Enge Beziehung erfährt Neustart

Seit 2011 pflegen die Ricarda-Huch-Schule und die Eldad Highschool aus der Gießener Partnerstadt Netanya in Israel eine enge Beziehung, die nun einen Neustart erfahren soll.
Gießen . »Zurück ins zweite Zuhause kommen, alte Freunde endlich wieder sehen«, so beschreibt Beverley Abulaf ihre ersten Tage in Gießen. Gemeinsam mit vier Kolleginnen und Kollegen ist sie für sechs Tage in der Stadt, es ist das erste Treffen des Austauschprogramms zwischen Gießen und Netanya seit der Pandemie. Seit 2011 pflegen die Ricarda-Huch-Schule und die Eldad Highschool aus der Gießener Partnerstadt Netanya in Israel eine enge Beziehung, die nun, wo es wieder möglich ist, einen Neustart erfahren soll.
»Die Verbindungen zwischen den beiden Schulen sind sehr tief«, weiß auch die Stadträtin Astrid Eibelshäuser und freut sich, die Lehrerdelegation im Rathaus begrüßen zu dürfen. Man hofft darauf, dass im September auch der Schüleraustausch wieder aufgenommen werden kann.
Die Bekanntschaften mit anderen Kulturen und die Freundschaften, die durch den Austausch bereits entstanden sind oder noch entstehen werden, tragen dazu bei, in unserer Welt ein Stück mehr Toleranz und Verständnis zu schaffen, erklärt Beverley Abulaf, die in Netanya Englisch lehrt. Überthema des Besuchs der Lehrer in Gießen ist neben dem »Neustart« des Austauschs vor allem das Thema »Nachhaltigkeit« auf sozialer, ökonomischer und ökologischer Ebene, erzählt Sebastian Popovic von der Ricarda-Huch-Schule.
Vielfältiges Programm
Auf dem Programm steht beispielsweise ein Besuch, inklusive Workshop, des Restaurants Gutburgerlich, ebenso Fahrten nach Marburg und Frankfurt. Dort kooperieren die Delegierten aus Netanya mit dem Museum der Eintracht Frankfurt, das gerade neu organisiert werden soll. Teil der Umstrukturierung ist die Darstellung des Neubeginns des Fußballvereins nach dem Zweiten Weltkrieg. Entsprechend des Themas des Austauschs bekommen die Lehrer nicht nur einen Einblick in die neue Organisation des Museums, sondern können eventuell auch eine eigene Perspektive mit einbringen und dem Museum auf diese Weise helfen.
Die Aufrechterhaltung und Stärkung der guten Beziehungen zwischen Gießen und Netanya seien zu jeder Zeit sehr wichtig, betont Matthias Weidenhagen vom Partnerschaftsverein Gießen-Netanya und dankt in diesem Zuge auch Frau Eibelshäuser, die den Verein immer unterstützt habe. Durch die archäologischen Grabungen vor der Kongresshalle, bei denen die Kellermauern der abgebrannten »Großen Synagoge« entdeckt wurden, sei die jüdische Geschichte aktuell wieder besonders stark im Bewusstsein vieler Gießener, erklärt Eibelshäuser.
»Hier haben wir einen Blick in einen sehr dunklen Teil der Gießener Geschichte«, meint sie, schließlich wurde die Synagoge 1938 von den Nationalsozialisten abgebrannt und anschließend zusätzlich gesprengt. Übrig geblieben sind nur einige Mauern und Gebetsbücher. Dass man diesen Ort zu einer Erinnerungsstätte machen will, stehe fest, auf welche Weise das geschehen soll, sei im Moment aber noch unklar. Der zentrale und prominente Ort, an dem die Synagoge einst stand, beweist, wie stark die jüdische Gemeinde damals in der Gesellschaft integriert war. »Solche Anlässe bringen natürlich auch immer Aktualisierungen«, betont Eibelshäuser. Neben Erinnerungsstätten, wie sie zum Beispiel an der Kongresshalle entstehen soll, tragen aber natürlich auch Austausche, Begegnungen mit Menschen und das Schließen von Freundschaften dazu bei, ein Bewusstsein für die Geschichte und gleichzeitig gegenseitige Toleranz und Respekt für die Zukunft zu schaffen.