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»Es ist ein Kriegswinter«

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Von: Eva Pfeiffer

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Um Energie einzusparen, will die JLU die Temperatur in den Gebäuden senken. Freitags und am Wochenende soll nur noch auf 16 Grad geheizt werden. Symbolfoto: dpa/Fernando Gutierrez-Juarez © Red

Die Justus-Liebig-Universität Gießen diskutiert über Einsparmöglichkeiten beim Energieverbrauch. Das Präsenzsemester steht aber nicht zur Debatte

Gießen . Nach zwei Pandemiewintern droht der Justus-Liebig-Universität (JLU) Gießen im kommenden Semester die Doppelkrise: Eine weitere Coronawelle und eine mögliche Energieknappheit. Die Hochschule hat daher Anfang August ihren Corona-Krisenstab reaktiviert und um »Energie« erweitert. Das teilte Unipräsident Prof. Joybrato Mukherjee in der jüngsten Sitzung des Senats mit. »Energie ist derzeit das drängende Thema im Krisenstab«, so der Uni-Präsident.

Von Mai bis Juli habe man bereits umfassend den Energieverbrauch der Hochschule analysiert, um mögliche Einsparpotenziale zu erkennen. Sowohl im Präsidium als auch im Krisenstab sei man sich einig darüber, dass nicht für den gesamten Hochschulbetrieb alles ins kleinste Detail regelbar sei. Denn dafür seien die Rahmenbedingungen an den einzelnen Fachbereichen zu unterschiedlich. Ziel seien daher vor allem »robuste Maßnahmen«, die flächendeckend umgesetzt werden können.

Dazu gehört beispielsweise ein geändertes Heizverhalten. Künftig sollen in den Gebäuden der Universität lediglich von Montag bis Donnerstag die Räume auf 19 Grad geheizt werden. Freitags und am Wochenende ist eine Temperatur von 16 Grad vorgesehen. Mukherjee sprach sich jedoch deutlich gegen den Begriff der »Vier-Tage-Woche« aus, denn das suggeriere, dass »Donnerstagabend die Stifte fallen gelassen werden«.

Freitags sind jedoch generell weniger Studierende vor Ort. Mukherjee erwartet, dass die für diesen Tag geplante Lehre zeitlich verlegt werden oder »punktuell digital« stattfinden kann. Sollte weder die Verlagerung ins Internet, noch die Verschiebung auf einen anderen Tag möglich sein, müsse man schauen, wie die Lehre bei der reduzierten Temperatur möglich ist oder gegebenenfalls die Kurse in einigen wenigen Räumen bündeln.

Eine generelle Rückkehr in die digitale Lehre, wie es in den ersten Pandemie-Semestern Standard war, will Mukherjee vermeiden. »Wir wollen flächendeckend Präsenzbetrieb. Aber wir müssen unseren Verbrauch drosseln.« Ziel sei eine Reduzierung des Energieverbrauchs um 25 Prozent, um so als Hochschule auch einen Beitrag zur Netzsicherheit zu leisten. Aber auch die Sorge um die explodierenden Kosten treibt das Präsidium um, denn die Hochschule gebe jährlich einen zweistelligen Millionenbetrag für Energie aus.

Das erstellte Konzept sei jedoch nicht starr, der JLU-Präsident rechnet damit, dass während des Semesters nachgesteuert werden muss - insbesondere, falls der anstehende Winter besonders kalt werden wird. Wichtig sei, dass die Kosten nicht auf die Studierenden umgelagert werden, auch wenn sie nun doch bei der Energiepauschale aus Berlin berücksichtigt werden. Die JLU will daher zusätzliche Arbeitsräume für Studierende einrichten.

Es gebe »große Ängste« seitens der Studierenden und viele Fragen aus den Fachschaften, gab ein Senatsmitglied zu bedenken. Studierende der Musikwissenschaften etwa müssten trotzdem an der Uni proben können. »Wir beabsichtigen keine Gebäudeschließungen«, betonte Guido Eisfeller, Leiter des Dezernats Liegenschaften. Wo niedrige Temperaturen etwa Instrumenten schaden könnten, werde man Lösungen finden. Auch die Bibliotheken würden weiterhin geöffnet bleiben.

»Wir müssen alle mitziehen. Es ist ein Kriegswinter«, appellierte Mukherjee. Gleichzeitig würden sich die aktuellen Probleme relativieren, im Vergleich zu dem, was die Menschen in der Ukraine erleben.

Mit massiven Corona-Einschränkungen rechnet Mukherjee nicht. Zu erwarten sei jedoch die Wiedereinführung der Maskenpflicht und gegebenenfalls ein Testangebot. Ab dem 14. September werde es erneut Impftage an der Hochschule geben.

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