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Eintreten gegen Hass und Ausgrenzung

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Von: Thomas Wißner

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Christel Buseck erhielt von Frank-Tilo Becher die Hedwig-Burgheim-Medaille. Foto: Wissner © Wissner

Christel Buseck aus Kinzenbach erhält in Gießen Hedwig-Burgheim-Medaille

Gießen (twi). Christel Buseck aus Kinzenbach ist seit Donnerstagabend Trägerin der Hedwig-Burgheim-Medaille. Die höchste Auszeichnung der Stadt Gießen wurde ihr im Netanya-Saal des Alten Schlosses durch Oberbürgermeister Frank Tilo Becher verliehen.

Der Rathauschef zog in seiner Rede einen Vergleich zwischen Preisträgerin und Namensgeberin der Medaille, sei Buseck doch ebenso wie die 1943 im Konzentrationslager Auschwitz ermordete Burgheim Pädagogin in Gießen gewesen. Burgheim einst als Leiterin des Fröbel-Seminars, Buseck unterrichtete an der Ricarda-Huch-Schule (RHS).

Beide Frauen hätten sich einem tiefen Humanismus verpflichtet, »der Fremdheit in Menschlichkeit auflösen will. Wir sind sehr glücklich, Sie hier in unserer Stadt zu haben«. Mit Christel Buseck reihe sich »eine wunderbare Frau« in die Reihe der bisher 28 Preisträger ein.

Ein besonderer Willkommensgruß galt Beverley Abulaf, Mitinitiatorin der Partnerschaft zwischen der Ricarda-Huch-Schule und der Eldad Highschool in Gießens Partnerstadt Netanya, sowie den weiteren Gästen aus Israel.

Das Stadtoberhaupt verwies darauf, dass mit der alle zwei Jahre stattfindenden Verleihung der Medaille in Dankbarkeit an das Leben und das Werk Burgheims erinnert werden soll. Sie habe sowohl in Gießen als auch an anderen Orten Großes bewirkt.

»Mit der Verleihung ist auch die Auszeichnung eines Menschen verbunden, durch dessen Wirken, Engagement und Haltung das Lebenswerk Hedwig Burgheims fortwirkt.« Sie sei aber kein reines Erinnerungssymbol: »Sie will etwas bewirken, wenn sie immer wieder unsere Aufmerksamkeit auf diejenigen in unserer Gesellschaft richtet, die sich in besonderem Maße für Menschlichkeit, Austausch, Aufarbeitung und Aussöhnung engagieren.«

Die Erinnerung an Burgheim und ihre Ermordung sei auch »Mahnung, uns Hass und Ausgrenzung, Extremismus, Antisemitismus und Menschenfeindlichkeit konsequent entgegenzustellen. Das haben wir stärker nötig, als wir es oft wahrhaben wollen«.

Christel Buseck ist seit 1994 Vorstandsmitglied der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Gießen-Wetzlar und war dabei von 1994 bis 2014 maßgeblich an der Gestaltung und Umsetzung der Begegnungswochen der ehemaligen Gießener jüdischen Bürger beteiligt.

Gelebte Erinnerung

Als Lehrerin arbeitete sie von 2005 bis zu ihrer Pensionierung 2015 an Schulprojekten zur Erinnerungsarbeit mit und engagiert sich seit 2011 in der Vorbereitung und Durchführung der mittlerweile sieben Schüleraustausche zwischen der RHS und ihrer israelischen Partnerschule.

Becher hob besonders die vielen intensiven und sehr persönlichen Kontakte Busecks hervor, die diese nach Israel pflegt und für die ihr Haus offensteht. Buseck habe in Gießen immer wieder Anstöße für eine gelebte Erinnerungskultur gegeben, wie etwa durch die Errichtung und Erneuerung von Gedenktafeln. Bereits seit 2006 bringt sie sich als Gründungsmitglied in der Koordinierungsgruppe Stolpersteine ein und ist deren Sprecherin. 2008 wurden die ersten Steine vor der RHS gesetzt, mittlerweile erinnern in ganz Gießen 168 Stück an Opfer der Nationalsozialisten.

»Die Verleihung an Christel Buseck ist ein Grund zur Freude«, sagten die Laudatoren Brigitte Itzerott von der RHS und Pfarrer Cornelius Mann. Buseck sei eine »Praktikerin der Versöhnung«. »Es ist für mich eine große Auszeichnung und eine Wertschätzung meiner pädagogischen und privaten Arbeit«, dankte die Preisträgerin. Lukas Rink (Klavier) und Rolf Weinreich (Gitarre und Gesang) umrahmten die Feierstunde musikalisch.

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