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Eltern rein in die Schule

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Von: Eva Pfeiffer

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An fünf Schulen in Gießen entstehen derzeit Familienzentren. Mit ihnen soll die Kommunikation zwischen Schule und Elternhaus gestärkt werden. Symbolfoto: dpa/Frank Rumpenhorst © Red

Neue Familienzentren an Gießener Grundschulen sollen Hemmungen abbauen und die Zusammenarbeit stärken. Aus den Kitas ist das Konzept der Erziehungspartnerschaft bereits bekannt.

Gießen . Wenn das Telefon klingelt und die Schule am anderen Ende der Leitung ist, ist das für Eltern nicht unbedingt ein Grund zur Freude. Hat das Kind etwas angestellt? Ist die Versetzung gefährdet? »Wir wollen die Familien nicht nur anrufen, wenn es Schwierigkeiten gibt, sondern eine positive Vernetzung zwischen Schule und Elternhaus schaffen«, sagt Bettina Eckert-Ziegler, Schulleiterin der Albert-Schweitzer-Schule. Gelingen soll das auch mit dem neuen Familienzentrum, das sich derzeit im Aufbau befindet. Die »Albert« ist eine von fünf Gießener Schulen, auf die das aus dem Kita-Bereich bekannte Konzept der Erziehungspartnerschaft übertragen wird.

Im vergangenen Sommer hatte die Stadtverordnetenversammlung das Programm »Grundschulen mit Familienzentren« beschlossen, nun wurden die ersten Ergebnisse der Umsetzung bei einem Pressegespräch vorgestellt. Neben der Grundstufe der »Albert« sind auch die Grundschule Gießen-West, die Pestalozzischule, die Georg-Büchner-Schule sowie die Grundstufe der Helmut-von-Bracken-Schule dabei.

Kommunikation mit Eltern stärken

Kinder seien durch die Ganztagsangebote immer länger in der Schule, so Stadträtin und Schuldezernentin Astrid Eibelshäuser (SPD). Gleichzeitig hätten Schulen nicht nur Bildungsaufgaben, eine gute Kommunikation zwischen Lehrern und Eltern sei wichtig. Mit den Familienzentren soll es einen neuen institutionellen Rahmen geben für die Arbeit mit und für Eltern.

Bei den beteiligten Schulen hat der Schulträger mit dem neuen Konzept offene Türen eingerannt: »Das ist eine Fortführung und Intensivierung von dem, was sich die Eltern wünschen«, hat Katja Lepper, Leiterin der Pestalozzischule, festgestellt. Sie hofft, dass das neue Familienzentrum zu einem Treffpunkt wird und dabei hilft, dass Eltern eventuell vorhandene Hemmungen abbauen. Vorstellbar sei auch, dass aus dem Lehrerkollegium heraus Kursangebote entstehen, etwa für gemeinsames Yoga oder Töpfern.

Anke Judt, Leiterin der Grundschule Gießen-West, hofft, ihre Einrichtung für die Familien weiter öffnen und die Familien einbinden zu können. Ziel sei Chancengleichheit für alle Kinder unabhängig von der Herkunft.

Schon jetzt gebe es eine intensive Zusammenarbeit mit den Eltern, betont Anita Häfner, stellvertretende Leiterin der Georg-Büchner-Schule. Mit dem neuen Familienzentrum wolle man an die vorhandenen Angebote anknüpfen und weitere Unterstützung schaffen. Möglich ist das, weil die teilnehmenden Schulen mit dem Konzept auch personelle Unterstützung erhalten. Am Auswahlprozess waren die Schulen beteiligt.

Die Einarbeitung der neuen Mitarbeiter übernimmt die Gießen@Schule gGmbH, die auch Projektträger ist. »Schule wird nicht von allen Eltern positiv wahrgenommen«, erläutert Geschäftsführer Ralf Volgmann. Teils sei es schwierig, engagierte Eltern für die Beiräte zu finden. Die Familienzentren an den Grundschulen sollten den Eltern auch zeigen: »Ihr gehört dazu, wir brauchen euch.«

Auch wenn es bereits viele Angebote an den Grundschulen gebe, erreiche man laut der Schuldezernentin längst nicht alle Eltern. Auch hier sollen die Familienzentren dank niedrigschwelliger Zugangsangebote helfen. Information und Beratung soll es etwa geben zu erzieherischen Fragen, Medienkonsum oder Entwicklungsphasen von Kindern. Für zugewanderte Familien soll es Unterstützung geben, damit diese sich schnell in den örtlichen Strukturen zurecht finden und sozialen Anschluss erhalten.

Wie das neue Konzept umgesetzt wird, ist aber von Schule zu Schule unterschiedlich. »Jede Schule hat Besonderheiten. Es ist wichtig, dass diese berücksichtigt werden«, betont Schulverwaltungsamt-Mitarbeiterin Astrid Jung. Derzeit arbeite man an der Ausgestaltung der Sozialraumanalyse. Außerdem stehe man im Austausch mit der Wübben-Stiftung, die den Aufbau der ersten Familienzentren an Grundschulen in Gelsenkirchen begleitet hat. In Hessen ist Gießen laut Stadträtin Eibelshäuser der erste Schulträger, der das Konzept umsetzt.

Derzeit steht auch die Anpassung des Konzepts an die Besonderheiten einer Förderschule an. »Wir sind keine Stadtteilschule«, die Schülerinnen und Schüler der Helmut-von-Bracken-Schule kommen aus unterschiedlichen Ecken des Landkreises, verdeutlicht Schulleiter Marc Rauber. Umso wichtiger sei es, für die Eltern ein Angebot zum Austausch zu schaffen. Eine Aufgabe des Familienzentrums könne an seiner Schule auch sein, Fragen der Eltern zu Unterstützungsangeboten zu beantworten.

Mit Beginn des aktuellen Schulhalbjahres hat der Aufbau der Familienzentren an den fünf beteiligten Schulen begonnen, zunächst ist es als zweijähriges Pilotprojekt vorgesehen. Weitere Einrichtungen haben laut Uta Hinkelbein, Leiterin des Schulverwaltungsamts, aber bereits Interesse bekundet.

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