»Es geht wieder aufwärts«

Auf der IHK-Ausbildungsplatz-Konferenz in Gießen wurden die landesbesten Auszubildenden geehrt. Julia Angele konnte sich unter den ehemaligen Studierenden sogar den Titel Bundesbeste sichern.
Gießen (paz). Dass viele Wege ins Berufsleben führen, zeigte sich bei der Ehrung der landesbesten Auszubildenden am vergangenen Donnerstag im Gießener Flutgraben: Mit Felix Delbrouck (Holzmechaniker, Fachrichtung Herstellung von Möbeln und Innenausbauteilen, König + Neurath AG Karben), Simon Jodat (Bankkaufmann, Sparkasse Gießen) und Jens Tebest, Informations- und Telekommunikationssystem-Kaufmann, CCNet Computer, Communication & Network GmbH, Gießen) konnten drei ehemalige Studenten ihre Ausbildung mit dem besten Ergebnis in ihrem jeweiligen Berufsbild abschließen. Christian Siech (Fachkraft für Metalltechnik, Fachrichtung Zerspanungstechnik, Jugendwerkstatt Gießen) hatte sich nach seinem Schulabschluss gleich für eine duale Ausbildung entschieden. Julia Angele, die ihre Ausbildung zur Industriekeramikerin Anlagentechnik bei der Schunk Kohlenstofftechnik GmbH in Heuchelheim absolviert hat, konnte sich sogar den Titel der Bundesbesten sichern.
»Sie sind der perfekte Beweis dafür, dass auch in der beruflichen Bildung Spitzenleistungen erzielt werden«, lobte IHK-Präsident Rainer Schwarz. »Gerade in Zeiten eines zunehmenden Fachkräftemangels sind Sie ein leuchtendes Vorbild für andere junge Menschen.« Die duale Ausbildung stelle einen Erfolgsgaranten für Hessens Wirtschaft dar. Nun müsse es nur wieder besser gelingen, die Vorzüge dieses Bildungsweges den Jugendlichen und deren Eltern zu vermitteln. »Wir brauchen ein stärkeres Bewusstsein für die Gleichwertigkeit beruflicher und akademischer Bildung«, forderte Schwarz.
Zuvor hatte der IHK-Präsident die aktuellen Ausbildungszahlen vorgestellt. »Es geht wieder aufwärts, was vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie keine Selbstverständlichkeit ist«, betonte er. Zum Stichtag 30. September 2022 seien im Bezirk der IHK Gießen-Friedberg endgültig 1999 neue Ausbildungsverträge verzeichnet worden, 21 Ausbildungsplätze mehr als im vergangenen Jahr. Deutschlandweit sei die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge lediglich um 0,4 Prozent auf 475 000 Neuabschlüsse gestiegen und verbleibe damit 9,5 Prozent unter dem Vor-Corona-Niveau. Während das Ausbildungsangebot im Vergleich zum Vorjahr um 7800 Stellen auf 544 000 gestiegen sei, habe man einen Rückgang der Ausbildungsplatznachfrage um 5300 auf 535 000 registrieren müssen. Diese Entwicklung verschärfe die Besetzungsprobleme der Betriebe. So sei die Quote der noch unbesetzten Ausbildungsstellen von 12,2 Prozent im Jahr 2021 auf 13 Prozent im aktuellen Ausbildungsjahr gestiegen. Die Quote der noch suchenden Bewerber(innen) sei hingegen erneut gefallen: Von 12,5 Prozent in 2021 auf 11,3 Prozent in 2022.
Mut mache, dass in Hessen im Schuljahr 2021/22 wieder mehr junge Menschen eine betriebliche Ausbildung begonnen hätten. Den Rückgang des von der Pandemie geprägten vorangegangenen Schuljahrs um ein Zehntel habe dies aber nicht ausgleichen können. »Trotz eines intensiven Einsatzes unserer Ausbildungsberater einerseits und einer hohen Ausbildungsbereitschaft seitens der Betriebe andererseits, mangelt es noch immer an Bewerberinnen und Bewerbern für die duale Ausbildung«, bedauerte Rainer Schwarz.
Er rief junge Menschen dazu auf, bei ihrer Berufswahl auch mal »über den Tellerrand« zu schauen und sich mit Berufen zu beschäftigen, die nicht gerade zu den Top Ten gehören. Arbeitgebern hingegen legte Schwarz nahe, Bewerbern und Bewerberinnen eine Chance zu geben, die auf den ersten Blick nicht zu den optimalen Kandidaten gehören.
Um potenzielle Auszubildende mit Unternehmen zusammenzubringen, habe der IHK Geschäftsbereich Aus- und Weiterbildung zum 1. Januar 2023 drei neue Beratungsstellen geschaffen: Eine Beraterin Passgenaue Besetzung, eine Willkommenslotsin für Geflüchtete sowie eine Fachberaterin für Inklusion. Neu gestartet sei auch das aus Mitteln des Landkreises Gießen finanzierte Pilotprojekt »Ausbildungsbotschafter Gießen«, das dazu beitragen soll, junge Menschen für das Thema Ausbildung zu begeistern.
Unter dem Motto »Ausbildung macht mehr aus uns« ist auch die große Azubi-Bundeskampagne aller IHKs gestartet. Mit dieser bundesweiten Mitmachkampagne soll auf Plakaten, in Bewegtbildern sowie in den Sozialen Medien gezeigt werden, was wirklich in den Ausbildungsberufen steckt.