Entspannte Klänge unter Apfelbäumen

Hüttenberg. Jazz und allgemeines Wohlfühlen war am Samstagabend angesagt. Da gastierte die Französin Ina Karian mit ihrer Band Paris la nuit und ihrem exzellenten Chansonprogramm auf der Apfelbaumwiese zwischen den Hüttenberger Ortsteils Volpertshausen und Weidenhausen. Rund 100 Besucher lauschten dem Klappstuhlkonzert unter freiem Himmel und waren von Anfang an in bester Stimmung, was auch dem wunderschönen Ambiente geschuldet war.
Der Veranstalter, die Stadt Hüttenberg, trat an diesem Ort nicht zum ersten Mal in Aktion. Die idyllische Streuobstwiese ist mit einigen Bänken ausgestattet, wenn auch nicht direkt für Musikveranstaltungen. Die Bühne stand auf einer wie dafür geschaffenen kleinen Anhöhe. An diesem warmen Sommerabend hatten sich die meisten Besucher nicht nur mit Stühlen, sondern auch mit leckerem Proviant ausgestattet. Als dann die Gäste vor das Publikum traten, war eigentlich schon alles im Lot.
Die erfahrene Sängerin und Gitarristin Ina Karian hatte Akkordeonspielerin Viviane Anoux (auch Gesang) mitgebracht. Gitarrist Stephen Pfeffer sorgte zuweilen für gypsiesoundhafte Elemente. Vom angekündigten Gypsie Jazz war aber keine Rede. Vielmehr musizierte das Trio - Karian tritt sonst mit einem größeren Ensemble auf - ein chansonartiges, sehr eingängiges und zugleich originelles Repertoire aus Liedern von Charles Aznavour, Edith Piaf und anderen Größen. Eigene Titel ergänzten das Programm.
Karian machte zu Beginn des Programms den stärksten Eindruck. Die aus Armenien stammende Künstlerin wuchs in Marseille auf, verströmte einen überwältigenden französischen Charme und bewies in den Moderationen einen wirkungsvollen Humor, nicht zuletzt in ihrem Französisch angehauchten Deutsch.
Als absolut tanzbar erwies sich etwa »Bal perdu«, mit schwingendem Rhythmus und perfekter Geschlossenheit der Band. Von diesem Moment an beeindruckte Viviane Anoux am Akkordeon, das im allgemein sehr guten Bühnensound geradezu süffig rüberkam. Ihr Spiel wurde immer geschmeidiger und einfallsreicher, während sie den typisch französischen Background aus Musette- und anderen Elementen darstellte.
Karians schöner, eher heller Sopran, mit angenehmem Timbre, zeugte von jahrelanger musikalischer Erfahrung und ließ eine stabile emotionale Klarheit entstehen. Bei »Padam, padam« animierte sie das Publikum früh im Konzert zum Mitsingen, was sehr gut klappte: »Kommen Sie nur, es ist viel einfacher, Französisch zu singen als zu sprechen«. Der Satz, mit sympathischen Augenzwinkern formuliert, reichte als Aufforderung völlig aus. Und »Padam, padam« konnten tatsächlich auch alle singen.
Den 70er-Jahre-Klassiker »Il est cinq heures, Paris s’eveille« von Jaques Dutronc lieferte Karian mit einführender Moderation. Der Gesang, schön und gereift, schuf eine wunderbare Stimmung; die Band strömte schneller. Beim nächsten Mitsingtitel »Au secours« schmierte Karian dem gutgelaunten Publikum lächelnd Honig ums Maul: »Alle haben’s sofort verstanden. Sie sind so gut.« Pfeffers vielseitige Gitarrenarbeit rundete den exzellenten musikalischen Eindruck ab. Das Publikum war rundum angetan.
Insgesamt war es ein Abend mit guter Musik im Grünen, der alle Zutaten zum Wohlbefinden mit sich brachte: wunderbar.