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Forschungsprojekt zu Covid-19

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Von: Rüdiger Schäfer

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Prof. Michael Knipper stellt die Stadtteilforscherin Theresa Martens aus Berlin vor. Foto: Schäfer © Schäfer

In der Gießener Nordstadt soll 2023 ein Forschungsprojekt zu Covid-19 starten. Dabei werden die Bewohner zu Stadtteilforschern. Geleitet wird es von der JLU.

Gießen. Beim Runden Tisch des Flussstraßenviertels wurde bekanntgegeben, dass in der Nordstadt 2023 ein Forschungsprojekt zu Covid-19 startet. Es soll die Frage beantworten: Wie kann man daraus Lehren für eine integrative, gerechte und reaktionsfähige Gesundheitsversorgung sowie Regierungsführung auf lokaler Ebene ziehen?

Im Rahmen des SMAPL-Projekts (Social Mobilization as Policymaking Lever) untersuchen Arbeitsgruppen aus Kanada, Brasilien, Peru und auch Deutschland die Wechselwirkungen von Zivilgesellschaft und dezentraler Regierungsführung während der Covid-19-Pandemie. Ziel ist es, aus der Vergangenheit zu lernen. Dazu einen Beitrag leisten will das Forschungsprojekt zu Covid-19 in der Nordstadt, das vom Institut für Geschichte der Medizin der Justus-Liebig-Universität (JLU) geleitet wird. Die Federführung liegt bei Prof. Michael Knipper, der die Professur im Fachbereich Global Health - Migration und Kulturwissenschaften in der Medizin innehat. »Wir wollen uns lokal anschauen, was in der Pandemie mit den Menschen passiert ist«, so Knipper. Man müsse mit den betroffenen Leuten sprechen. »Ansonsten haben wir bei einer möglichen nächsten Pandemie nichts dazugelernt.«

Was hat die Pandemie mit Menschen gemacht?

Dies in der Nordstadt zu tun, sei dem Kontakt mit Werner Fleck zu verdanken, der als »Medi-Do« jeden zweiten und vierten Donnerstag Bewohner des Quartiers im Nordstadtzentrum in medizinischen Fragen berät. Knipper stellte die Stadtteilforscherin Theresa Martens aus Berlin vor. 2023 wird sie ein halbes Jahr lang in dem Quartier tätig sein. »Bewohner sollen Daten für uns und mit uns erheben. Wir werten das aus und werden die Ergebnisse zurückspiegeln«, so Martens. Es werden dazu Workshops abgehalten. Die in die Untersuchung eingebundenen Bewohner erhalten Vergütungen.

Ein Sozialraum-Monotoring hat 2019 ergeben, dass Arbeitslosigkeit, Migrationshintergrund und nur ein geringer Grad an Schulausbildung im Flussstraßenviertel überdurchschnittlich hoch sind. Dass in der Corona-Pandemie bestimmte Bevölkerungsgruppen weniger gut als andere von der Regierung betreut worden seien, konstatierte Knipper. »Gerade finanziell schlechter gestellte Menschen hatten diesbezüglich größere Schwierigkeiten.« Danach soll nun auch in der Nordstadt geforscht werden. Wie erging es diesen Menschen während der Pandemie? Ausgewertet werden sollen die Geschichten von Menschen, die nicht den besten Zugang zum Gesundheitssystem haben. Dafür sollen Männer und Frauen aus dem Viertel als Stadtteilforscher ausgebildet werden, um in Gesprächen die Erfahrungen der Bewohner zu sammeln.

Erstellt wird außerdem eine historische Analyse der Geschehnisse in der Pandemie. Diese wird die Gegenwartsgeschichte in Deutschland dokumentieren und somit darüber Aufschlüsse geben, wie marginalisierte Gruppen in Bezug auf Covid-19 dargestellt, und wie weit ihre spezifische Lebenssituation, ihre Erfahrungen und Probleme während der Pandemie berücksichtigt wurden.

Neben der Veröffentlichung in wissenschaftlichen Publikationen sollen die Forschungsergebnisse auch in die lokalen Netzwerke, die Communities und die Stadtpolitik zurückgespiegelt werden. Finanziert wird das Forschungsprojekt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.

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