Energie und große Formate

Mit natürlichen Pigmenten: Malerei von Lena-Katrin Weber ist im »Haus des guten Wohnens« zu entdecken.
Gießen. Kunst findet ihren Weg so ziemlich überallhin. Die Malerei zog jetzt im Gießener »Haus des guten Wohnens« (Stolzenmorgen 13) ein und lässt sich dort neben keramischen und anderen Materialien und Objekten entdecken. Die Malerin Lena-Katrin Weber zeigt ihre Arbeiten unter dem Titel »Imagine« in den lichtdurchströmten Räume, die dafür gut geeignet sind.
Lena-Katrin Weber, Jahrgang 1984, stammt aus Wetzlar. Sie studierte an der Justus-Liebig-Universität Kunst und Sport fürs Lehramt und ging anschließend in den Schuldienst. Doch 2021 entschloss sie sich, den Lehrerberuf aufzugeben und sich fortan nur noch der Kunst zu widmen. Sie lebt nun als freischaffende Künstlerin in Braunfels.
Im vergangenen Jahr waren zwei ihrer Werke aus der »Big five - Art Series« in der Galeria Azur in Madrid ausgestellt. Ansonsten waren ihre Bilder bislang bei im privaten Rahmen organisierte Ausstellungen zu sehen. Nun folgt also ihre erste eigene Ausstellung in Gießen.
Die Arbeiten sind in Mischtechnik erstellt. Weber verwendet neben Acryl auch Sumpfkalkfarbe, die mit natürlichen Pigmenten ausgestattet und auch als Wandfarbe verwendbar ist. »Ich wollte Textur und Struktur in den Bildern,« sagte sie, »natürliche Pigmente und Farben sind wichtig.«
Thematisch arbeitet Weber an der für sie elementaren Frage: »Welche Energie entwickelt sich, wenn die eigene Vorstellungskraft freigelassen wird? Ich möchte dieses Motto auf alle Lebensbereiche anwenden.« Die Freiheit hierzu fand sie im Schulbetrieb naturgemäß nicht.
Die Bilder, allesamt große Formate, heißen schlicht »Painting No. 1« und so weiter. Ungewöhnlich ist, dass Weber mal kürzere, mal längere Sinnsprüche hinzufügt, gleichsam als Signatur. Einmal hat sie ihr nicht nur künstlerisches Motto gleich in einem großformatigen Bild mit skriptoralen Elementen verfasst: »Imagine - you can create anything you want. Go for it. With passion. And then find freedom and peace in the things you love. It’s a way.« Dieser Appell zur entschlossenen, leidenschaftlichen kreativen Arbeit steht auch für sie selbst.
Die Bilder der Schau wirken zunächst einander ähnlich: sie zeigen energievolle, geradezu bewegte Strukturen, die zunächst an einzelne fliegende Wesen erinnern. Zu sehen sind jedoch auch mehrere, vielleicht in Interaktion befindliche Elemente mit kontrastreichen, pastellfarbenen monochromen Farbfeldern, die zuweilen mit filigran gestalteten Bereichen abgegrenzt sind. Darin wird eine andere Art von Energie spürbar, eine reizvolle Ergänzung, die in den großzügigen Farbräumen fast verloren geht. Fast.
Die Arbeiten von Lena-Katrin Weber sind bis zum 18. Mai im Haus des guten Wohnens (Stolzenmorgen 13) zu sehen.