Erster deutscher UPS Healthcare-Standort eröffnet

Künftig verschickt der Logistiker Medizinprodukte aus Gießen in die Welt - Gute Autobahnanbindung war ausschlaggebend für die Standortwahl.
Gießen. Wer länger nicht auf dem ehemaligen AAFES-Gelände unterwegs war, dürfte das Areal kaum wiedererkennen. Längst sind die Logistikhallen in die Höhe gewachsen - auch die von UPS Healthcare. Am Freitagmittag hat der auf Medizinprodukte spezialisierte Dienstleister seinen Standort in der Colemanstraße eingeweiht. »Ich freue mich sehr, heute hier in Gießen den ersten deutschen Healthcare-Standort von UPS zu eröffnen«, sagte Anouk Hesen, Direktorin von »UPS Healthcare Logistics and Distribution Operations West Europe«. Auch von Gießen aus wird der spezialisierte Logistiker künftig unter anderem Medikamente und Medizinprodukte transportieren.
100 bis 150 neue Arbeitsplätze
Noch ist es still in den riesigen Hallen in der Colemanstraße mit einer Gesamtfläche von 27 200 Quadratmetern. Hier hat das Unternehmen zahlreiche Möglichkeiten, wie Contract Manager Dean Reigle bei einem Rundgang deutlich machte. Insgesamt verfügt UPS an der Lahn nun über ein 640 Quadratmeter großes Gefahrgutlager, 1930 Quadratmeter Kühlfläche, 370 Quadratmeter Gefrierfläche und 260 Quadratmeter Schleusenkammern. Für die Lagerung stehen »mehrere temperaturkontrollierte Umgebungen für Produkte, die bei -20 Grad Celsius, zwischen zwei und acht Grad Celsius und zwischen 15 und 25 Grad Celsius gelagert werden müssen«, teilt UPS mit. Darüber hinaus können Kunden aus dem Gesundheitssektor unter anderem getrennte Bereiche für Betäubungsmittel, hochwertige Produkte und Quarantäne nutzen. 100 bis 150 Arbeitsplätze entstehen nach Angaben des Unternehmens, das am neuen Standort auf Nachhaltigkeit setze. Denn »auf dem Dach der Anlage befindet sich eine Solaranlage, die jährlich über 850 000 Kilowattstunden Strom produziert - mehr als die Niederlassung selbst verbraucht. Das Gebäude entspricht dem Gold-Standard der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen«, informiert UPS schriftlich.
Möglichkeiten für Deutschland
Wer sich die Zukunft der medizinischen Versorgung betrachte, stelle fest, dass es viel Innovation und Entwicklung gebe. Dies gelte etwa für spezialisierte Medikamente. »Schon heute ist für rund 80 Prozent der medizinischen Produkte ein spezialisierter Transport notwendig«, erklärte Hesen. Es sei kein Geheimnis, dass die Gesundheitsindustrie Deutschland und Europa große Möglichkeiten eröffne. UPS investiere seit Langem in die Infrastruktur, um diese Industrie zu unterstützen. Hesen bezeichnete die Eröffnung des Gießener Zentrums als einen wichtigen Schritt für UPS, der jedoch nicht der letzte sei. Ende 2023 werde man den globalen Fußabdruck des United Parcel Service im Bereich Healthcare im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt haben.
»Aus Gießen werden künftig wichtige Gesundheitsprodukte vielen Menschen auf schnellem Wege zugänglich gemacht. Gießen wird damit zu einer zentralen Stelle eines Drehkreuzes der Gesundheitsversorgung«, freute sich Oberbürgermeister Frank-Tilo Becher. Die Entscheidung, die erste deutsche Healthcare-Niederlassung in Gießen anzusiedeln, betone Stärken der Stadt. »Wir sind Gesundheitsregion und zentral gelegen in Europa«, führte der Sozialdemokrat aus. Für die Standortauswahl seien dies sicher wichtige Merkmale gewesen. Dazu zählten auch die Autobahn-Anbindungen.
Sieben der zehn größten privaten Arbeitgeber in Hessen hätten irgendetwas mit Mobilität und Logistik zu tun, erinnerte Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir von den Grünen. Das Bundesland sei für den Transport von Menschen und Gütern ein »sehr bedeutender Standort«. Gleichzeitig habe man eine lange Medizintradition. Als Beispiel nannte der Minister die Verteilung des Corona-Impfstoffes in der Welt. Hessen habe dabei eine zentrale Rolle gespielt.