1. Startseite
  2. Stadt Gießen

Flexibel und interdisziplinär

Erstellt:

Von: Eva Pfeiffer

»Liberal Arts & Sciences«: Ein neuer Studiengang an der JLU Gießen nimmt Zukunftsthemen in den Blick. Start ist zum kommenden Wintersemester.

Gießen . »Und was macht man damit?« Wer ein geisteswissenschaftliches Studium absolviert hat, hat diese Frage zumeist nicht nur einmal gehört. Und auch diejenigen, die sich für den neuen Studiengang »Liberal Arts & Sciences« an der Justus-Liebig-Universität (JLU) einschreiben, werden sich vermutlich das eine oder andere Mal im Familien- oder Freundeskreis erklären müssen. Der Studiengang, der im kommenden Wintersemester erstmals angeboten werden soll, verbindet Geistes-, Sozial-, Technik- und Naturwissenschaften und ist bewusst flexibel gehalten. Wer sich für ihn immatrikuliert, soll in verschiedenen Bereichen Fachwissen sammeln, »aber auch wissen, wie man es verknüpft«, betonte JLU-Vizepräsidentin Prof. Katharina Lorenz beim Pressegespräch zur Vorstellung des neuen Angebots. Arbeitsbereiche für die Absolventen könnten etwa politische Institutionen, Nichtregierungsorganisationen, Wirtschaftsunternehmen oder auch Kulturindustrien sein.

Studierende sollen mitbestimmen

Die Regelstudienzeit beträgt sechs Semester, am Ende steht der Bachelor-Abschluss. Doch schon der Start unterscheidet sich von anderen Studiengängen: In den ersten beiden Semestern steht ein Orientierungsjahr an. In diesem soll sowohl das flexible Studieren gelernt als auch ein Einblick in die sogenannten Fach-Tracks vermittelt werden.

Diese »Fach-Tracks« bilden dann den Schwerpunkt im zweiten und dritten Studienjahr. In ihnen werden die Studierenden Zukunftsthemen wie Nachhaltigkeit, Digitalisierung und gesellschaftlicher Wandel aus der Perspektive von mindestens zwei Fächern betrachten. Je nach Ausrichtung wird das Studium dann entweder mit einem Bachelor of Art oder einem Bachelor of Science abgeschlossen. Eine Zulassungsbeschränkung soll es nicht geben. Wer noch einen Master dranhängen möchte, kann das passend zu seinen »Fach-Tracks« tun.

Eine weitere Besonderheit: Wie genau das Studium aufgebaut wird, steht noch nicht fest - und die JLU will das auch nicht alleine festlegen, sondern gemeinsam mit den Studierenden. Diese sollten sich fragen, was sie interessiert, sagte Ben Kahl, Referent für Studium und Lehre. »Sie haben die Möglichkeit, ihr Studienprogramm der Zukunft aktiv mitzugestalten.« Zum Start hofft die Uni auf eine »kleinere zweistellige Zahl« an Einschreibungen, damit die gewünschte Einbeziehung bei der Entwicklung gut umgesetzt werden kann.

Wer nach dem ersten Jahr merken sollte, dass ein Studium im Allgemeinen oder dieser Studiengang im Speziellen nicht das Richtige ist, kann sich über eine Art »Mini-Abschluss« freuen, denn das Orientierungsjahr wird mit einem Zertifikat abgeschlossen.

Dass sich Studierende umorientieren, sei nicht selten, sagte die Vizepräsidentin. Ein Abbruch oder Studiengangwechsel gehe aber häufig mit einem Gefühl des Versagens einher: »Das ist nicht einfach zu verkraften.« Zudem gebe es einige junge Menschen, die schlicht noch keine genaue Vorstellung davon haben, was sie mit ihrem Leben anfangen wollen. Für sie könne das Orientierungsjahr eine Möglichkeit sein, verschiedene Fächer, aber auch Forschungsmethoden kennenzulernen. Und auch, wer in der Familie bislang keine Berührungspunkte mit Hochschulen hat, könne von der besonderen Herangehensweise profitieren. »Es ist ein offenes Angebot, wo sich jeder zurechtfinden kann«, ist Lorenz überzeugt.

Damit die Studierenden trotz unterschiedlicher »Fach-Tracks« ein Zusammengehörigkeitsgefühl entwickeln, wird es das »College of Liberal Arts & Sciences« mit eigenen Räumen für Verwaltung und Koordination geben, außerdem werden die Studierenden in jedem Jahr ein Modul gemeinsam absolvieren. Das Lehrpersonal kommt aus den existierenden Fachbereichen. Vorgesehen ist außerdem ein Pflichtpraktikum im zweiten oder dritten Studienjahr. Dass es bei potenziellen Arbeitgebern angesichts des neuen Studiengangs zu Irritationen kommt, glaubt Lorenz nicht: »Viele Firmen suchen Generalisten, die breit aufgestellt sind.« Dass die Wirtschaft dem Studiengang positiv gegenüberstehe, zeige sich auch an den 20 Deutschlandstipendien, die im Studienjahr 2023/24 exklusiv dafür zur Verfügung stehen.

Die Bewerbungsfrist für das kommende Wintersemester beginnt am 1. Juni. Weitere Informationen im Internet unter www.uni-giessen.de/de/studium/studienangebot/bachelor/las.

Auch interessant