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Enttäuschung zum Fahrplanwechsel

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Gießen (red). Die Vorstellung des Entwurfs des Nahverkehrsplans (NVP) für die Stadt Gießen vor wenigen Wochen war ein »Paukenschlag«, denn die Stadt will das Busangebot in den nächsten Jahren um 50 Prozent ausweiten. Der Takt soll dichter und viele neue Linien sollen eingeführt werden. Der Kreisverband Gießen des Verkehrsclubs Deutschlands (VCD) begrüßt dies ausdrücklich.

Von dieser Aufbruchstimmung sei aber beim derzeitigen Fahrplanwechsel nach Ansicht des ökologischen Verkehrsclubs noch nichts zu spüren, heißt es in der Pressemitteilung weiter. Einzig die Linie 17 wurde im ehemaligen US-Depot um die Stationen Gefahrenabwehrzentrum und Colemanstraße verlängert, sodass die neuen Beschäftigten dort mit Betriebsaufnahme der Logistiker gut anreisen können. Der VCD begrüßt, dass die Buslinie dort pünktlich an den Start geht.

Kritik übt der VCD daran, dass die Linie 1 in Lützellinden weiterhin nicht bis ins Gewerbegebiet Rechtenbacher Hohl verlängert wird. Dabei gab es in den letzten Jahren immer wieder Initiativen aus dem Fahrgastbeirat und dem Ortsbeirat, damit Busgäste direkt im Gewerbegebiet ein- und aussteigen können. Die Busse der Linie 1 fahren nämlich schon seit Jahren zum Wenden ins Gewerbegebiet. Fahrgäste dürfen aber auf den letzten 400 Metern nicht mitfahren, sondern müssen 400 Meter vor ihrem Ziel aussteigen und dann dem leeren Bus bis zur Wendemöglichkeit hinterherlaufen. »Fahrgastfeindlicher« könne sich eine Stadt kaum präsentieren.

Enttäuscht ist der VCD auch darüber, dass der Busverkehr auch in diesem Jahr an Heiligabend schon um 17 Uhr eingestellt werden soll. Bereits 2017 hatte der Fahrgastbeirat darum gebeten, das Angebot auch nach 17 Uhr aufrechtzuerhalten, damit beispielsweise Beschäftigte des Klinikums oder auch Gottesdienstbesucher am Abend noch den Bus nutzen können. Auch wird der spätere Abend von vielen Jüngeren seit Jahren gerne zum Ausgehen genutzt. Kurz: Mobilität findet auch an Heiligabend statt - und damit auch ein Bedarf an öffentlichem Personennahverkehr, wird in der Mitteilung betont.

Der VCD hätte sich zudem gewünscht, dass bereits erste, leicht durchführbare Ideen aus dem Entwurf des Nahverkehrsplans (NVP) schon mit dem jetzigen Fahrplanwechsel umgesetzt werden. So empfiehlt der NVP bis zu 21 neue Bushaltestellen an bestehenden Buslinien »sofort« umzusetzen, beispielsweise in beiden Richtungen je eine neue Haltestelle in der Grünberger Straße in Höhe »Am Brennofen«. Der VCD bedauert, dass auch die seit Jahren diskutierten und im NVP-Entwurf nun erneut empfohlenen Bushaltestellen »Rinn’sche Grube« und »Wellersburgring« in der Marburger Straße auch dieses Jahr wieder nicht in Betrieb gehen konnten. An diesen Stellen wäre es aus Sicht des VCD sinnvoll, zunächst die notwendigen Buswarteflächen zu schaffen, da es in diesem Bereich keine Gehwege gibt. An vielen anderen Stellen reicht aber aus Sicht des Verkehrsclubs erst einmal ein Haltestellenschild, denn: »Eine Haltestelle ohne Wartehalle und Hochbord ist immer noch besser als keine Haltestelle«.

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