zeigen große farbige Flächen in verschiedensten Formen, denen ein rötlicher Grundton gemeinsam ist. An Wellen erinnern sie kaum, vielmehr erscheinen sie auf malerische Weise erstellt, nur ein paar konzentrische Tropfenformen bieten einen Hinweis auf das Wasser. Ansonsten erfüllt eine eindrückliche Stille den großen Raum, vielleicht sogar eine friedliche Stimmung.
Die Ausstellung ist bis Freitag, 26. Mai, zu sehen. Die Öffnungszeiten der Galerie: heute von 12 bis 14 Uhr, am Mittwoch von 14 bis 19 Uhr, am Donnerstag von 10 bis 12 Uhr und am Freitag von 19 bis 21 Uhr.