Erstaufnahme braucht personelle Unterstützung

In der EAEH in Gießen kommen immer mehr Flüchtlinge aus der Ukraine an. Landesbedienstete sind angeschrieben worden, um vor allem im organisatorischen und medizinischen Bereich auszuhelfen.
Gießen (bl). Hessische Landesbedienstete aus allen Ressorts haben in dieser Woche »Post« aus Wiesbaden bekommen. Darin wird um personelle Unterstützung für die Erstaufnahmeeinrichtung (EAEH) gebeten. Der Grund ist klar: Die große Anzahl der aus der Ukraine geflüchteten Menschen muss im Krisenmodus irgendwie vernünftig bewältigt werden. Es werden täglich mehr, aber die Kapazitäten sind begrenzt. Inzwischen sind sechs weitere Landkreise beauftragt worden, zusätzliche Notunterkünfte zu errichten. »Aufgrund der anhaltenden Kriegshandlungen ist eine Prognose des Flüchtlingsaufkommens in Hessen und damit verbunden der benötigte Personalbedarf für die Erstaufnahmeeinrichtung in Gießen derzeit nur schwer abzuschätzen«, erklärt Benjamin Crisolli, stellvertretender Pressesprecher des hessischen Innenministeriums, gegenüber dem Anzeiger. »Ziel der Abfrage war es, einen freiwilligen und flexiblen Personalpool mit Landesmitarbeitern aufzubauen, die je nach Lage und regulärem Arbeitsaufkommen auch kurzfristig in Gießen eingesetzt werden können.« Konkrete Voraussetzungen müssten dafür nicht erfüllt sein, vorhandene Qualifikationen und Erfahrungen würden gleichwohl »gewinnbringend« genutzt. In der Regel geschieht dies im Zuge einer vorübergehenden Abordnung.
Bedarf auch bei sozialer Betreuung
Die Resonanz sei »durchweg positiv« gewesen. Genaue Zahlen mochte er nicht nennen. Zu »internen Personalplanungen« äußere man sich grundsätzlich nicht. Ob sich mit jenen, die ihre Bereitschaft signalisiert haben, der Bedarf tatsächlich decken lasse, sei überdies zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht absehbar. Wie sie dann eingesetzt werden, müsse sich »im Detail noch deutlicher herauskristallisieren«. Allerdings sei bisher schon erkennbar, »dass in jedem Fall im organisatorischen und medizinischen Bereich eine dringende Personalunterstützung besteht«, so Crisolli. In einem Schreiben des Wissenschaftsministeriums an die Hochschulen werden beispielsweise die Mithilfe bei der »Koordinierung der Registrierungsprozesse sowie der Identitätsfeststellungen« und bei der »Abwicklung innerhalb der medizinischen Erstuntersuchungspassage« aufgelistet. Die medizinischen Fachangestellten und Röntgenassistenten müssten »ebenso dringend« entlastet werden wie die Ärzte.
Darüber hinaus fehlen personelle Ressourcen für die soziale Betreuung der ankommenden Flüchtlinge. Das gelte gerade auch mit Blick auf die »Aktivierung neuer Standorte«. Zu den Aufgaben gehören demnach unter anderem die individuelle Einzelfallberatung, Dokumentation, Berichtswesen und die Betreuung von »besonders fürsorgebedürftigen« Schutzsuchenden. Sofern es in den jeweiligen Bereichen notwendig sein sollte, so Crisolli, werden die abgeordneten Bediensteten vor Ort eingewiesen respektive eingearbeitet.