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Es tut sich was auf Gießens Straßen

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Die Autospur auf der Kongresshallenseite am Berliner Platz ist bewusst so schmal angelegt, dass der Schwerverkehr den Fahrradstreifen zum Teil mitbenutzen muss und Radler damit nicht überholen kann. © Schäfer

Bürgermeister Alexander Wright stellte in der Agendagruppe »Nachhaltige Mobilität« bisher umgesetzte und künftig geplante Verkehrsprojekte vor. Der Verkehrsversuch in Gießen soll 2023 starten.

Gießen. Wenn schon der hartnäckigste Verkehrswendeaktivist zum Verkehrsversuch Anlagenring in den Chat schreibt: »Ich kann die Verschiebung auf 2023 mittragen, wenn die Zeit genutzt wird, dass auch gleich die Innenstadtstraßen und mehrere zuführende Fahrradstraßen aus den Stadtteilen mit verwirklicht werden.« Ja, dann hatte wohl der neue Verkehrsdezernent Wright einen nicht schlechten Eindruck hinterlassen - beim Onlinemeeting der Agengagruppe21 »Nachhaltige Mobilität«. Und Jörg Bergstedt von der Projektwerkstatt Saasen, der bisher eine »Verschleppung des Verkehrsversuches Anlagenring« als unermüdlicher Streiter lautstark anprangerte, war anscheinend nicht ganz unzufrieden darüber, was Wright vorher von sich gegeben hatte.

Mehr als ein Jahr ist es inzwischen her, dass der Verkehrsversuch beschlossen wurde und innerhalb eines halben Jahres umgesetzt werden sollte. Nun werden aus den sechs Monaten wohl 24. Das begründete Wright so: »Als der Beschluss gefasst wurde, dauerte es ein halbes Jahr, bis sich überhaupt etwas getan hat. Erst seit Januar ist das Büro (ein Planungsbüro aus Dortmund, d.Red.) dran.« Neue Ampeln würden gebraucht, sagte er und verwies auf die Situation am Oswaldsgarten, wo ein Schaltkasten für die Ampelschaltung durch ein Auto ramponiert wurde und aufgrund von Lieferengpässen noch immer nicht ersetzt werden konnte. »Ich weiß, das ist nicht zufriedenstellend. Ich hätte das auch gerne schon morgen.«

Jeden Tag radle er auf dem Anlagenring und fahre dabei seine Antennen aus. Dass das alles etwas länger als gedacht dauere, liege auch daran, dass alle möglichen Alternativen für den Verkehrsversuch »durchgerechnet werden müssten.« Einen Verkehrsversuchsbeginn hält er für »schwierig im Herbst, da der Winter naht und weniger Menschen mit dem Rad fahren.« Im Bauausschuss soll am 17. Mai die endgültige Planung vorgestellt und einige Tage hinterher auch der breiten Öffentlichkeit präsentiert werden.

Im Oktober hatte Gerda Weigel-Greilich vom abgewählten Bürgermeister Peter Neidel das Verkehrsdezernat mit übernommen. Ab März wurde es dem neugewählten Bürgermeister Wright übertragen. In den letzten Monaten war wenig bis gar nichts zu Planungen, geschweige denn Aktivitäten des Tiefbauamtes an die Öffentlichkeit durchgesickert.

Wieso lobte nun plötzlich Reiner Mathar, der Vorsitzende der Agendagruppe, die Kommunikation der Stadt? Nun, Wright hatte zuvor lang und breit über die Vorhaben seines Verkehrsdezernates berichtet: Dass der Kugelberg durch eine Halbschranke zur Anliegerstraße geworden sei. Allerdings fehlten noch »Aufkleber und Markierungen«. Dass in der Henselstraße die Einbahnstraßenrichtung umgekehrt werde, sodass Radverkehr auch in Gegenrichtung möglich sei. Dass es in Wieseck bei Obergarten-Schustergasse-Alte Schulstraße eine neue Verkehrsführung gebe. Dass im Bereich des Uniklinikums noch etliche Hindernisse für Radfahrer wie Umlaufsperren und Schranken wegfallen sollen. Dass in der Bahnhofstraße der Schutzstreifen für Radfahrer um 60 Meter verlängert werden, damit der Radverkehr bei Rückstau bis nach vorne an die ARAS (aufgeweitete Radaufstellstreifen) fahren kann. Dass es am Berliner Platz entlang der Kongresshalle Richtung Ludwigsplatz einen überbreiten Radschutzstreifen geben wird. Die Restfahrbahn sei dann so schmal, dass der Schwerverkehr diesen Schutzstreifen mitbenutzen müsse, jedoch Radfahrer nicht überholen dürfe. Im Bereich der Liebigstraße sei zwischen Frankfurter Straße in Richtung Bahnhofstraße im Bereich der Ladezone der Fahrradstreifen nach links verlegt worden, um der Gefahr durch sich plötzlich öffnende Türen der Ladefahrzeuge zu entgehen. In der Mittermaierstraße und in der Reichenberger Straße sollen an bestimmten Stellen Halteverbote eingerichtet werden, um die Querung der Straße für Fußgänger einsichtiger zu gestalten. Auch in der Heuchelheimer Straße seien letzte Woche Änderungen für Radfahrer umgesetzt worden. »Es ist also nicht so, dass wir nichts machen«, so Wright zu der Vorstellung der teilweise bereits vollendeten sowie nächsten Maßnahmen.

Noch umgesetzt werden sollen in diesem Jahr: In Kleinlinden die Aufhebung der Benutzungspflicht von Radspuren in der Frankfurter Straße, eine Ausweitung der 30er-Zone in der Wetzlarer Straße, eine 30er-Zone in der Frankfurter Straße, die Beauftragung eines Lärmgutachtens hinsichtlich einer 30er-Zone in der Ludwigstraße, der Sanierung dieser, der Radübergang der Alicenstraße über die Frankfurter Straße, Radfahrstreifen und Gehweg im Wiesecker Weg einschließlich einer Querungshilfe, Rad- und Gehweg Rödgener Straße, zusätzliche Fahrradabstellanlage neben dem Bahnhof, Fahrradweg von Löberstraße bis zur Ringallee und Fahrradstraßen Neue Bäue und Walltorstraße. »Die Fahrradstraßen Neustadt und Bahnhofstraße sind etwas komplexer, kommen 2023.« Nicht kommen wird eine solche auf dem Marktplatz, so Wright.

Ob die marode Konrad-Adenauer-Brücke vierspurig ausgebaut werde? Wright dazu: »Wir denken an eine breite Spur für Radler und für den ÖPNV. Ob das vier Spuren werden, ist noch offen.« Da spiele auch »die alte Logik« eine Rolle: Je breiter, desto mehr werde gefördert.

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Ein Übergang von der Alicenstraße über die Frankfurter Straße soll für Radfahrer geschaffen werden. © Schäfer

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